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Telefonbetrüger nützen Hilfsbereitschaft schamlos aus.Symbolbild: Highwaystarz

Diebe werden immer perfider

Von: Jan Strobel

03. Dezember 2019

Jedes Jahr werden Millionen von Franken durch Telefonbetrug oder im Internet erbeutet. Opfer sind vor allem Senioren. Die Stadt Zürich klärte an einer Infoveranstaltung auf.

Die Zahlen, welche Christoph Hunkeler vom Fachbereich Vermögen der Stadtpolizei Zürich in den Weissen Saal des Volkshauses wirft, lösen bei den Anwesenden ungläubiges Entsetzen aus: Schweizweit wurden 2018 rund 5,9 Millionen Franken durch Telefonbetrug erbeutet, davon allein im Kanton Zürich rund 2,2 Millionen Franken in insgesamt 47 erfassten Fällen. «Im laufenden Jahr sieht es noch dramatischer aus», so Hunkeler. «Es wurden im Kanton Zürich bereits 4,1 Millionen Franken in 17 erfassten Fällen erbeutet.» Dabei geht er von einer hohen Dunkelziffer aus, weil die Scham der Betroffenen, den Fall bei der Polizei anzuzeigen, häufig zu gross sei.

Die Befunde zeigen: Telefonbetrug ist für kriminelle Banden ein boomendes Geschäftsfeld. Als Opfer werden gezielt Senioren anvisiert. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, die Muster der Kriminellen frühzeitig zu erkennen und auch Strategien zu entwickeln, lud das Gesundheitsdepartement der Stadt Zürich am Montag zum Informationsanlass «Trickdiebstahl und gefährliche E-Mails? Nicht mit mir!» Der Anlass fand im Rahmen der Vortragsreihe «Wohlbefinden im Alter» statt.

Beim Telefonbetrug sind besonders die sogenannten «Enkeltrickbetrüger» seit Jahren immer wieder im Fokus, die sich am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, sich in einer angeblichen finanziellen Notlage befinden und dringend Geld brauchen. «Häufig sprechen die Betrüger Hochdeutsch, das sollte schon stutzig machen», so Christoph Hunkeler.

Auf die Opfer werde dabei massiver Druck ausgeübt, etwa, indem bei einer anfänglichen Verweigerung ein schlechtes Gewissen aktiviert werde. Der Gang zur Bank oder zum Bancomaten geschehe dann häufig unter grossem Zeitdruck.

In jüngster Zeit wurden auch Fälle von falschen Polizisten publik, die manchmal sogar mit der Telefonnummer der Polizei anrufen würden. Die perfide Methode, eine Telefonnummer gleichsam zu kapern, nennt sich «Spoofing». «Die vermeintlichen Polizisten erzählen dann Räubergeschichten», sagt Hunkeler. «Es habe in der Nachbarschaft Einbrüche gegeben, und bei den erwischten Tätern seien Namenslisten aufgetaucht. Ein Komplize arbeite bei einer Bank. Es sei deshalb dringend erforderlich, das Geld zur Sicherheit abzuheben und der Polizei zu übergeben.» Um die Opfer gefügig zu machen, würden die Kriminellen mit juristischen Konsequenzen drohen.

Als Verhaltensstrategie empfiehlt der Experte unter anderem, Kontrollfragen zu stellen und sich nicht auf Einschüchterungen einzulassen. Eine Schutzmassnahme sei die Löschung des Telefonbucheintrags. «Betrüger suchen gezielt im Verzeichnis nach alt klingenden Namen.» Zudem könnte bei der Abhebung einer grösseren Geldsumme eine vertrauenswürdige Zweitperson als letzte Entscheidungsinstanz eingesetzt werden.

Einsame Herzen als Opfer

Für immer mehr Senioren, das zeigte sich auch im Publikum, kommt indessen die Gefahr vor allem auch aus dem Internet. Die meisten benützen ein Smartphone, viele tätigen ihre Einkäufe online. Thomas Schlittler vom Fachbereich Digitale Medien der Stadtpolizei Zürich machte in diesem Zusammenhang auf zwei besonders häufige Fallen aufmerksam: auf Mails, die einen vermeintlichen Gewinn versprechen – und auf den Liebesbetrug in sozialen Netzwerken und Partnervermittlerbörsen.

«Geben Sie persönliche Daten zurückhaltend preis», mahnte er. Zu empfehlen seien auch verschiedene Mailadressen für den privaten Bereich und fürs Onlineshopping. Häufig erkenne man einen dubiosen Absender bereits anhand der kryptischen Mailadresse und besonders auch an Rechtschreibfehlern im Text. 

Auch beim Liebesbetrug würden die Täter häufig nach einem Schema vorgehen. «Sie schmeicheln und flirten. Sie nützen die Einsamkeit des Opfers aus und sind jederzeit erreichbar», sagt Thomas Schlittler. «Wird dann ein Treffen vereinbart, kommt allerdings plötzlich etwas dazwischen, eine Notlage, für die der vermeintliche Lover plötzlich Geld braucht. So schnappt die Falle zu. Zu einem Treffen kommt es natürlich nie.» Immer wieder sei es selbst für Ermittler schwierig, die Opfer davon zu überzeugen, dass ihre virtuelle «Liebesgeschichte» nur ein Bluff ist. «Bei Online-Freundschaftsanfragen ist deshalb Vorsicht geboten», so Thomas Schlittler. «Und bei Geldforderungen sollte der Kontakt sofort abgebrochen werden.»

Allein durch Liebesbetrug wurden in der Schweiz vergangenes Jahr schätzungsweise rund 7 Millionen Franken erbeutet.

Weitere Informationen zum Thema:

www.telefonbetrug.ch
www.stadt-zuerich.ch/wohlimalter

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