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Diese Fotomontage zeigt, wie ein neues «Quartiertram» aussehen könnte, hier am Beispiel von Zürich-Altstetten. (Fotomontage: Peter Specker)

Die Namenlosen

Von: Jan Strobel

02. November 2021

Die neuen Flexity-Trams könnten eine stärkere Identität vermitteln, findet ein ehemaliger Trampilot. Und er hat dazu eine ganz konkrete Idee entwickelt. 

Nach 45 Jahren verschwindet das Tram 2000 der Bauserien 1 und 2 in Etappen von den Zürcher Schienen und wird durch die neue Flexity-Tramgeneration ersetzt. Die ersten Tramfahrzeuge wurden bereits verschrottet. Andere werden zwischen 2022 und 2025 in die ukrainische Stadt Vinnitsa transferiert («Tagblatt» vom 20.10.). Bei seiner Inbetriebnahme 1976 galt das Tram 2000 als Nonplusultra an Komfort und in Bezug auf seine technischen Neuerungen. Ein Markenzeichen waren die Stadtzürcher Quartierwappen, welche an den Trams angebracht wurden.

Keine zusätzlichen Kosten

«Diese Quartierwappen gaben dem Tram 2000 eine Identität – und sie unterstrichen die Verbundenheit mit der Stadt», findet Peter Specker, der mehrere Jahre als Trampilot der VBZ arbeitete. «Es ist sehr schade, dass auf den neuen Flexity-Trams keine Quartierwappen angebracht oder die Fahrzeuge nicht einmal getauft werden, wie das bei den SBB traditionell üblich ist», sagt Peter Specker. «Eine solche Massnahme würde den neuen Trams ein starkes Profil geben, sie gehören doch schliesslich zum Stadtbild. Und: Zürich ist auch eine Stadt der Zünfte. Ich könnte mir ebenso Zunftwappen an den Flexity-Trams vorstellen.»

Wie sich Peter Specker die Umsetzung vorstellt, das hat er in eigenen Fotomontagen entworfen: «Der ideale Platz wäre hinter der Türe 1, im schwarzen Bereich, da wäre das Wappen geschützt. Denn vorne rechts unten wäre es genau im Kollisionsbereich und würde immer wieder kaputtgehen.» Peter Specker hofft nun auf Unterstützung für seine Idee von Seiten der Quartiervereine und aus dem Gemeinderat.
«Wie das Cobra weist das neue Flexity-Tram kein Wappen mehr auf. Die Quartierwappen sind nur auf einer Minderheit – auf gut 20 Fahrzeugen – der ersten Serie des Trams 2000 angebracht», sagt dazu Tobias Wälti von den VBZ. Die blau-weissen VBZ-Trams hätten sich seit der gemeinsamen Aktion mit den Quartiervereinen in den 1970er-Jahren, als das Tram-Netz stark ausgebaut wurde, als eines der Wahrzeichen von Zürich etabliert. «Das Flexity-Tram wurde bei seiner Einführung feierlich vorgestellt. Darüber hinaus sind keine Feierlichkeiten für die Flexity-Trams geplant. Die Trams tragen auch keine Namen», so Wälti. Aus betrieblichen und wirtschaftlichen Überlegungen sei es zudem vorteilhaft, wenn alle Fahrzeuge seriengleich und nicht unterschiedlich beschriftet seien. «So fallen bei der Instandhaltung keine zusätzlichen Kosten an.»

Dass auf den Trams 2000 damals Quartierwappen angebracht wurden, liege in der Verkehrsgeschichte der Stadt Zürich begründet. «Nach den negativen Volksabstimmungen zur U- und S-Bahn 1973 setzte man in der Zürcher Verkehrspolitik besonders auch auf die Stärkung des Tramsystems und ergriff verschiedene Massnahmen, um das wachsende Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Die um 1975 / 76 erfolgte Priorisierung des öffentlichen Verkehrs gegenüber dem Individualverkehr und das neue Tram 2000 bewogen die VBZ damals dazu, den Tramverkehr in Zürich stärker zu positionieren», erklärt Wälti. So seien Quartiervereine angefragt worden, ob sie gegen Mitbeteiligung an den Kosten ein Tram 2000 als «Quartiertram» mit Wappen fahren lassen möchten. «Die Aktion fand grossen Anklang. Die Quartiertrams wurden dann im Rahmen von Quartierfesten getauft.» Bei den Wappen, die heute auf den Trams prangen, handle es sich allerdings um keine Originale aus den 1970er-Jahren. «Sie müssen bei Revisionen oder Reparaturen jeweils ersetzt werden.»

Was mit den Quartierwappen auf den ausrangierten Tramfahrzeugen geschieht, ist gemäss VBZ noch nicht bestimmt. Sie sollen aber, wenn immer möglich, erhalten bleiben.

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