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Umzug in ein neues Zuhause: Werner Soland hat Etcetera fürs Zügeln beauftragt, er schätzt den sozialen Gedanken dahinter. Bilder: GH

Der Arbeitswille zählt

Von: Ginger Hebel

22. September 2020

Arbeitshilfen: Etcetera organisiert bezahlte Arbeitseinsätze für Erwerbslose und solche, die sich etwas dazuverdienen müssen. Für den Zürcher Remo Rickenbacher ist die Auftragsvermittlung ein Glücksfall. 

Remo Rickenbacher schwitzt. Seit zwei Stunden schleppt er Zügelkisten die Treppe runter. «Der Kunde hat sich gut vorbereitet und gepackt, das ist toll.» Werner Soland freuts. Der Rentner verlässt nach 27 Jahren Züri-West und zieht nach Wipkingen in eine kleinere, günstigere Wohnung derselben Genossenschaft. Er geht zwar nur ungern weg aus dem Kreis 5, «aber jetzt beginnt ein neuer Altersabschnitt, das ist schon gut so», sagt er und lächelt.

Remo Rickenbacher ist kein professioneller Zügelmann, aber er arbeitet gerne und das zählt. Seit über drei Jahren steht der Zürcher für Etcetera im Einsatz. Die soziale Auftragsvermittlung des Schweizerischen Arbeitshilfswerks (SAH Zürich) organisiert einmalige sowie regelmässige Arbeitseinsätze im Stundenlohn – für Erwerbslose und solche, die auf Einkommensergänzung angewiesen sind, weil der Lohn zum Leben nicht reicht. Manche Frauen, darunter alleinerziehende Mütter, sind seit vielen Jahren bei Etcetera beschäftigt, viele von ihnen machen Reinigungen im Dauerauftrag und haben sich eine Stammkundschaft aufgebaut.

Zuverlässigkeit ist Pflicht

«Wir erhalten täglich Bewerbungen, seit Corona noch viel mehr. Leider können wir nicht allen eine Arbeit anbieten, weil die Nachfrage grösser ist als das Angebot», sagt Co-Stellenleiterin Barbara Russo. Mit ihren Kolleginnen verteilt sie die Aufträge, Reinigungs- und Gartenarbeiten, Räumungen, Botengänge, Hilfsarbeiten. Über 90 Prozent der Personen, die sich bei Etcetera melden, haben keine Ausbildung oder finden aufgrund ihres Alters keinen Job mehr. «Entscheidend ist, dass die Leute arbeiten wollen. Auch Zuverlässigkeit ist wichtig, denn wir leben vom Ruf», sagt Barbara Russo. Remo Rickenbacher ist dankbar, dass er arbeiten darf. Der 60-Jährige war 24 Jahre lang Pfleger im Waidspital. Nach seiner Auszeit auf den Philippinen gab es für ihn – trotz Abmachung – keinen Job mehr. «Ich war ihnen zu teuer», ist er überzeugt. Etcetera sei für ihn ein Glücksfall. «Ich kann mir dadurch meine Existenz sichern.» Wenn er nicht gerade beim Umzug mithilft, übernimmt er auch gerne Entsorgungen.«Ich packe einfach gerne mit an. Auch Abbruch-Arbeiten mag ich.»

Sozialer Gedanke zählt

Werner Soland hat Etcetera für seinen Umzug beauftragt, weil er gute Erfahrungen gemacht hat. «Ich mag den sozialen Gedanken dahinter.» Er verstaut seine Reisebücher in Bananenkisten, packt die Pflanzen ein, den Designerstuhl aus Papier und den nostalgischen Coiffeursessel. Er nimmt mit, was er kann, sich von Dingen zu trennen, sei nicht leicht. Hansjürg Lutz packt die Kisten ins Auto. Er macht Beschriftungen und arbeitet sporadisch für Etcetera, um das Einkommen aufzubessern. Mit Remo Rickenbacher hat er schon manchen Haushalt gezügelt. Sie reden wenig, sondern arbeiten lieber. «Wir helfen auch bei Umzügen aus dem fünften Stock ohne Lift, das ist dann hart», sagt Remo Rickenbacher.

Kürzlich, an der Langstrasse, dauerte ein geplanter Umzug von vier Stunden schlussendlich zehn. «Viele Leute sind schlecht vorbereitet und packen am Umzugstag noch immer ihre Kisten, dann geht es halt viel länger.» Heute läuft alles rund. Sie fahren die Möbel in die neue Wohnung und dann direkt weiter ins Büro von Etcetera mit der Hoffnung auf weitere Aufträge.

Weitere Informationen: Etcetera Zürich Kornhausstrasse 14, 8006 Zürich, 044 271 49 00 etcetera.zuerich@sah-zh.ch www.etcetera-zh.ch

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