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Die Existenz vieler Schausteller ist bedroht. (Symbolbild: AxG / AdobeStock)

Branche vor dem Aus

Von: Christian Saggese

18. August 2020

Abgesagte Veranstaltungen und keine Einnahmen: Die Coronakrise bedroht das Schaustellergewerbe. Lichtblick: eine Mini-Chilbi in Zürich.

Das Sechseläuten, das Knabenschiessen oder die Schwamendinger Chilbi: Es sind Veranstaltungen, die nicht nur ein wichtiger Teil unserer Volkskultur sind, sondern auch essenziell für das Überleben des Schaustellergewerbes. Doch ausgerechnet diejenigen, die mit ihren Attraktionen und Ständen Freude in das Leben der Bevölkerung bringen, stecken momentan in einem Albtraum fest. Die Coronakrise, und die damit verbundenen abgesagten Veranstaltungen, bedrohen die ganze Branche.

«Schausteller und Marktfahrer stehen vor dem Aus!», heisst es denn auch in einer Medienmitteilung, die von verschiedenen Schaustellerverbänden kürzlich gemeinsam verfasst wurde. Konkretisiert wird dies vom Stadtzürcher Peter Howald, dem Präsidenten des Schausteller-Verbands-Schweiz: «Es gibt momentan für uns keine Arbeit. Ich persönlich rechne mit einem Umsatzverlust von 98 Prozent dieses Jahr. Und so geht es vielen Kollegen. 90 Prozent der rund 2800 Schausteller in der Schweiz droht derzeit der Konkurs.» Auch den Zulieferfirmen, wie Elektriker, Standbauer, Bäcker und Getränkelieferanten, gehen Einnahmen verloren. «7000 bis 8000 Arbeitsplätze sind durch die aktuelle Situation direkt und indirekt betroffen», halten die Verbände fest.

Um ein Zeichen zu setzen, wird heute Mittwoch zu einer Kundgebung auf dem Bundesplatz ausgerufen. Denn die Schausteller fühlen sich vom Bund im Stich gelassen. Sie verlangen umgehend finanzielle Hilfe und eine Perspektive, wie es mit ihrem Gewerbe weitergehen soll. Die Corona-Erwerbsersatzentschädigung würde knapp zum Überleben reichen, so Howald. «Einnahmen generieren wir aber trotzdem nicht.» Die Bewilligung von Grossveranstaltungen ab Oktober bringe ebenfalls keine Vorteile, da die Events bereits abgesagt sind «und unsere Branche im Winter sowieso mehrheitlich stillsteht».

Ein Dank an Zürich

Im Juli sollte es zum Gespräch zwischen dem Bund und Schaustellern kommen. «Dies wurde nun aber zum vierten Mal verschoben, auf Ende August.» Für Peter Howald ein Hohn und gleichzeitig eine geringe Wertschätzung für ihre Arbeit: «Dabei sind Chilbis und Jahrmärkte nicht nur für die Bevölkerung eine Bereicherung, sondern ein Imagegewinn für den Austragungsort. Zudem wird das lokale Gewerbe unterstützt. Und grosse Vergnügungsanlagen, wie der Europa-Park, zeigen, dass unser Geschäftszweig nicht etwa Superspreader-Events hervorbringt».

Aber nicht nur der Bund, auch die Städte und Gemeinden werden von den Schaustellerverbänden in die Verantwortung genommen. Diese sollen schnellstmöglich Lunapark Lights, das heisst temporäre Miniparks, erlauben, «um zumindest einige wenige Franken einzunehmen». Laut Howald wurden einige Gesuche verschickt. Die Stadt Zürich hat bereits reagiert. Eine solche Mini-Chilbi mit kleinem Warenmarkt und etwa sieben Bahnen gibt es vom 27. August bis und mit 13. September im Albisgüetli, «und der Stadtrat der Stadt Zürich verzichtete auf das Platzgeld. Ein Geschenk, das wir zu würdigen wissen. Ein Lichtblick.»

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