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Geschäftiges Treiben vor der Coop-Filiale auf der Bahnhofbrücke. Geht es nach Handel Schweiz, soll dieser Zustand auch an Sonntagen herrschen. Symbolbild: iStock

Bleibt Sonntagsverkauf in Zürich ein Tabu?

Von: Sacha Beuth

08. Oktober 2019

Der Dachverband des Handels fordert, die Ladenöffnungszeiten weiter zu liberalisieren. Insbesondere sollen die Geschäfte auch am Sonntag generell offen haben dürfen. In Zürich hat man für das Begehren jedoch kaum ein offenes Ohr, zumal für den lokalen Handel andere Probleme im Vordergrund stehen.

Immer mehr Umsatz des stationären Handels fliesst ins Onlinegeschäft ab. Das hat nicht nur negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen, sondern auch auf die Zahl der Arbeitsplätze. Nun hat Handel Schweiz, der Dachverband des Handels, Alarm geschlagen. Um dem Internet Paroli bieten zu können, fordert Kaspar Engeli, Direktor von Handel Schweiz, dass Läden am Sonntag generell offen haben dürfen.

Ein Begehren, das in Zürich einem Tabubruch gleichkäme, sind doch nicht nur linke, sondern auch kirchliche Kreise in der zwinglianischen Limmatstadt gegen allgemeine Sonntagsöffnungszeiten bzw. Sonntagsarbeit. «Von einer vollständigen Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten wäre die Gesundheit der Angestellten sowie ihr Sozial- und Familienleben besonders beeinträchtigt. Aufgrund ihrer ökonomischen Situation wären die meisten von ihnen nicht in der Lage, sich dem zusätzlichen Druck auf ihre Bereitschaft zur Flexibilität zu entziehen», erklärt Nicolas Mori, Leiter Kommunikation der Reformierten Kirche Kanton Zürich.

Noch mehr Unverständnis löst das Ansinnen bei den Gewerkschaften aus. «Die Beschäftigten im Detailhandel arbeiten bereits jetzt an sechs Tagen in der Woche, unter enormem Druck und schlecht entlohnt. Auch sie haben das Recht, wenigstens einen Tag in der Woche mit ihren Familien verbringen zu können. Die Behauptung, sie würden den freien Tag gern opfern, um Zulagen für die Sonntagsarbeit zu bekommen, ist völlig aus der Luft gegriffen», betont Björn Resener vom Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich und fügt hinzu: «Zudem kann bezweifelt werden, dass dem Onlinehandel mit einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Garaus gemacht werden kann.»

Parkplätze sind wichtiger

Sogar lokale Vertreter des Gewerbes sehen gegenwärtig keinen Grund, sich für Sonntagsöffnungszeiten aus dem Fenster zu lehnen. «Die Zeit dafür ist noch nicht reif», so Andreas Zürcher, Geschäftsführer der City Vereinigung. «Zudem ist Sonntagsarbeit teuer und lohnt sich nur bei hoher Kundenfrequenz.» Dafür gebe es ja bereits Ausnahmeregelungen. «Wichtiger für die Stadtzürcher Geschäfte ist, dass der Privatverkehr nicht von der Innenstadt abgesperrt und der historische Parkplatzkompromiss beibehalten wird.»

Den Aussagen entgegen steht die allgemeine Tendenz, dass sich immer mehr Leute auch am Sonntag offene Geschäfte wünschen. «Das Familienbild und die -strukturen haben sich geändert. Viele möchten heute mit der gleichen Selbstverständlichkeit am Sonntag einkaufen, wie sie am Wochenende Ski fahren, essen oder ins Museum gehen. Man braucht sich an Sonntagen nur in den Geschäften an Bahnhöfen, Flughäfen und Tankstellen etc. umzusehen.»

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