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Liebesbetrüger nutzen ihre Opfer emotional aus. Wird nach Geld verlangt, sollte der Kontakt abgebrochen werden. (Symbolbild: beeboys / Adobe Stock)

Betrügerische Liebe

Von: Christian Saggese

06. Juli 2021

In Zürich wurde kürzlich eine Liebesbetrügerin verhaftet, die von ihrem Opfer bereits 160 000 Franken ergaunert hatte. Kein Einzelfall.

Als Kantonspolizisten kürzlich am Zürcher HB einen 78-jährigen Mann in Begleitung einer 33-jährigen Frau sahen, kam ihnen die Situation seltsam vor. Sie befürchteten, der Senior könnte Opfer eines Trickdiebstahls werden. Die Wahrheit entpuppte sich laut Medienmitteilung aber als noch schlimmer: Bei der jungen Rumänin an seiner Seite handelte es sich um eine Liebesbetrügerin. Sie gaukelte ihrem Begleiter die grosse Liebe vor. Mit verschiedenen Geschichten zog sie ihm bis zu jenem Zeitpunkt rund 160 000 Franken aus den Taschen. Sie wurde verhaftet.

«Romance Scam» nennt sich diese Betrugsmasche, eine moderne Art von Heiratsschwindel. Es ist ein Verbrechen, das sich über einen längeren Zeitraum ziehen kann, da das Opfer durch die falschen Liebesbekundungen eine emotionale Abhängigkeit zum Täter entwickelt. Letztes Jahr registrierte die Stadtpolizei Zürich 33 solcher Straftaten, dreimal mehr als noch zwei Jahre zuvor. Und dabei handelt es sich nur um die Betrugsfälle, die zur Anzeige gebracht wurden – die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein, sagt Stapo-Sprecher Pascal Siegenthaler: «Dies aus dem einfachen Umstand heraus, weil sich die Geschädigten für ihr grenzenloses Vertrauen, das dann schamlos ausgenutzt wird, ausgesprochen schämen. Sie schämen sich aber nicht nur gegenüber der Polizei, sondern insbesondere auch gegenüber ihrem eigenen Umfeld.»

Egal, ob die Tat online oder in einem Zürcher Park geschieht, der Ablauf ist immer ähnlich, so Siegenthaler: «Ältere Menschen, oft Männer, werden meist von jungen Frauen angesprochen. Die Täterschaft tischt ihren Opfern dann ‹herzzerreissende› Lebensgeschichten auf, beispielsweise, dass es an Geld für die Operation ihres Kindes fehle. Weiter werden für ein entsprechendes Darlehen Gegenleistungen in Form von Putzen bis hin zu sexuellen Gefälligkeiten versprochen. Ist das Geld erst mal geflossen, verschwindet die Täterschaft. Es sei denn, es besteht Aussicht darauf, noch mehr Geld bei der ahnungslosen geschädigten Person holen zu können».

Ist die Liebe realistisch?

Wie aber kann man sich vor «Romance Scam» am besten schützen? Die Stadtpolizei rät, auf Facebook und ähnlichen Plattformen nie Freundschaftsanfragen anzunehmen, wenn man die Menschen nicht auch im realen Leben kennt. «Fragen Sie sich auch, wie realistisch es ist, dass ein gut situierter, attraktiver Mensch aus einem fernen Land ohne irgendeinen Bezug zu Ihrem Leben plötzlich eine Fernbeziehung mit Ihnen beginnen möchte.» Misstrauisch sollte man zudem werden, wenn das Gegenüber auf einer Partnerbörse bereits von der grossen Liebe spricht, bevor es überhaupt zu einem ersten Treffen gekommen ist.

Wichtig sei es auch, keine heiklen und intimen Bilder von sich zu verschicken, da man sich damit erpressbar macht. Und wenn die angebliche Liebe plötzlich um eine Menge Geld oder materielle Güter bittet, «muss der Kontakt sofort abgebrochen werden».

Da das Opfer oft blind vor Liebe ist, sollten seine Freunde und Familie eine neue Bekanntschaft zumindest zu Beginn nicht völlig unkritisch betrachten. Besteht der Verdacht, dass es sich um eine Betrügerin handelt, müsse der Verliebte direkt darauf angesprochen werden, unterstützt durch Präventionsbroschüren, die es bei der Polizei gibt. Auch sollte er motiviert werden, einen Polizeiposten aufzusuchen. Zeigt der Betroffene keinerlei Einsicht, sondern gerät immer mehr in eine finanzielle Notlage, sei es sinnvoll, die kantonale Erwachsenenschutzbehörde miteinzubeziehen, rät die Polizei.

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