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Echt oder Imitat? Soft-Air-Guns sehen richtigen Schusswaffen oftmals zum Verwechseln ähnlich. Bild: Stadtpolizei Zürich

Echte Angst vor unechten Waffen

Von: Sacha Beuth

29. November 2016

In letzter Zeit mehren sich Vorfälle, in denen Personen mit Soft-Air-Guns für Schrecken in Zürichs Strassen sorgen. In den USA gab es deswegen schon Tote. Entsprechend sorgenvoll beobachtet die Polizei die Entwicklung.

Soft-Air-Guns sind eigentlich Druckluftwaffen mit kugelförmiger Kunststoffmunition, die in der Regel für ein spezielles Geländespiel benutzt werden und normalerweise keine ernsthaften Verletzungen erzeugen. Das Problem: Viele sehen echten Schusswaffen täuschend ähnlich. «Mit Waffenimitationen ist nicht zu spassen», betont Stapo-Mediensprecher Marco Cortesi. «Es kann zu sehr gefährlichen, aber auch tragischen Situationen kommen. Wer in den Lauf einer Soft-Air-Gun blickt, kann keinen Unterschied zu einer echten Waffe erkennen. Innerhalb von Sekunden müssen Polizisten entscheiden, ob sie von ihrer eigenen Waffe Gebrauch machen, um ihr Leben oder das von anderen Personen zu schützen.»

In Zürich liegt der letzte Soft-Air-Gun-Vorfall gerade mal zehn Tage zurück. In der Nacht auf den 20. November hatte ein Unbekannter in einem Parkhaus in Zürich-Nord eine Gruppe Jugendliche mit einer Druckluftwaffe bedroht, konnte von den ausgerückten Polizisten aber gestellt werden und legte die Waffe wie gefordert sofort und ohne Widerstand zu leisten auf den Boden.

Nicht immer geht es dabei so glimpflich aus. In Luzern schossen Unbekannte Anfang November aus einem Auto heraus auf Passanten, die dadurch starke Prellungen erlitten. Und in den USA wurden in den letzten vier Jahren mindestens vier Personen von der Polizei erschossen, weil diese die Soft-Air-Guns, mit denen die Opfer hantierten, für echte Schusswaffen hielten. Insofern dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch in der Schweiz erste Tote wegen Soft-Air-Guns gemeldet werden.

Der Vorfall in Zürich-Nord war bereits der achte dieser Art in diesem Jahr. Vergleicht man die Zahlen der Stapo, lässt sich generell eine steigende Tendenz feststellen – wobei allerdings auch harmlosere Straftatbestände wie die unerlaubte Einfuhr von Soft-Air-Guns darin enthalten sind. Gab es 2012 zwei Soft-Air-Gun-Vorfälle, so wurden für 2013 acht und für die Jahre 2014 und 2015 dreizehn bzw. zwölf gemeldet.

Was viele nicht wissen: Imitationswaffen wie Soft-Air-Guns fallen seit 2008 unter das Waffengesetz, wenn sie mit echten Feuerwaffen verwechselt werden können. «Gemäss Art. 6 der Waffenverordnung sind alle Gegenstände verwechselbar, wenn sie nicht auf den ersten Blick als funktionsuntaugliche Waffen erkennbar sind», erklärt Cortesi. Das bedeutet auch, dass das Tragen in der Öffentlichkeit sowie der Besitz dieser Imitationswaffen für unter 18-Jährige verboten ist. Höchste Zeit, dass dies jedem klar wird.

Aktuell zum Thema: Polizeieinsatz wegen Gasdruckpistole

Am Samstag, 26. November 2016, lösten drei maskierte und bewaffnete Männer einen Grosseinsatz der Polizei im Kreis 2 aus. Vor Ort stellte sich heraus, dass die drei lediglich eine Filmszene aufnehmen wollten und als Waffe eine täuschend echt aussehende Gasdruckpistole verwendeten.

Was halten Sie von Soft-Air-Guns? Schreiben Sie uns:
echo@tagblattzuerich.ch

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