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«Smart Working ist eine super Chance für den Arbeitsmarkt», sagt der Zürcher Branchenkenner Pascal Scheiwiller (Bild im Text unten). Flexible Modelle sind gefragt.

Die Pandemie verleiht neuen Arbeitsformen starken Schub

Von: Ginger Hebel

26. Januar 2021

Arbeitsmarkt: Digitaler, flexibler, innovativer. Experten wissen, was von Arbeitnehmern gefordert wird und welche Fähigkeiten gefragt sind. Obwohl die Krise viele Jobs kostet, entstehen auch neue Chancen. 

Die Corona-Pandemie hat das wohl grösste Organisationsexperiment aller Zeiten ausgelöst. Kurzarbeit, virtuelle Sitzungen, Homeoffice. Tausende Betriebe mussten umdenken und sich neu aufstellen. Auch der Zürcher Arbeitsmarkt-Experte Pascal Scheiwiller, CEO der Firma Rundstedt mit 85 Angestellten, stand auf einen Schlag vor grossen organisatorischen Herausforderungen. «Der Strukturwandel ist seit langem im Gang. Die Krise hat diese Veränderung jedoch massiv beschleunigt und die Digitalisierung vorangetrieben.» Es sei für ihn eine positive Erfahrung gewesen, wie schnell sich die Angestellten angepasst und mit den technischen Tools vertraut gemacht hätten.

Es gibt Gewinner und Verlierer dieser Virus-Krise. Das neue Arbeitsmarkt-Barometer zeigt: 45 Prozent der ausgesprochenen Kündigungen sind die Folge einer Massenentlassung oder eines Abbauprojekts. Im Dezember sind in der Stadt Zürich 8905 Personen arbeitslos gewesen, was einer Zunahme von 449 Personen entspricht. Spitzenreiter bei den Kündigungen ist die Handelsbranche mit Detailhändlern, Konsum- und Luxusgütern. 28 Prozent aller Kündigungen betreffen diese Branche, in den Vorjahren waren es 5 bis 11 Prozent. Auch die Reise- und Unterhaltungsbranche leidet stark. «Corona gefährdet mehr verkaufsorientierte und administrative Funktionen als technische Fachfunktionen. Der Fachkräftemangel bleibt», sagt Scheiwiller.

Ungewissheit aushalten

Irene Tschopp vom Amt für Wirtschaft und Arbeit bezeichnet den Zürcher Arbeitsmarkt als nach wie vor sehr dynamisch. «In einigen Branchen wie der Gastronomie oder Hotellerie gab es einen deutlichen Stellenabbau. Gleichzeitig wurden aber auch neue Stellen geschaffen, etwa im Bereich Informationstechnologie, Gesundheitswesen oder Immobilienwesen.» Das Amt für Wirtschaft und Arbeit rechnet damit, dass es gerade in der Gastronomie einen starken Aufschwung geben wird, sobald die Einschränkungsmassnahmen gelockert werden können. Zudem werden die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für diejenigen intakt bleiben, die mit der aktuellen Ungewissheit umgehen und sich rasch in neuen Situationen zurechtfinden können. «Sehr wichtig ist es, berufliche Netzwerke zu pflegen und gefragte Skills zu trainieren.»

Nach der ersten Welle vergangenen März war der Arbeitsmarkt wie eingefroren. Ab Sommer setzten die ersten Massenentlassungen grösserer Arbeitgeber ein. «Wir gehen davon aus, dass die nächste Kündigungswelle im Februar anrollt und sich bis in den Sommer hineinzieht», prophezeit Pascal Scheiwiller. Das Problem sei die Unsicherheit, weil aktuell nichts planbar sei. Gemäss aktuellen Auswertungen dauert es mit durchschnittlich 6,9 Monaten fast 1,5 Monate länger, eine Stelle zu finden als noch vor zwei Jahren. Den Grund sieht der Branchenkenner vor allem in den längeren Bewerbungs- und Einstellungsprozessen.

Neue Arbeitsformen

Auch die Anforderungen an Arbeitskräfte verändern sich. Anpassungsfähigkeit, kritisches Denken und Kommunikation sind zunehmend gefragt. «Persönliche Kompetenzen werden immer wichtiger», versichert Scheiwiller. Seit die Homeoffice-Pflicht gilt, arbeiten 2,4 Millionen Schweizer daheim. «Smart Working ist eine super Chance für den Arbeitsmarkt», sagt Scheiwiller. Dieses Arbeitskonzept unterstützt die Flexibilität und Unabhängigkeit der Arbeitnehmer durch die Nutzung moderner Technik. Führungskräfte, die in der Präsenzkultur aufgestiegen sind, müssen dadurch aber auch vermehrt Kontrolle abgeben und Vertrauen aufbauen. «Corona hat der Nachfrage nach neuen Arbeitsformen starken Schub verliehen. Es ist davon auszugehen, dass sie danach einen bedeutend höheren Stellenwert haben als zuvor», sagt Irene Tschopp.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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