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Wieder mehr Platz auf dem Münsterhofplatz? Erstmals seit 16 Jahren ist die Bevölkerungszahl in Zürich wieder rückläufig. Symbolbild: Stadt Zürich

Bevölkerungsrückgang in Zürich wegen Corona

Von: Sacha Beuth

25. August 2020

Immer wieder war davon die Rede, dass Zürich wächst und wächst und sich bezüglich Einwohnerzahl immer schneller der 500 000er-Grenze nähert. Nun wurde dieses Wachstum laut Statistik Stadt Zürich abrupt gebremst: Das erste Mal seit 2004 hat die Bevölkerungszahl der Stadt Zürich in der Halbjahres- Betrach­tung abgenommen. Massgeblichen Einfluss darauf hat der Corona-Lockdown.

Die Zahlen von Statistik Stadt Zürich lassen aufhorchen: Nachdem in den letzten 16 Jahren die Bevölkerung Zürichs ständig gewachsen war, ist sie nun im ersten Halbjahr 2020 wieder rückläufig. Zwar beträgt die Abnahme nur 275 Personen auf neu nun 433 733 Einwohner. Seit 2015 hatte Zürich jedoch um durchschnittlich 5800 Personen pro Jahr zugelegt. «Es konnte deshalb davon ausgegangen werden, dass Zürich bald so gross sein würde wie nie zuvor: Bis zur Höchstmarke von 440 180 Personen aus dem Jahr 1962 fehlten Ende 2019 nur noch 6172 Menschen. Nun wurde die Entwicklung gebremst und es ist auch davon auszugehen, dass der Verlust im zweiten Halbjahr nicht aufgeholt wird», erklärt Klemens Rosin von Statistik Stadt Zürich.

Deutlich weniger Zuzüger

Ein detaillierter Blick in die Statistik zeigt: Der Rückgang lässt sich vor allem auf den Einbruch bei den Zuzüger-Zahlen zurückführen. Während im Vergleich zur Vorjahrsperiode die Zahl der Geburten und Todesfälle praktisch gleich blieb, zogen rund 1200 Personen weniger weg (–6 Prozent), aber zugleich 3500 Personen weniger zu. Dies entspricht einem Rückgang von 17 Prozent. In dieser Kategorie sind es vor allem Ausländer mit Aufenthaltsbewilligung B, also sogenannte Jahresaufenthalter. Doch was ist der Grund dafür? Hat Zürich plötzlich ein Attraktivitätsproblem? «Nein», widerspricht Anna Schindler, Direktorin Stadtentwicklung Zürich. «Es liegt vielmehr an der Coronakrise, genauer am daraus resultierenden Lockdown. Die überwiegende Mehrheit der Ausländer mit Aufenthaltsbewilligung B sind Arbeitsmigranten oder Studenten. Wegen des Lockdowns beziehungsweise den geschlossenen Grenzen wurde deren Zuzug verunmöglicht oder zumindest erschwert.» Um Alarm zu schlagen, gäbe es aber keinen Grund. «Einerseits sind dafür die absoluten Zahlen des Rückgangs im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nur im Promillebereich und damit nicht gravierend. Andererseits zeigt der Trend am Ende der Halbjahresperiode bereits wieder nach oben. Richtig wäre darum, von einer leichten Bremsung statt von einem Rückgang zu sprechen.»

Wollishofen legt weiter zu

Bei der Wachstumsbremse sind die einzelnen Quartiere unterschiedlich betroffen. 16 Quartiere wuchsen trotz allem weiter. Am stärksten war die Zunahme in Wollishofen, unter anderem weil dort viel neuer Wohnraum geschaffen wurde. Dagegen verzeichneten 18 Quartiere eine Abnahme, am stärksten Affoltern und Altstetten. Der Rückgang in Affoltern lässt sich laut Rosin auch dadurch erklären, dass dort eine grosse Zahl an Wohnungen abgebrochen wurde. «In Altstetten entstanden dagegen im letzten halben Jahr 140 neue Wohnungen. Der Rückgang muss folglich an einem anderen Grund als an der Bautätigkeit liegen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

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