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"Die Fleischsteuer käme allen zugute"
Von: Jan Strobel
Ernährung: Reto Frei ist Mitgründer der vegetarischen Restaurantkette Tibits. Er hält die Einführung einer Fleischsteuer für sinnvoll.
Reto Frei, Sie versuchen, im Tibits Ihren Gästen eine «moralisch korrekte Ernährung» anzubieten. Was genau verstehen Sie darunter, und wer setzt Moral beim Essen überhaupt fest?
Als meine zwei Brüder und ich das Tibits mitgründeten, hatten wir eine klare, persönliche Philosophie, die wir auch heute noch vertreten: Wir wollen eine vegetarisch-vegane, klimafreundliche Esskultur fördern, die zwar moralisch korrekt ist, dabei aber nicht mit dem Mahnfinger daherkommt. Im Vordergrund steht der Genuss und nicht die Belehrung. Wir bieten einfach eine andere Option in der Ernährung an. Dahinter steht also keine übergeordnete Moral, sondern schlicht unsere persönliche Überzeugung.
Angenommen, ich esse jeden Tag Fleisch, einfach, weil es mir schmeckt und ich Lust dazu habe – bin ich dann ein moralisch fragwürdiger Mensch, weil meine Ökobilanz nicht stimmt?
Natürlich nicht. Es ist eine Frage der Werte. Wie viel Verantwortung möchte ich durch mein Handeln tragen – für mich und die Generationen nach mir? Das ist eine vollkommen individuelle Entscheidung. Wenn es um den Fleischkonsum geht, ist es wissenschaftlich belegt, dass er weltweit einer der Hauptfaktoren für Treibhausgasemissionen darstellt. Ich stelle aber auch bei der Ernährung einen Wertewandel fest. Viele überzeugte Fleischesser reduzieren mittlerweile ihren Konsum.
Sie fänden eine Fleischsteuer sinnvoll, wie sie auch UNO-Experten fordern. Wie stellen Sie sich so eine Steuer vor?
Als mögliches Vorbild schwebt mir die Verkehrsabgabe bei Autos vor, bei der der jeweilige CO₂-Ausstoss ein Berechnungsfaktor ist. Eine solche Lenkungsabgabe könnte wiederum die Entwicklung zum Beispiel neuer, alternativer Technologien fördern, wie dies bei der Solarenergie geschah. Für den Konsumenten würde eine Fleischsteuer, oder neutraler eine CO₂-Steuer, auch Transparenz schaffen und vor allem regionale Betriebe und Anbieter fördern. Sie käme allen zugute.
Wie sieht eigentlich die Ökobilanz der Tibits-Betriebe aus?
Wir legen grossen Wert auf ein klimafreundliches Angebot. Tatsächlich haben wir eine CO₂-Analyse durchführen lassen. Im Vergleich zu traditionellen Restaurantbetrieben, die Fleisch auf der Karte anbieten, weisen wir für den Wareneinkauf 62,3 Prozent weniger CO₂-Emissionen aus, das entspricht jährlich 2480 Tonnen CO₂.
Wie fänden Sie eine Fleischsteuer? Nutzen Sie die Kommentarspalte unten.
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Leserkommentare
Christoph Brugger - Reden wir doch mal über den CO2 Ausstoss, der durch die Einfuhr von Sojabohnen und anderen, nicht regionalen Produkten entsteht. Konsequenterweise müsste dann auch dieser besteuert werden. Leider habe ich Veganer als nicht wirklich konsequent erlebt, wenn
mehr anzeigen ... es um solche Themen geht. Man kann nicht den gesamten Schweizer Markt mit Obst und Gemüse vollstopfen, weil a) Fleisch immer konsumiert wird (es wird dann einfach in den angrenzenden Ländern geholt = noch mehr CO2) und b) es sich für die Bauern nicht mehr rentieren würde, da die Preise für Obst und Gemüse dann in den Keller sinken. Jene Bauern die dann ihren Hof schliessen, müssten auch wieder teuer durch unser Sozialsystem finanziert werden.
Daniel Kunz - Sojabohnen werden übrigens vor allem importiert, um die kühe damit zu füttern, deren milch und fleisch wir essen. leider typisch, was sie machen - es ist wissenschaftlich erwiesen, aber sie sind ja selbst alltagswissenschaftler und basteln sich ihre eigene
mehr anzeigen ... realität, in der sie sich gemütlich einlullen. dass wir damit aber sehr bald auf grosse probleme stossen werden oder aktuell schon stossen, das sehen sie lieber nicht. schlafen sie gut!
Oliver Jaggi - Ein absoluter Schwachsinn !! Ungerechtfertigt, Diskriminierend, Abwertend. So ein Unsinn kann echt nur abgelehnt werden ! Schliesslich sind wir in einemfreien Land, wo jeder essen soll und darf was er will, ohne dafür bestraft zu werden !! Ansonsten sollte
mehr anzeigen ... umgehend auf Gemüse etc. eine abgabe auf die Düngemittel und Spritzmittel erhoben werden, welche unsere Umwelt Chemisch stark belasten , und durch vermehrten anbau umso stärker !! Man kann auch alles überregulieren, wir haben eh schon genug Vorschriften usw...
Daniel Kunz - Gratuliere, Sie haben recht und unrecht. Nein, es ist nicht diskriminierend. Und ja, es sollten auf alle Produkte, die wir konsumieren auch die Kosten für die Schäden, die Sie am Planeten verursachen, versteuert werden. Das wäre dann fair - wenn Sie dann
mehr anzeigen ... sparen möchten, dann leben Sie von lokalen und biologischen Produkten. Was heute Realität ist, ist leider unfair - denn es kann eigentlich nicht sein, dass nachhaltige Produkte teurer sind als die, die unsere Lebensgrundlage zerstören.
Und - Sie dürfen noch immer jederzeit Fleisch essen, das nimmt ihnen niemand. Sie dürfen sogar soviel davon essen, bis sie gesundheitliche Probleme davon bekommen. Unser solidarisches Gesundheitssystem bezahlt dann jahrelang hohe Rechnungen für Ihre Medikamente und Operationen, bis Sie sterben. Das scheint nur ironisch fair - aber ja, ich unterstütze auch das.
evita Eberhard - Eine Fleischsteuer ist schon lange überfällig. Fleisch ist absolut nicht notwendig für unsere Ernährung. Ein überflüssiges Luxusprodukt, das behandelt werden sollte wie etwa Tabak oder Alkohol. Inklusive Warnbilder auf der Packung, beim Tabak ging das
mehr anzeigen ... ja auch.
Fleisch essen ist keine Privatsache mehr und sollte nicht von individuellen Entscheidungen abhängen, wie Herr Frei argumentiert. Fleischproduktion betrifft uns alle: es ist auch mein Boden der vergiftet, meine Gewässer, die zerstört werden, mein Regenwald, der abgefackelt wird im Namen der Fleischproduktion. Es sind meine Steuern, mit denen die Fleischwirtschaft subventioniert wird. Mir ist es nicht egal, wenn sich andere unbekümmert Würste in den Rachen stopfen, denn sie zerstören meine Umwelt mit.
Die Karnisten müssen endlich für die Kosten aufkommen, die sie verursachen, z.B. die steigenden Gesundheitsausgaben durch die zunehmenden, fleischbedingten Krebs- und Herzkrankheiten in der Bevölkerung.
Her mit der Fleischsteuer, aber bitte schön saftig!