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Voller Einsatz auch im hohen Alter: Richard Lumegnon (80) und Irena Spüess (75) führen auf den Bauschänzli ihre Rock’n’Roll-Künste vor. Bild: SB

Bauschänzli-Tänzer zittern um ihr Paradies

Von: Sacha Beuth

16. August 2018

Seit Jahrzehnten gibt es auf dem Bauschänzli während des Sommers Musik und Tanz. Gerüchten zu Folge planen nun die neuen Betreiber, das Angebot nach dieser Saison einzustellen. Das wollen die Nutzer verhindern und sammeln Unterschriften.

Richard Lumegnon lässt sich auch von den hohen Temperaturen, die an diesem Freitagnachmittag auf dem Bauschänzli herrschen, nicht unterkriegen. Schwitzend, aber mit einem Lächeln im Gesicht, schwingt der 80-Jährige seine Lebenspartnerin Irena Süess (75) zu einem Rock’n’Roll-Stück über das Parkett – Hebefiguren inklusive. Für die Beiden ist der «Nachmittags-Tanz», der seit mehreren Jahrzehnten von Mitte Mai bis Ende August von 15 bis etwa 17.30 Uhr auf der Insel am Stadthausquai veranstaltet wird, ein fester Bestandteil ihres Lebens. Ein Tanzparadies nicht nur für sich, sondern für rund 500 weitere, meist ebenfalls im Rentneralter befindliche Personen. «Eine regelmässige Tanzveranstaltung mit Live-Band unter freiem Himmel – so etwas gibt es sonst nirgends in der Schweiz», betont Marianne Locher (72), die dafür seit acht Jahren regelmässig aus Bern anreist. Die gegenwärtigen Betreiber des Bauschänzlis, die Fred-Tschanz-Gruppe, stützt die Aussage: «Das Angebot erfreut sich generationenübergreifend grosser Beliebtheit. Darum haben wir trotz steigender Kosten daran festgehalten», sagt Geschäftsführerin Stephanie Portmann.

Doch nun scheint dieses Refugium bedroht. «Von Angestellten auf dem Bauschänzli haben wir erfahren, dass die Candrian Catering AG, welche die Lokalität ab 2019 führt, das Angebot aus ihrem Programm streichen will», erzählt besorgt Ingeborg Werner (75), die aus dem harten Kern der Bauschänzli-Tänzer eine Interessengemeinschaft gebildet hat und als deren Sprachrohr fungiert. Schon ein Bericht im «Tages-Anzeiger» vom Januar 2018, indem bezüglich der künftigen Pläne von Candrian lediglich von «zwei Tanzabenden zu Livemusik» die Rede ist, habe bei ihr die Alarmglocken läuten lassen. «Denn mit lediglich zwei Tanzabenden kann das Bedürfnis nie und nimmer gedeckt werden». Im Mai fragt sie darum direkt bei Candrian nach, ob und wie der «Nachmittagstanz» in den Plänen des Unternehmens Berücksichtigung findet. Deren Antwort lässt alle Möglichkeiten offen: Man werde im Sommer das Programm-Konzept erstellen und voraussichtlich im Spätherbst informieren. Doch Ingeborg Werner und ihre Mitstreiter fürchten, dann vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Darum haben Sie vorgebeugt und eine Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Nachmittag-Tanzes gestartet. Rund 600 Unterschriften sind schon zusammen. Sie sollen in den nächsten Wochen sowohl der Candrian-Gruppe wie der Stadt als Besitzerin der Liegenschaft überreicht werden. Letztere war im Vorfeld ebenfalls informiert und gebeten worden, sich für das Anliegen der Tänzer einzusetzen. Die Liegenschaftenverwaltung lässt vorerst nur verlauten, dass man mit der Candrian Catering AG im Gespräch über das Detailkonzept für den Betrieb auf dem Bauschänzli ab 2019 sei und Frau Werner demnächst antworten wolle.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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Leserkommentare

Ursula Hennings - Nachtigall, ick hör Dir latschen!!! Nicht nur time is money, sondern auch Platz is Money - was schert einen Betreiber (und hier also auch die Stadtverwaltung) die lästige Lebensfreude der Besucher, wenn mit Verschwinden der Tanzfläche nicht nur mehr Tische
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Beatrice Meier - Wo kann man unterschreiben?

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