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Naturpracht: Diese 40-jährige Tanne wächst im Forstgarten Albisgüetli und wird eines Tages als Weihnachtsbaum in der Innenstadt glänzen. Nils Schönenberger, neuer Revierförster vom Uetliberg, pflegt die Kulturen.Bild: GH

Der Förster und seine Tannen

Von: Ginger Hebel

29. November 2022

Grün Stadt Zürich verkauft während der Weihnachtszeit rund 5000 Tannen. Nils Schönenberger, neuer Revierförster vom Uetliberg, pflegt die eigene Baumkultur mit Herzblut. Von Ginger Hebel

Zufrieden marschiert Stadtförster Nils Schönenberger durch die grosse Weihnachtsbaumkultur am Fusse des Uetlibergs. 120 000 Fichten, Blautannen und Nordmanntannen wachsen im Forstgarten Albisgüetli – in unterschiedlichen Formen und Grössen, für alle Ansprüche. Sie werden extra gezüchtet fürs grosse Fest und warten darauf, frisch geschnitten zu werden. «Wir gehen nicht in den Wald und fällen willkürlich Bäume, sie stammen aus unseren eigenen Kulturen», erklärt Nils Schönenberger. Leute bräuchten also kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie einen Frischbaum in der Stube aufstellen. «Es ist ein nachhaltiger Rohstoff, der nachwächst und somit ein natürlicher Kreislauf», betont der Fachmann.

Stadtbewohner können ihre ausgedienten Christbäume im Januar an den Strassenrand stellen (gekürzt auf 150cm)  und an den Abfuhrtagen von ERZ Entsorgung + Recycling Zürich gratis abholen lassen. Im Kehrichtheizkraftwerk Hagenholz entsteht daraus Wärme. Die Bäume aus dem Forstgarten, die bis Weihnachten keine Besitzer finden, werden im Tierpark Langenberg den Elchen und Hirschen verfüttert.

Geduld bei der Waldarbeit

Nils Schönenberger ist der Nachfolger von Stadtförster Willy Spörri, der in Pension ging. 32 Jahre lang bewirtschaftete er den mit 726 Hektaren grössten Teil des Uetlibergs sowie den Entlisberg. «Mein Vorgänger hat sehr guten Waldbau betrieben. Ich bin sehr stolz, dass ich in so einem schönen und spannenden Gebiet Förster sein darf.» Der 31-Jährige ist ein Naturbursche. Aufgewachsen im Zürcher Oberland, verbrachte er als Kind so viel Zeit wie möglich draussen im Wald. Als Förster zog es ihn nach Schweden, «doch im Vergleich zur Schweiz ist das dortige Waldgebiet mit den vielen Fichten und Föhren geradezu eintönig». Im Forstgarten Albisgüetli ist Schönenberger auch verantwortlich für die Weihnachtsbaumkulturen. «Wir pflegen die Bäume rund ums Jahr und bauen sie ökologisch an, ohne Chemie. Sie benötigen viel Platz und Licht, damit sie gleichmässige, schöne Äste bilden.» Je nach Witterung wird das Gras zwei bis dreimal jährlich gemäht , damit sich die Tannen entfalten können.

Bis aus einem Samen im Wald ein zwei Meter grosser Baum entwächst, dauert es jedoch 20 bis 25 Jahre. «Als Förster ist viel Geduld gefragt», betont Schönenberger. Der Wald lasse sich nicht von heute auf morgen verändern. «Wir planen langfristig, auf Jahre hinaus, damit sich auch die nächsten Generationen über einen intakten Wald freuen können.»

Schweizweit werden jährlich 1,7 Millionen Tannenbäume verkauft, etwas mehr als die Hälfte wird aus dem Ausland importiert. Rund 650 Schweizer Landwirte und Forstbetriebe pflegen ihre eigenen Kulturen mit Stolz und Freude. «Glücklicherweise haben die meisten Christbaumkulturen den Hitzesommer gut überstanden», betont Philipp Gut, Geschäftsführer IG Suisse Christbaum. Weil die Bäume über tiefe Wurzeln verfügen, stecken sie eine längere Trockenphase gut weg. «Gelitten haben teilweise die Jungkulturen. Sie müssen nächsten Frühling ersetzt werden», sagt Gut.

Kein Preisanstieg

Auch 40-jährige Prachtbäume wie die Swarovski-Tanne im HB oder diejenige auf dem Paradeplatz stammen vom Forstgarten. Vier Zürcher Quartiere verzichten dieses Jahr allerdings auf das Aufstellen eines Baums und Lichter, um zu sparen. Nils Schönenberger geht jedoch davon aus, dass viele Menschen Freude an der Tradition haben und sich einen Baum nach Hause holen. Der diesjährige Verkauf sei gut gestartet. Und die steigenden Preise? «Nicht bei unseren Bäumen, die sind preislich wie in den Jahren zuvor», sagt Schönenberger. Für die günstigste Variante, eine mannshohe Fichte (Rottanne), muss man etwa 35 Franken hinblättern. Nordmanntannen, die bei guter Pflege zwei bis vier Wochen halten, kosten das Doppelte.

Nils Schönenberger leistet als Förster auch viel Aufklärungsarbeit. «Die Leute nutzen den Wald als Ruhe- und Erholungsort. Aber sie sind auch neugierig und wollen wissen, was wir im Wald machen, warum wir Bäume markieren oder fällen.» Es benötige viel Weitsicht, um zu erkennen, wie sich der Zürcher Mischwald mit seinen Laub- und Nadelbäumen in den kommenden Jahren entwickle. «Der Klimawandel beschäftigt uns. Es werden einzelne Baumarten verschwinden, andere werden profitieren, weil sie den steigenden Temperaturen in Zürich standhalten können (beispielsweise Edelkastanie).» Bei der Waldpflege setzen sie auf die Dauerwald-Bewirtschaftung. Daher existieren Bäume verschiedener Altersklassen, weil Junge nachwachsen können, wenn einzelne Bäume wieder entfernt werden. Nils Schönenberger: «Der Stadtwald ist etwas vom Wertvollsten, was wir hier haben.»

Christbaumverkauf im Zürcher Stadtwald:

Stadtgärtnerei: 15. bis 23. Dezember, 9 bis 17 Uhr, (auch sonntags).

Werkhof Hönggerberg: 19. bis 23. Dezember, 9 bis 16 Uhr. Selber schneiden: 17. Dezember, 9 bis 16 Uhr.

Forstgarten Albisgüetli: Bis 23. Dezember, 8 bis 17 Uhr, (ohne Sonntage). 24. Dezember, 8 bis 12 Uhr. Selber schneiden: 18. Dezember, 11 bis 16 Uhr.

www.frischbaum.ch

 

Profi-Pflege-Tipps

* Eine Scheibe des Stamms abschneiden, damit der Baum sich besser mit Wasser versorgen kann.

* Baumständer mit Wasser füllen und regelmässig nachgiessen.

* Blumendünger hilft, damit der Baum länger frisch aussieht.

* Nicht neben der Heizung aufstellen, weil die Tanne sonst schnell austrocknet und Nadeln verliert. 

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