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Von Bibern gefällter Baum an der Andreasstrasse in Seebach. Bild: Stadt Zürich/ PD

Die Biber rücken vor

Von: Sacha Beuth

25. Oktober 2022

In den letzten Jahren haben sich immer mehr Biber auf Stadtgebiet angesiedelt. Die Zunahme des Bestandes wird aber nicht nur begrüsst, denn zur Nahrungsbeschaffung und für ihre Bauten fällen die Nager Bäume.

Die letzte Biber-Meldung auf «zueriwieneu.ch», der Online-­Plattform der Stadt, auf der Schäden und Mängel an der Infrastruktur gemeldet werden können, ist keine zehn Tage alt: Am 18. Oktober erfolgte dort ein Hinweis über zwei gefällte Bäume an der Andreasstrasse in Seebach, die auf das Konto eines Bibers gehen. Die Person, welche die Nachricht ins Netz gestellt hatte, sieht die Entwicklung offenbar mit grosser Sorge, denn sie schreibt zu den Bildern der Tat: «Aktuell fällt der Biber einen Baum pro Nacht. Weitere Bäume werden wohl folgen, wenn sie nicht geschützt werden.»

15 bis 20 Stadtbiber

Die Sorge scheint auf den ersten Blick berechtigt und dies nicht nur für die Gegend um die Andreasstrasse. Denn in den letzten Jahren hat der Bestand an Bibern massiv zugenommen. Nicht zuletzt dank intensiver Schutzmassnahmen, die nicht nur die Tiere selbst, sondern auch ihre Bauten einschliessen. In der ganzen Schweiz, wo die Art Anfang des 19. Jahrhunderts ausgerottet war und ab den 1950er-Jahren wieder angesiedelt wurde, hat sich der Bestand von 2008 bis heute mit 3500 Tieren nahezu verdoppelt. Im Kanton Zürich leben inzwischen über 500 Exemplare, davon 15 bis 20 in der Stadt Zürich. Laut Grün Stadt Zürich rücken sie flussaufwärts von der Limmat, Sihl, Schanzengraben und der Glatt vor. Beim Werdhölzli, dem Leutschenbach und beim Platzspitz hat es Bauten.

So erfreulich grundsätzlich die Rückkehr des pelzigen Nagers auf Stadtgebiet ist, sie hat auch ihre Schattenseiten. Angefangen beim eingangs erwähnten Fällen von Bäumen. Deren Zweige und Knospen dienen dem Biber als Hauptnahrungsquelle und das Holz wird für Dämme und Burgen gebraucht. Nun sind Bäume – wie Reaktionen in den Medien auf Fällaktionen der Stadt zeigen – im urbanen Zürich mindestens ebenso beliebt wie der Biber. In Clinch geraten dürften Naturfreunde deswegen kaum. Zwar scheinen die durch den tierischen Holzfäller verursachten Schäden augenfällig, aber nicht gross zu sein. Genaue Zahlen fehlen jedoch. Grün Stadt Zürich erhebt dazu ebenso wenig Daten wie die kantonale Biberfachstelle. Und die für die Fischerei- und Jagdverwaltung zuständige Kantonale Baudirektion bestätigt wohl eine Zunahme der Schäden, allerdings auf tiefem Niveau. So seien im ganzen Kanton Zürich 2020 in 10 Fällen Schäden von insgesamt 4063 Franken und 2021 in 14 Fällen von 5095 Franken vergütet worden.

Trotzdem hat Grün Stadt Zürich bereits Schutzmassnahmen ergriffen. «Bäume auf öffentlichem Grund schützen wir fallweise. Etwa wenn sie in ihrem Biotop bedeutend sind, zum Beispiel wegen ihrer Grösse», erklärt Marc Werlen, Leiter Kommunikation bei Grün Stadt Zürich. Bereits gefällte Bäume würden – sofern sie nicht stören – bewusst nicht weggeräumt. «Sonst holt sich der Biber einfach den nächsten Baum.»

Da der Biber für seine Tätigkeiten Wasser staut, könnten auch Schäden durch Überschwemmungen entstehen. Doch solche sind bislang für die Stadt Zürich weder Grün Stadt Zürich noch anderen Amtsstellen bekannt. Festgestellt wurden hingegen immer wieder Konflikte zwischen Hunden und Bibern. Rücken Erstere Letzteren zu nahe auf den Pelz, kann der Biber sich und sein Revier vehement verteidigen. «Es gilt somit beim Biber das Gleiche wie bei jedem Wildtier: Sich am Anblick erfreuen, aber sich dem Tier nicht nähern», empfiehlt Werlen.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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