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Die zwei Brüder Florian und Gian Grundböck haben ihre Gin-Destillerie umfunktioniert. In der Corona-Krise produzieren sie Desinfektionsmittel. Bilder: Aladin Klieber

Desinfektion statt Gin

Von: Ginger Hebel

07. April 2020

Projekt: Weil Desinfektionsmittel gefragt ist wie nie, haben die Zürcher Brüder Florian und Gian Grundböck ihre Gin-Destillerie umfunktioniert. 

Not macht erfinderisch. Die Zürcher Jungunternehmer und Brüder Florian und Gian Grundböck arbeiten aktuell rund um die Uhr in zwei Schichten. Während viele Arbeitnehmer Kurzarbeit schieben und gezwungenermassen ihr Arbeitstempo drosseln, geben die beiden Vollgas. Die Brüder haben vor einigen Jahren ihr eigenes Gin-Label «Deux Frères» gegründet. Der Gin, der bei der Zugabe von Tonic seine Farbe wechselt – von Blau über Rosa bis Violett – ist sehr gefragt, doch die Corona-Krise hat auch ihnen den Boden unter den Füssen weggezogen. Die Gastronomie steht still. «Viele grosse Firmen haben uns kontaktiert, weil sie dringend Desinfektionsmittel benötigen», erklärt Florian Grundböck. Kurzerhand haben sie die Destillerie umgerüstet und produzieren jetzt Desinfektionsmittel statt Gin.

Mit Alkohol kennt sich der gelernte Chemielaborant und Lebensmittelingenieur aus. 70 Massenprozent braucht es für Desinfektionsmittel, es sei jedoch nicht so leicht, derzeit an Ethanol heran zu kommen. «In Zürich herrscht ein Riesenbedarf», erklärt der 33-Jährige. Die Gin-Produktion ist vorübergehend auf Eis gelegt. «Das ist natürlich schade, denn im Gin steckt unser ganzes Herzblut.» Noch immer können sie es kaum glauben, dass innerhalb von nur zwei Wochen ihr ganzes Geschäft um ein Haar den Bach hinuntergegangen wäre. «Die Gastronomie leidet enorm, auch Spirituosenhersteller haben es jetzt schwer. Das tut uns sehr leid.»

Angefangen haben die Brüder in der kleinen Scheune neben dem Bauernhaus ihrer Eltern, mittlerweile haben sie ihre eigene Produktionsstätte und können vom Gin-Business leben. Ihre Schwester arbeitet in der Buchhaltung mit, die Mutter hilft etikettieren. Weil durch die Corona-Krise einige ihrer Freunde vorübergehend nicht mehr in ihren Jobs arbeiten können, haben sie jetzt auch sie ins Boot geholt. Florians Freundin, eine Künstlerin, und einen Opernsänger, der in der Produktion mithilft. Gemeinsam produzieren sie tausende Flaschen Desinfektionsmittel. Die Sondermassnahme des Bundes gilt bis 31. August. Solange dürfen sie Desinfektionsmittel herstellen.

 

Sie mischen ätherische Öle bei, Rosmarin und Zitronenöl sowie feuchtigkeitsspendendes Glycerin, «denn Alkohol trocknet die Haut aus und greift sie an». Ihr Fokus aber sei klar: Das Mittel soll das Virus abtöten. 24.90 Franken kostet eine 500-ml-Flasche. Sie beliefern damit Arzt- und Zahnarztpraxen, aber auch Wiederverkäufer wie Jelmoli, der eigene Margen festlegt. Florian und Gian Grundböck haben aktuell kaum Zeit, über die Auswirkungen nachzudenken. «Wir hatten noch nie so viel Arbeit wie jetzt.» Sie seien froh, dass sie nicht hilflos zusehen müssten, wie ihr Lebenswerk kaputtgeht. «Wir können dagegensteuern und etwas produzieren, das wirklich gebraucht wird.»

Weitere Informationen: Das Desinfektionsmittel ist ab sofort erhältlich über www.jelmoli.ch

Zusätzliche Informationen: www.deuxfreresspirits.com

 

 

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