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«Dicke Luft» an den Zürcher Schulen

Von: Ginger Hebel

26. Oktober 2021

Luftfilter Eltern wollen die Klassenzimmer der Schule Neubühl in Wollishofen mit Luftreinigern ausstatten. Bei der Kreisschulbehörde kommt das nicht gut an. Von Ginger Hebel

Am Montag hat in der Stadt Zürich die Schule wieder begonnen. Freude darüber herrscht nicht bei allen. Eltern sind besorgt über die Luft in den Klassenzimmern. Um die Lufthygiene in den zehn Klassenzimmern des Schulhauses Neubühl in Wollishofen zu verbessern und somit die Virenbelastung und das Ansteckungsrisiko für alle Kinder zu minimieren, wollten Eltern Luftreinigungsgeräte installieren – auf eigene Kosten. «Die Gesundheit unserer Kinder liegt uns am Herzen. Daher ist es uns ein Anliegen, die Lufthygiene in den Schulzimmern während der Wintermonate positiv zu beeinflussen», sagt Lukas Bendel, Vorsitzender des Elternrats Schule Neubühl.

Die 23 Mütter und Väter dieses Elternrats sind zum Entschluss gekommen, zertifizierte Luftfilter zu besorgen und die Kosten von knapp 2750 Franken via Schwarmfinanzierung zu tragen. 15 Franken wären pro Schulkind fällig geworden.

Gefahr der Fehlbedienung

Bereits im Juli forderten Zürcher Eltern das Schul- und Sportdepartement in einer Petition dazu auf, Primar- und Sonderschulen sowie Kindergärten mit zertifizierten Luftfiltern auszustatten. Ihre Überzeugung: Infektionsschutz ist auch Kinderschutz. Auch die SP macht sich für Luftfilter stark. «Da sich Kinder nicht gegen Covid-19 impfen lassen können, ist es wichtig, dass die Schulen ein möglichst sicherer Ort sind. Deshalb begrüsse ich den Einsatz von Luftfiltern in Zürcher Klassenzimmern», sagt SP-Gemeinderätin Simone Brander.

Mit diesem Anliegen beissen sie bei den Kreisschulbehörden aber auf Granit. «Der Einsatz von Luftreinigern wird von der Stadt Zürich als nicht zielführend eingeschätzt, da sie das aktive Lüften nicht ersetzen, sondern allenfalls in Einzelfällen flankieren können», heisst es auf Anfrage. Auch bestehe die Gefahr von Fehlbedienungen, was kontraproduktiv für die Lufthygiene sei. «Die Geräte können zu zusätzlichen Luftströmungen zwischen Personen führen, eine zu geringe Filterleistung haben oder zu wenig oft mit neuen Filtern versehen werden», sagt Marc Caprez vom Schul- und Sportdepartement.

Die Stadt Zürich setzt an der Volksschule auf Präventionsmassnahmen wie Lüften, repetitive Testungen und mobile Co₂-Messgeräte, die in Klassenzimmern und stark genutzten Nebenräumen aufgestellt wurden. «Diese zeigen zuverlässig an, wann aufgrund der Qualität der Raumluft gelüftet werden muss», erklärt Caprez. Basierend auf dieser Einschätzung, hat die Kreisschulbehörde Uto entschieden, keine privaten Geräte durch Eltern in den Klassenzimmern der Schule Neubühl installieren zu lassen. Für den Elternrat sind diese Begründungen fragwürdig. «Wirksames Lüften ist in der Schule Neubühl aufgrund einseitig angebrachter Fenster nur über eine lange Dauer möglich. Irgendwann frieren die Kinder, was auch keine Lösung sein kann», sagt Lukas Bendel.

Betroffene Eltern können nicht verstehen, dass ihr privates Engagement derart auf Widerstand stösst. Immer wieder wird betont, wie wichtig Elternmitwirkung an der Stadtzürcher Volksschule ist. Marc Caprez erklärt: «Auch auf Stadtebene findet ein regelmässiger Austausch der Kreisdelegierten der Elternräte mit Schulpräsident Filippo Leutenegger statt. Konkrete Vorschläge und Massnahmen seitens der Eltern werden stets geprüft, diskutiert und – wenn möglich – wird ihnen mindestens teilweise entsprochen». Bei den Luftfiltern scheint keine Einigung in Sicht. Bendel: «Uns sind momentan die Hände gebunden. Aber wir geben nicht so einfach auf».

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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