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Illegal entsorgter Müll bei einer Sammelstelle in Schwamendingen. Leserbild: CM

Bleibt der Müll liegen, fallen die Hemmungen

Von: Sacha Beuth

18. April 2023

In Schwamendingen türmten sich nach Ostern an einigen Strassen Berge von illegal entsorgtem Müll. Kein Einzelfall, denn die Ursache hierfür sind nicht nur ausgefallene Reinigungstage, sondern fehlende soziale Kontrolle.

Christian Mettler traute seinen Augen kaum, als er am Osterwochenende an der Sammelstelle bei der Ecke Luchswiesenstrasse / Altwiesenstrasse in Schwamendingen vorbeikam. «Die Container waren umrahmt von illegal entsorgtem Müll, der sich weit auf das Trottoir ausbreitete», erzählt der Anwohner. Und es sei kein Einzelfall, wie er gegenüber «Blick» betont. «Jedes Wochenende ist es hier total verdreckt, aber so schlimm war es noch nie.» Meist handle es sich dabei um Dinge, die man gratis entsorgen könne, wie Taschen voller PET-Flaschen oder defekte Elektrogeräte. Dann gebe es aber auch Sperrgut, das einfach nicht abgeholt wird. «Seit rund vier Monaten steht auf einer Wiese zwischen der Altwiesenstrasse 146 und 148 ein Sofa. Und niemanden interessiert es!»

Ein Vorwurf, den man bei Entsorgung + Recycling Zürich ERZ umgehend zurückweist. «Aufgrund der Osterfeiertage fanden zwar am Karfreitag und am Ostermontag keine Reinigungen von Wertstoff-Sammelstellen statt, weshalb unsere Mitarbeitenden am Dienstag an den Wertstoff-Sammelstellen mehr Abfall einsammelten als üblich. Ansonsten finden unsere Touren in Schwamendingen in derselben Frequenz statt wie in anderen Quartieren», schreibt ERZ-Mediensprecher Daniel Eberhard. Auch habe man Kenntnis von dem illegal entsorgten Sofa, welches Mettler erwähnte. «Da sich dieses jedoch auf einem Privatgrundstück befindet, dürfen wir es nicht einfach so abtransportieren. Für dessen Entsorgung ist die Eigentümerschaft beziehungsweise Liegenschaftsverwaltung des Grundstücks zuständig.» Auf öffentlichem Grund werde jedoch illegal entsorgter Abfall von ERZ generell so rasch wie möglich eingesammelt. «Dies hat auch eine präventive Wirkung: Denn erfahrungsgemäss ziehen Verunreinigungen weitere Verunreinigungen an.» Dass ein Problem besteht, will aber auch Eberhard nicht grundsätzlich negieren: «Wir stellen in Quartieren mit hoher Dichte, zu denen auch Schwamendingen gehört, tendenziell mehr Fälle illegaler Abfallentsorgung fest als in anderen Quartieren. Wir gehen davon aus, dass die Ursache dafür oft die fehlende soziale Kontrolle ist.»

Nächtliche Entsorgung

Ähnlich sieht dies Dany Hermel, Vizepräsidentin des Quartiervereins Schwamendingen. «Anders als etwa an der Langstrasse sind die meisten Quartierstrassen in Schwamendingen nachts unbelebt. Im Schutze der Dunkelheit und Anonymität fallen dann die Hemmungen und man entsorgt Abfall und Sperrgut am Strassenrand oder stellt seinen Müll zu Artikeln hinzu, die korrekt zur Abholung durch ERZ angemeldet wurden.»

Wie dem Problem beizukommen sei, darüber herrschen unterschiedliche Ansichten. ERZ und Hermel sehen die Lösung in der (verstärkten) Aufklärung der Quartierbevölkerung. Mettler hingegen winkt ab: «Was nützen Infoflyer, wenn die Hälfte der Bewohner diese mangels Deutschkenntnisse nicht lesen kann?» Er schlägt – «inklusive Bussen, die wehtun» – eine Videoüberwachung vor und verweist dazu auf eine entsprechende Wegleitung des Kantons Zürich, nach der andere Gemeinden ihre Sammelstellen mit Kameras aufgerüstet haben. Das wiederum hält Dany Hermel für zu extrem, da dabei auch Leute aufgenommen werden, die sich korrekt verhalten. Mehr Touren durch ERZ seien auch nicht möglich, dafür würden laut Eberhard die Ressourcen fehlen.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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