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Sanfter Umbau: Aus der ehemaligen Militärkaserne wird ein Bildungszentrum für Erwachsene.Visualisierungen: PD

Die neue Schnelligkeit in der Zürcher Kasernenfrage

Von: Jan Strobel

04. Februar 2020

Die über 40-jährige, aufreibende Leidensgeschichte um die künftige Nutzung des Kasernenareals soll jetzt ein für alle Mal in ihr letztes Kapitel übergehen. Regierungsrat und Stadtrat legen dem Kantonsrat noch einmal eine Lösung vor. Bei der Nutzung der alten Militärkaserne liegen endlich ganz konkrete Pläne vor.

Stadtrat André Odermatt, Vorsteher des Hochbaudepartements der Stadt Zürich, hatte an dieser Medienkonferenz von letztem Freitag dramatische Bilder parat: Was vor gut einem Jahr in der festgefahrenen Geschichte um die Nutzung des Kasernenareals geschehen war, bezeichnete er als «Donnerschlag», als «Scherbenhaufen». Im Januar 2019 hatte die bürgerliche Mehrheit im Zürcher Kantonsrat den 30-Millionen-Kredit für die Sanierung der Zeughäuser und den Baurechtsvertrag mit der Stadt Zürich abgelehnt. Danach herrschte allgemeine Konsternation. Wie es an diesem Ort der kasernierten Zukunftsträume, mit diesem Schlüsselareal in der Innenstadt, weitergehen würde, schien ungewisser denn je.

Ein Postulat als Auslöser
In diese festgefahrene Geschichte, die bereits seit mindestens über 40 Jahren vor sich hin schwärt, kommt jetzt immerhin wieder Bewegung. An der Medienkonferenz stellten Kanton und Stadt Zürich gemeinsam die Pläne für eine Weiterentwicklung des Kasernenareals vor, eine «ausgewogene Lösung», basierend auf dem Masterplan, der nun erneut dem Kantonsrat unterbreitet wird. Der Auslöser für diese in der Kasernenfrage fast schon sensationelle Schnelligkeit war ein Dringliches Postulat aus den Reihen der SP, der Grünen und Grünliberalen, das forderte, «so rasch wie möglich» die Vorlage zur Umsetzung des Masterplans noch einmal dem Parlament vorzulegen. Der Regierungsrat unterstützte diesen Vorstoss.

Die Zeughäuser, die sich derzeit in einem äusserst schlechten Zustand befinden, sollen für 50 Jahre im Baurecht an die Stadt übergeben werden. An den Ausbaukosten von rund 55 Millionen Franken soll sich der Kanton mit maximal 30 Millionen Franken beteiligen. Für den restlichen Teil soll die Stadt Zürich aufkommen. Voraussichtlich 2024 wird die Stadt den Objektkredit für das Sanierungsprojekt zuhanden des Gemeinderats verabschieden. Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 soll es dann zur Volksabstimmung kommen und frühestens Ende 2026 die ersten Nutzer die Räumlichkeiten beziehen. Zusätzlich soll die Stadt auch die Kasernenwiese weiterhin in Gebrauchsleihe betreiben. Mit dem Abriss des provisorischen Gefängnisses und dessen Umzug ins neue Polizei- und Justizzentrum wird die Wiese bedeutend grösser.

Die Zukunft der Polizeikaserne wiederum wurde indessen noch nicht konkret umrissen. Regierungsrat und Stadtrat haben beschlossen, Verhandlungen über die weitere Nutzung aufzunehmen. Fest steht: 2022 wird die Kantonspolizei ebenfalls ins Polizei- und Justizzentrum umziehen. Die alte Polizeikaserne mit ihrer komplexen Raumstruktur wird dann leer stehen. Angedacht ist ein «bunter Nutzungsmix für die ganze Bevölkerung». Die Ideen reichen von Galerien über ein Jugendtheaterhaus bis zu einem Hub für Start-ups.

In trockenen Tüchern sind die Pläne für die Militärkaserne. Baudirektor Martin Neukom sprach dabei von einem «Meilenstein». Das denkmalgeschützte Gebäude wird in Zukunft als Bildungszentrum für Erwachsene genutzt und das Erdgeschoss für die Öffentlichkeit zugänglich in Form etwa von Gastronomie, einem Mehrzwecksaal und Terrassen. Aus dem Wettbewerb um die Neugestaltung ging das Projekt «Pilum» der Zürcher Architekten Spillmann Echsle als Sieger hervor. Herzstück wird ein Atrium, das sich über alle Obergeschosse zieht und seinen Abschluss in einer lichtdurchfluteten Dachkonstruktion findet.

2022 werden die Rückbauarbeiten an der alten Militärkaserne beginnen, 2025 soll das neue Bildungszentrum schliesslich fertiggestellt sein und ein Jahr später auch der reguläre Schulbetrieb beginnen.

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