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Die kulturelle Vielfalt in Zürcher Kindergärten sei eine grosse Herausforderung. Symbolbild: Clipdealer

Brennpunkt Kindergarten: Jetzt sollen die Löhne steigen

Von: Ginger Hebel

01. Oktober 2019

Bildung: Kindergartenlehrpersonen sollen künftig mehr Lohn erhalten und auch auf der Unterstufe unterrichten dürfen. Viele ältere, erfahrene Kindergärtnerinnen und Kindergärtner gehen jedoch leer aus. Sie müssen erneut die Schulbank drücken, wenn sie mehr verdienen wollen.

Der Kindergarten gehört seit 15 Jahren zur Volksschule. «Er ist das Fundamt, daher wollen wir ihn in den nächsten Jahren Schritt für Schritt stärken», sagt die Zürcher Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Silvia Steiner. Doch viele Kindergartenlehrpersonen in der Stadt Zürich sind mit den Anstellungsbedingungen unzufrieden, sie fühlen sich diskriminiert und kämpfen schon lange für mehr Lohn. Sie verdienen weniger als Primarlehrerinnen und -lehrer, obwohl sie ins Primarstufenteam integriert sind und gleichwertige Arbeit leisten. «Das ist frustrierend», betont Ursina Zindel, Präsidentin des Verbands Kindergarten Zürich. «Wir fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit als Zeichen der Wertschätzung.»

Das sieht auch Bildungsdirektorin Silvia Steiner so und startete hierzu eine Vernehmlassung. Künftig sollen Kindergartenlehrpersonen auf der gleichen Lohnstufe arbeiten wie Primarlehrerinnen und -lehrer. Wann die neue Regelung in Kraft tritt, ist noch unklar.

Höhere Anforderungen

Die bessere Entlöhnung rechtfertige sich auch durch die gestiegenen Anforderungen im Kindergarten. Die kulturelle Vielfalt heutzutage sei eine grosse Herausforderung, betont Gabriella Bazucchi von der Lehrpersonenkonferenz der Volksschule. In sozial benachteiligten Schulgemeinden hätte oft nur ein Drittel der Kinder Deutsch als Erstsprache. Auch die Tatsache, dass die Kinder immer jünger in den Chindsgi kommen, erschwere die Unterrichtsgestaltung. «Oft fehlt ihnen die nötige Selbstständigkeit. Es ist für Kindergartenlehrpersonen schwierig, jedem Kind die nötige Aufmerksamkeit zu widmen», sagt Ursina Zindel.

Künftig will der Kanton Zürich ausschliesslich eine kombinierte Ausbildung anbieten, damit Lehrpersonen sowohl auf der Kindergarten- wie auch auf der Unterstufe unterrichten und somit flexibler eingesetzt werden können. Mehr Lohn gibts aber nicht für alle. Ältere, erfahrene Kindergärtnerinnen und solche, welche eine andere Ausbildung gemacht haben, gehen leer aus. Rund 60 Prozent aller Kindergartenlehrpersonen in Zürich besuchten noch das Kindergartenseminar, weil damals die Pädagogische Hochschule noch gar nicht existierte.

Für Kindergärtnerinnen der alten Garde ist die neue Regelung ein Affront. Auch für Yvonne Tremp, die seit 30 Jahren in Zürich-Altstetten als Kindergärtnerin arbeitet. «Wir haben jahrelange Erfahrung in der Arbeit mit Kindern. Wenn auch wir mehr Lohn wollen, müssen wir uns nachqualifizieren. Da frage ich mich, was fehlt uns denn?» Es nehme sie wunder, wie gross der Aufwand dieser zusätzlichen Ausbildung sei und ob sie diese selber bezahlen müsse. In Zürich gibt es einen hohen Bedarf an Lehrpersonen. Vor den Sommerferien waren viele Stellen vakant. Gewisse Kindergärten mussten aufgrund von Personalmangel gar schliessen. «Dabei ist der Start ex­trem wichtig für die ganze Schulkarriere», betont Ursina Zindel.

Der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) enerviert sich darüber, dass man erfahrene Lehrpersonen aus den Schulklassen abziehen möchte, damit sie erneut die Schulbank drücken, um eine Stufenerweiterung zu erhalten. «Somit wird erneut eine Ungleichheit innerhalb derselben Berufsgruppe geschaffen», sagt Fabio Höhener vom VPOD Zürich. Er erachtet es angesichts der steigenden Schülerzahlen als nötig, einerseits junge Lehrpersonen für die Kindergartenstufe zu gewinnen, andererseits aber die erfahrenen Lehrpersonen im Beruf zu halten. Der VPOD hat deshalb die Petition «Lohnklasse 19 für alle» lanciert.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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