mobile Navigation

News

Nur 0,5 Prozent der Bademeister-Einsätze sind lebensrettend. Bild: Stadt Zürich

Die Gefahren lauern nicht im Wasser

Von: Clarissa Rohrbach

06. Juni 2017

In der Letzi-Badi starb ein Mann im Schwimmbecken. Pro Saison greifen Bademeister 10 000-mal ein, allerdings selten im Wasser.

Für die Badegäste war es ein Schock. Vorletzten Samstag lag ein älterer Mann auf dem Beckengrund des Freibads Letzigraben. Badende holten den regungslosen Körper aus dem Wasser. Vergebens versuchten die Rettungsdienste, den Mann zu reanimieren: Er starb vor Ort. Laut Polizeisprecher Marco Cortesi hatte der Senior im Wasser ein medizinisches Problem. Doch wieso haben die Bademeister nicht früher interveniert? «Der Mann wurde in weniger als einer Minute geborgen», sagt Cortesi, «die Bademeister waren so schnell zur Stelle, wie es nur ging.» Mit mehr als 3000 Gästen könnten die 12 Bademeister nicht jeden im Auge behalten. Der Mann sei nicht mehr zu retten gewesen. 

Zürcher kennen das Wasser

Solche Vorfälle sind in den Badis zum Glück selten. Die Zahlen belegen sogar, dass Einsätze im Wasser der geringere Teil der Arbeit der Bademeister ausmachen. Letztes Jahr registrierte das Sportamt 10 949 Hilfeleistungen jeglicher Art. Bei 1 615 954 Ein­tritten heisst das: Jedem 150. Badegast musste geholfen werden. Von den Hilfeleistungen waren nur 50 – 0,5 Prozent – lebensrettend, also Situationen, in denen der Gast nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Wasser kam. «Die lebensrettenden Einsätze sind verglichen mit den Eintrittszahlen sehr tief», sagt Manuela Schläpfer, Sprecherin des Sportamts. Die Zürcher würden die Herausforderungen im Wasser kennen, schliesslich sei Schwimmen die Lieblingssportart in der Stadt. 

Normalerweise haben es die Bademeister deswegen mit anderen Verletzungen zu tun. So sind sie bei Schürfungen, Verstauchungen, Schnittwunden, Sonnen- und Bienenstichen sofort zur Stelle. Ob Insekten, Holzsplitter oder Mäuerchen – die meisten Gefahren birgt die Badi am Trockenen. Erstaunlich: Die Hilfeleistungen in Hallenbädern sind um ganze 95 Prozent tiefer. «In Freibädern gibt es mehr Möglichkeiten, sich zu verletzen als in Hallenbädern. Ausserdem verweilen die Leute dort länger», sagt Schläpfer. Im Sommer sei die Hilfe der Bademeister deswegen ganz klar mehr gefragt. 

130 festangestellte Badangestellte und 70 Aushilfen arbeiten in den 16 Freibädern der Stadt Zürich. Sie sind ausgebildet, um für Sicherheit und Sauberkeit in den Anlagen zu sorgen. In jährlichen und monatlichen Ausbildungskontrollen üben sie regelmässig den Notfall. «Unser Ziel ist es aber, gar nicht erst eingreifen zu müssen, sondern präventiv auf Gefahren hinzuweisen», so Schläpfer. Es ist zu hoffen, dass es in diesem Sommer bei dem einen Schock bleibt. 

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare