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Der Zürcher Designer Julian Zigerli hat sich in seiner letztjährigen Kollektion "Ring my Bell" von der Schweizer Landschaft inspirieren lassen. Bild: michaelsieber.com

Die modische Schweiz

Von: Ginger Hebel

08. Dezember 2020

Ausstellung: Designerinnen und Designer zeigen in der Ausstellung «Wild Thing» im Museum für Gestaltung ihre Outfits und Stoff-Innovationen. Es ist eine Momentaufnahme der Schweizer Modeszene. 

Paris, London, Mailand – alles weltbekannte Modestädte. Doch was ist mit Zürich, Genf, St. Gallen? Hier entsteht Mode fernab des Scheinwerferlichts der internationalen Fash­ion Weeks. Neben renommierten Marken erproben kleine Labels, Kollektive und Jungdesigner ihr Potenzial. «Die Schweiz folgt in der Mode ihren eigenen Wegen. Viele Labels widersetzen sich dem weltweiten Produktionsdruck. Sie bringen nur einmal jährlich eine neue Kollektion auf den Markt», sagt Karin Gimmi vom Museum für Gestaltung Zürich. Zusammen mit Designer Christoph Hefti hat sie die neue Ausstellung Wild Thing kuratiert.

Ausstellungen dieser Art sind in Schweizer Designmuseen äusserst selten. «Unser Ziel war es, eine Momentaufnahme der aktuellen Szene zu zeigen», erklärt Karin Gimmi. Die Kuratoren haben ihren Blick weit geöffnet. Ihre Selektion umfasst rund 50 Positionen, welche die Schweizer Modelandschaft in ihrer ganzen Vielfalt abbilden. Präsentiert werden Outfits und Accessoires, Modefotografien, Filmexponate und Stoff-Innovationen.

Vor eineinhalb Jahren haben die Kuratoren mit den Vorbereitungen zur Ausstellung begonnen, der Lockdown jedoch hat auch ihre Pläne durchkreuzt. Das renommierte Modehaus Akris aus St. Gallen wird seine Kollektion nicht präsentieren können, da die Lederstoffe für die Ausstellungsstücke nicht mehr zeitgerecht aus Italien geliefert werden konnten. «Schweizer Modelabels produzieren eben nicht Masse, sondern fertigen ihre Kollektionen auf Bestellung an und vermeiden damit textilen Abfall», sagt Karin Gimmi.

Fragile Schweizer Szene

Die Zürcher Designerin Susann Schweizer zeigt in ihrem farbgewaltigen Poplin Project ihre Liebe zu Afrika.

Sie produziert mit ihrem Team in Abidjan, dem grössten städtischen Ballungsraum der Elfenbeinküste. Ein Drittel der Einkünfte geht an ein lokales Projekt, welches arbeitende Frauen in einem Kohlewerk unterstützt. Die Schweizer Modeszene ist kreativ, geschäftstüchtig und erfinderisch. Aber auch fragil. «Oft scheitert eine neue Kollektion am fehlenden Geld», sagt Karin Gimmi. Auch die ganzen Abläufe, wie man produziert und woher man die Materialien bezieht, sind Herausforderungen, mit denen sich viele Jungdesigner konfrontiert sehen; so auch Collective Swallow.

Das Duo hat sich auf genderneutrale und saisonunabhängige Mode spezialisiert. Die Designer sehen es nicht als ihre Aufgabe an, zu bestimmen, wer ihre Kleider tragen soll. Eine Haltung, die den Zeitgeist trifft. Ihre aktuelle Kollektion widmet sich dem Grundnahrungsmittel Brot und ist entsprechend in Mehltönen gehalten.

 

Zu sehen sind auch Kleidungsstücke der Strickdesignerin Cécile Feilchenfeldt, die durch ihre experimentellen Textilwerke Bekanntheit erlangt hat. Designer der Haute-Couture-Häuser sind genauso begeistert von ihrer Arbeit wie Materialforscher und Architekten.

Der Zürcher Designer Julian Zigerli zeigte seine Mode bereits in Paris, Mailand, Berlin und New York. Wie viele andere muss auch er in der Krise erfinderisch sein. Er produziert Schutzmasken, um das finanzielle Überleben seines Unternehmens zu sichern. Die letztjährige Kollektion «Ring my Bell» ist in Zusammenarbeit mit Co-Kurator und Designer Christoph Hefti entstanden. Sie ist inspiriert von heimischer Folklore und der Schweizer Naturlandschaft, wie ein Kopfschmuck in Form von Tannenzapfen beweist. «Gerade in der Krise ist es wichtig, erfinderisch zu sein und zu improvisieren», sagt Kuratorin Karin Gimmi. Die 61-Jährige freut sich auf die bevorstehende Ausstellung. «Die Mode erlaubt das Spiel mit der Identität. Wir können uns mit der Masse bewegen oder uns bewusst von ihr abgrenzen. Das fasziniert mich.»

Wild Thing, 11. Dez. bis 11. April 2021, Museum für Gestaltung Zürich, Ausstellungsstrasse 60. www.museum-gestaltung.ch

 

 

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