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So sehen Sieger aus: Das Team von Fork & Bottle United aus Zürich feiert mit Pokal den Schweizer Meistertitel 2021 / 22. Bild: PD

Die unbeachteten Meister

Von: Sacha Beuth

12. Juli 2022

Neben den Männern und Frauen des FCZ gewann heuer noch ein drittes Stadtzürcher Fussballteam eine Schweizer Meisterschaft. Doch im Gegensatz zu ersteren fand der Triumph von Fork & Bottle United im Firmenfussball mehrheitlich abseits von den Augen der Öffentlichkeit statt. Um Firmenfussball sowohl für Zuschauer wie Aktive populärer zu machen, braucht es mehr Rasenplätze und Schiedsrichter.

Alle reden von den FCZ-Herren, die nach 13 Jahren endlich wieder den Meisterpokal nach Zürich bringen konnten. Oder gelegentlich auch von den FCZ-Frauen, die die Saison 21/22 sogar als Schweizer Meister und Cupsieger abschlossen. Dass mit Fork & Bottle United jedoch noch ein drittes Fussballteam aus der Stadt Zürich ein nationales Championat für sich entscheiden konnte, blieb nahezu unbemerkt. Der Grund: Der Triumph erfolgte «nur» im Firmenfussball. Einst ein beliebtes Refugium für Freizeitkicker, das heute aber mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Probleme, die am Sonntag, 26. Juni, beim Finalspiel um die Schweizer Firmenmeisterschaft auf dem Sportplatz im luzernischen Horw jedoch in den Hintergrund traten. Fork & Bottle United und Gegner SF Wander Bern lieferten sich ein intensives, aber faires Duell. «Wir waren schon vor dem Anpfiff enorm fokussiert, wenn auch sehr angespannt. Glücklicherweise ging es für uns ideal los. Wir führten nach rund einer Viertelstunde verdient mit 1:0 und hatten danach das Spiel im Griff», erzählt United-Spielertrainer Daniel Ursprung. Nach dem Schlusspfiff ist die Freude über den Triumph bei Ursprung und seinem Team natürlich riesig. «Und die Krönung war, dass wir nicht wie üblich vor einer Handvoll Familienmitgliedern, sondern vor 70 bis 100 Supportern gespielt haben und so eine tolle und würdige Stimmung herrschte.»

Das geringe Zuschaueraufkommen macht deutlich, wie sehr es heutzutage am Interesse für Firmenfussball neben, aber teilweise auch auf dem Platz mangelt. Eine der Ursachen ist die im Vergleich zu den 80er und 90er Jahren grössere Vielfalt an Sport- und Freizeitmöglichkeiten. «Die meisten Leute wollen heute nicht mehr an Trainings- und Spielpläne gebunden sein, sondern Sport nach ihrem eigenen Gusto und Zeitplan betreiben. Hinzu kommt, dass sich der Trainingsort für Firmenfussballer nicht selten weitab vom Wohnort befindet. Da ist es einfacher und bequemer, sich bei einem lokalen Klub der Gemeinde anzumelden und dort zu spielen», erklärt Fredi Huttasch, Co-Präsident Fussball Region Zürich beim Schweizerischen Firmen- und Freizeitsport SFFS. Ein weiterer Grund ist, dass immer weniger Aktive auch im Unternehmen arbeiten, für welches sie kicken. Was wiederum dazu führte, dass sich Grossunternehmen wie Axa Winterthur, BBC Oerlikon, Bell, Coop, Globus, Manpower, Migros oder NZZ, die einst ihre Firmenteams aus der Portokasse finanzierten, zurückzogen. So geschehen auch beim Team von Fork & Bottle United, welches bis vor vier Jahren noch als Swiss Life auflief. «Als das Versicherungsunternehmen damals die Unterstützung beendete, war es nicht so einfach, für unser Jahresbudget von rund 8000 Franken eine andere Lösung zu finden. Glücklicherweise sprang für einen Teil das Restaurant Fork & Bottle ein, in wel­chem wir nach den Spielen immer ein Bier tranken. Den anderen Teil finanzieren wir nun selbst mit unseren Mitgliederbeiträgen sowie etwas zusätzlichem Fremdsponsoring», erzählt Ursprung.

Schirikurs ist Pflicht

Zu schaffen macht dem Zürcher Firmenfussball aber auch ein strukturelles Problem. «Statt wie früher vier bis fünf Stärkeklassen haben wir in der Region Zürich wegen der vielen Teamrückzüge nur noch zwei. Nun bilden sich zwar immer wieder neue Teams, die an unserer Meisterschaft gerne teilnehmen würden. Aber sie müssen dazu einen eigenen Platz und einen Schiedsrichter stellen», so Huttasch. Nur sind freie Rasenplätze in Zürich eine Rarität. «Meist bekommt man nur einen, wenn sich zugleich ein anderes Team zurückzieht.» Und auch an Schiedsrichtern mangelt es. «Wer neu die Aufgabe übernimmt, muss erst einmal einen Kurs besuchen und bestehen. Und hat er bestanden, opfert er Freizeit für eine Tätigkeit, für die er nicht selten gescholten wird. Dass das viele abschreckt, verwundert nicht», gibt Huttasch zu. Andererseits habe Firmenfussball auch einige Vorteile. «Man hat eher die Chance, um den Meistertitel zu spielen. Und fehlt man mal im Training oder an einem Match, wird dies meist auch toleriert.»

Weitere Infos: www.zuercher-firmenfussball.ch/

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