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Wird Arno Del Curto auch nächste Saison die ZSC Lions führen? Bild: Keystone

Del Curto – der Getriebene

Von: Sacha Beuth

12. März 2019

EISHOCKEY Erstmals seit 2006 haben die ZSC Lions das Playoff verpasst. Statt um den Titel zu spielen, müssen die Löwen in die Platzierungsrunde. Trotz des Debakels stand Coach Arno Del Curto Red und Antwort und lud das «Tagblatt» sogar zu einem Gespräch in sein Büro ein. Ein Erlebnisbericht.

Heftig flattern am vorletzten Dienstag die Fahnen an den Stangen der Kunsteisbahn Oerlikon. Das Bild passt zur Situation. Die ZSC Lions haben nach Ihrer Niederlage gegen Servette Genf, welche zugleich das Verpassen des Playoff bedeutete, zu einer Pressekonferenz in die Kebo geladen. Und nach dem Debakel weht ihnen ein scharfer Wind entgegen. Auch Headcoach Arno Del Curto, der bei seinem Amtsantritt im Januar von den ZSC-Fans wie ein Heilsbringer empfangen worden war.

Del Curto gibt sich vor der versammelten Journalistenschar ruhig und unerschütterlich, lässt sogar gelegentlich ein Lächeln zu. Und ist im Innern doch angespannt und wohl auch verärgert.

«Arno Del Curto, wie konnte es dazu kommen, dass die ZSC Lions sich nicht für das Playoff qualifizieren?», lautet die erste Frage. Del Curto blickt über den Rand seiner Brille dem Fragesteller tief in die Augen und antwortet: «Jetzt ist es gerade einmal 20 Stunden her, seit wir gegen Servette verloren haben, und Ihr erwartet schon eine fertige Saisonbilanz? Ich bin immer noch am Analysieren und ausserdem noch immer aufgewühlt.» «Bereuen Sie es, das Traineramt bei den ZSC Lions übernommen zu haben?» «Nein, absolut nicht.» «Werden Sie auch nächste Saison noch Lions-Coach sein?» Die Frage liegt auf der Hand. Aber der 62-jährige Bündner ist zu lange im Geschäft, um sich darauf einzulassen. «Das habe ich nicht allein zu entscheiden. Alles, was ich sagen kann, ist: Ich habe einen Vertrag bis Ende Saison. Nächste Frage!» «Halt, halt, dann anders: Möchten Sie die ZSC Lions gerne auch nächste Saison coachen?» Del Curto sucht nach Ausflüchten, findet zwar keine, handkerum können die Journalisten in diesem Punkt ebenfalls keinen Treffer erzielen. Die Frage bleibt bis zum Schluss der Medienkonferenz unbeantwortet. Und Sportchef Sven Leuenberger, der sich wie drei Spieler auch den Pressevertretern gestellt hat, lässt keine Kritik am Trainer aufkommen.

Also muss man zwischen den Zeilen lesen. Angesichts des Umstandes, wie emotional Del Curto in den Interviews reagierte, und im Wissen, dass der Bündner von der Gier nach sportlichen Erfolgen getrieben wird, kann die Antwort eigentlich nur «Ja» lauten.

Hinzu kommt noch ein anderer Aspekt: Del Curtos besondere Beziehung zu Zürich. Das wird deutlich, als die Konferenz beendet ist und der Lions-Trainer den «Tagblatt»-Journalisten zu einem Zweiergespräch mit Mineral und Kaffee in sein Büro einlädt.

Überzeugter Wahlzürcher

«Wie sehr schmerzt es, die Lions-Fans, die Ihnen einen derart warmen Empfang bereitet haben, enttäuscht zu haben?» Del Curto atmet tief ein. «Sehr. So etwas darf nicht noch einmal passieren. Aber im Leben eines jeden Menschen gibt es Aufs und «Abs. Ich hatte über viele Jahre nur Aufs. Jetzt gab es halt mal ein paar Abs». Und dann erzählt der Bündner, wie sehr es ihm in der Stadt gefällt. Das Limmatquai, der See, die unzähligen Restaurants. Er erinnert an seine Zeit, als er nicht nur für GC, sondern auch für den ZSC spielte. Wie er am Anfang seiner Trainerkarriere von 1991 bis 1993 den ZSC betreute und 1992 sensationell das grosse Lugano aus dem Playoff warf. Dass er in Zürich in fast allen Quartieren Freunde und Bekannte habe («Von Altstetten bis Schwamendingen») und auch schon lange eine Wohnung («die ich einem Freund untervermietet habe»). Und dass er selbst während seiner 22 Jahre als Coach des HC Davos «mindestens einmal pro Woche» nach Zürich kam. «Ich bin zwar gerne in den Bergen, aber fast noch einen Tick mehr Stadtmensch und überzeugter Wahlzürcher.» Dass dies im Bündnerland nicht überall goutiert wird und er auch schon als «Verräter» betitelt wurde, trägt er mit Fassung.

Da er nun nicht mehr von der Medienmeute eingekesselt ist, ist Del Curto sichtlich entspannter – und wird in seinen Aussagen auch konkreter. «Wir waren zeitweise zu verspielt. Das habe ich korrigieren wollen, aber offensichtlich ist das nicht gelungen», antwortet er, als ihm erneut die Frage nach dem Grund des Scheiterns gestellt wird. Am Willen habe es jedenfalls nicht gelegen. «Und wie ist es mit dem Willen Ihrerseits, nächste Saison mit den Lions die Scharte auszuwetzen?» Offenbar ist Del Curto nicht genug eingelullt. Jedenfalls scheitert der plumpe Versuch, den Bündner in die Falle zu locken. Del Curto grinst nur. Und gibt beim Abschied Contra. Auf den Wunsch «Viel Glück für die neue Saison», antwortet der 62-Jährige vif mit: «Für mich oder für die Lions?»

Spatenstich zum Bau der neuen Lions-Arena

Für die ZSC Lions gibt es trotz des Falls aus den Playoff-Rängen doch noch Grund zur Freude: Am letzten Mittwoch erfolgte in Altstetten im Beisein (und mit der Mithilfe) zahlreicher Vertreter aus Sport, Politik, Wirtschaft und Bauunternehmen der Spatenstich zum Baubeginn der künftigen Heimstätte der Löwen. Das Stadion wird von der HRS Real Estate erstellt werden, 12 000 Zuschauer fassen und nach dem Naming-Right-Partner Swiss-Life-Arena heissen. «Das ist ein Meilenstein in der Geschichte der ZSC Lions», strahlte Club-CEO Peter Zahner. Läuft alles nach Plan, soll die Arena im Juni 2022 eröffnet werden.

 

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