mobile Navigation

News

Felicia schaut Andreas Hochstrasser, Sicherheitsbeauftragter für Spielplätze bei Grün Stadt Zürich, bei seiner Arbeit zu. Bild: SB

Bei Spielplätzen geht Zürich auf Nummer sicher

Von: Sacha Beuth

23. März 2021

Auf Schweizer Kinderspielplätzen scheint die Verletzungsgefahr gross, spricht ein neuer Bericht der BFU doch von 9000 Unfällen, die sich dort jährlich ereignen. Als eine der Ursachen werden Infrastrukturmängel hervorgehoben. Doch dies gilt laut Kontrolleur Andreas Hochstrasser von Grün Stadt Zürich kaum für Zürich.

Es ist Freitagnachmittag, schönes Wetter und der Spielplatz Artergut im Kreis 7 darum auch gut belegt. Ein Anblick, den Andreas Hochstrasser erfreut. «Glücklich herumtollende Kinder – so muss es sein.» Der Sicherheitsbeauftragte für Spielplätze bei Grün Stadt Zürich beugt sich zu seiner Tasche und nimmt eines der Prüfutensilien raus, welche er für Demonstrationszwecke für das «Tagblatt» extra mitgebracht hat. Der «Prüfkörper für Kopffangstellen» weckt das Interesse der in der nähe spielenden Felicia. Als Hochstrasser das rote, schüsselartige Ding zwischen die Maschen der Hängebrücke des Kletterturms steckt, kommt die Fünfeinhalbjährige näher und fragt: «Was machst Du da?» Hochstrasser schmunzelt und antwortet: «Ich prüfe, ob alles in Ordnung ist mit den Spielplatzgeräten». Offenbar befriedigt von der Antwort wendet sich Felicia ab, um weiter zu spielen. Anders der «Tagblatt»-Journalist, der es etwas genauer wissen möchte. «Mit ihm kontrolliere ich, ob die Abstände gross genug sind, so dass Kopf und Körper eines Kindes entweder ganz durch die Maschen passen oder gar nicht. Würde nämlich ein Kind darin hängenbleiben, könnte es zu schlimmen Verletzungen kommen», erklärt Hochstrasser.

Die beschriebene Handlung ist nur eine von einer Vielzahl an Aufgaben, die bei einer Sicherheitsüberprüfung von Spielplatzgeräten anfallen. Und es ist eine Tätigkeit, die angesichts der neusten Zahlen der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU nun besonders in den Fokus rückt. Gemäss deren Hochrechnung, der die Daten einer national durchgeführten jährlichen Haushaltsbefragung zu Grunde liegen, verunfallen in der ganzen Schweiz pro Jahr rund 9000 Kinder und Jugendliche auf Spielplätzen. Wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist, ist die Ursache – neben individuellem Fehlverhalten – nicht selten der mangelhafte Unterhalt der Spielplatzgeräte.

Hochstrasser kennt die Zahl, gibt aber zu bedenken, dass es sich dabei nicht um einen absoluten Wert, sondern im weitesten Sinne um eine bessere Schätzung handelt. «Ausserdem ist nicht jeder Unfall auf einem Spielplatz auch automatisch ein Spielplatzunfall. Denn ein Unfall, weil zwei Kinder ineinandergerannt sind und sich verletzt haben, hätte auch abseits eines Spielplatzes passieren können.»In seiner 15-jährigen Dienstzeit als Sicherheitsbeauftragter seien ihm pro Jahr gerade mal eine Handvoll Spielplatzunfälle bekannt beziehungsweise gemeldet worden. Und nur in den seltensten Fällen lag die Ursache bei Mängeln an den Gerätschaften.

Damit will der 61-Jährige die Wichtigkeit eines sorgfältigen Unterhalts und der korrekten Installation von Spielplatzgeräten zwecks Unfallvermeidung keinesfalls herunterspielen. «Bei Grün Stadt Zürich wird diesem Punkt höchste Priorität eingeräumt. Wir kontrollieren lieber einmal zu viel als zu wenig.» Schliesslich nage auch an den Spielgeräten der Zahn der Zeit und führe etwa beim Lager an den Schaukelketten zu Verschleiss und bei Holzgeräten zu Vermorschung.

Schrammen gehören dazu

Jeden Tag ist ein vierköpfiges Team von Grün Stadt Zürich darum auf den rund 600 öffentlichen Spielplätzen der Parkanlagen, städtischen Wohnbausiedlungen, Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen Zürichs unterwegs. Alle ein bis zwei Wochen wird jeder Einzelne im Turnus einer visuellen Kontrolle dreimal pro Jahr einer Funktions- und Verschleisskontrolle und einmal pro Jahr einer Hauptinspektion unterworfen. «Und natürlich muss jedes neue Gerät direkt nach der Installation von uns abgenommen werden, bevor es in Gebrauch gesetzt werden darf.»

Trotz dieser Massnahmen sei eine hundertprozentige Sicherheit nicht möglich. «Das wäre auch gar nicht zielführend. Kleinere Prellungen und Schrammen gehören zum Lernprozess eines Kindes. Was wir verhindern müssen, sind schwere Unfälle.»

In puncto Sicherheit könnten Eltern ihre Kinder guten Gewissens den öffentlichen Spielplätzen Zürichs anvertrauen. Bei allen Anlagen empfiehlt Hochstrasser, einerseits auf Sauberkeit und generelle Pflege des Spielplatzes zu achten und andererseits zu prüfen, ob die Geräte mit einer «EN 1176»-Plakette (= Gerät entspricht dem neusten europäischen Sicherheitsstandard) ausgerüstet sind. Und ob auf einer Tafel oder einem Schild eine Telefonnummer verzeichnet ist, unter der man Unfälle und Mängel melden kann. «Das ist wichtig zu wissen, denn laut OR ist in der Schweiz immer der Werkeigentümer – bei öffentlichen Spielplätzen die Gemeinde, bei privaten in der Regel der Liegenschaftenbesitzer – für den Unterhalt eines Spielplatzes zuständig und haftet bei Mängeln auch dafür.»

Weitere Infos zum Thema: www.bfu.ch/de/ratgeber/spielplaetze

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare