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Über das Projekt «Ensemble» auf dem Hardturmareal soll voraussichtlich am 25. November das Stimmvolk befinden. Bild: PD

Die Stadion-Frage kommt vors Volk

Von: Jan Strobel und Sacha Beuth

16. Juli 2018

Vergangenen Mittwoch befürwortete der Gemeinderat das Projekt «Ensemble» mit Stadion, Genossenschaftswohnungen und zwei Wohntürmen. Möglich machte das allerdings erst ein politisches Manöver der Linken.

Eines der wohl langwierigsten, emotionalsten und hürdenreichsten Projekte in der städtebaulichen Geschichte Zürichs hat vergangenen Mittwoch eine weitere entscheidende Hürde genommen. Mit 73 zu 37 Stimmen bei 7 Enthaltungen unterstützte der Gemeinderat die Pläne für ein Fussballstadion, zwei Hochhäuser und Genossenschaftswohnungen auf dem Hardturmareal. Das Stadion soll 18 000 Zuschauer fassen, für die Genossenschaftssiedlung sind 175 und in den zwei Hochhäusern 600 Wohnungen geplant. Die gesamten Investitionen für das Projekt «Ensemble» belaufen sich auf rund 570 Millionen Franken. Mit den 137 Meter hohen Wohntürmen soll das Stadion querfinanziert werden. Voraussichtlich am 25. November wird nun das Stimmvolk das letzte Wort haben.

«Gravierende Mängel»

Im Vorfeld erschien es alles andere als eine ausgemachte Sache, dass der Gemeinderat dem Projekt zustimmen würde. Das Lager der Befürworter aus SVP, FDP, GLP und EVP hätte die erforderliche Mehrheit nicht zusammengebracht. Ausschlaggebend war gleichsam ein taktisch-politisches Meisterstück, andere nannten es ein «Verbiegungsmanöver», der Sozialdemokraten, die sich als die entschiedensten Gegner des Projekts «Ensemble» profiliert hatten. Von den 43 SP-Abgeordneten stimmte ein Teil dem Projekt dennoch zu, um es durchs Parlament zu manövrieren und es dem Volk zu ermöglichen, über das Geschäft abstimmen zu können. Es war also gewissermassen ein Ja von Gnaden der Linken.

Die SP-Fraktion könne das vorliegende Projekt der Bevölkerung aber nicht zur Annahme empfehlen, teilte sie in ihrer Erklärung mit. Zu gravierend seien die Mängel. Insbesondere stört sich die SP an den beiden Türmen mit ihren «Wohnungen im Hochpreissegment» und ihrer «unzulässigen Rendite». Das vorliegende Stadion sei nicht gratis, sondern werde «bloss indirekt statt direkt von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern finanziert». Ein Nein im November heisse aber nicht Nein zu einem Stadion. «Die Fussballclubs verdienen ein neues Stadion, und die Bevölkerung verdient mehr bezahlbare Wohnungen», so die SP.

Für die SVP wiederum ist die Zukunft des Spitzensports ein zentraler Punkt. Die Stadt Zürich habe es in den letzten Jahrzehnten trotz zweier Versuche nicht geschafft, ein Stadionprojekt für Fussballsport zu realisieren. «Andere Städte sind uns um Längen mit realisierten und modernen Stadionprojekten voraus.» Bei einem Nein seien weitere Stadionprojekte auf Jahrzehnte hinaus ­unrealistisch.

Abstimmung über «Ensemble»: Das sagen der FCZ und GC

«Ich freue mich natürlich darüber, wie deutlich der Gemeinderat dem Projekt zugestimmt hat. Es ist klar, dass Teile der SP das Projekt auf die Abstimmung hin bekämpfen werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir gerade deshalb die Befürworter, die erfahrungsgemäss Abstimmungen eher fernbleiben, mobilisieren können. Dass wir in der Stadt Zürich aus vielerlei Gründen ein echtes Fussballstadion brauchen, wird ja in weiten Kreisen nicht bestritten. Und damit verbunden erhält die Stadt Zürich zahlreiche neue Wohnungen sowie ein neues und attraktives Eingangstor.»

 

 

 

 

 

«Der Gemeinderat hat weise und verantwortungsvoll entschieden. Wir freuen uns über diesen Entscheid. Zusammen mit dem FC Zürich, der Wohnbaugenossenschaft ABZ und den Bauherren HRS und Credit Suisse werden wir einen sachlichen und faktenbetonten Abstimmungskampf führen. Wir sind davon überzeugt, dass das vorliegende – und privat finanzierte – Projekt sehr ausgewogen gestaltet ist. Die Stadt Zürich wird als Ganzes davon profitieren. Es entsteht ein modernes und lebendiges Quartier am seit Jahren brach liegenden Hardturm-Areal.»

 

 

 

 

 

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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