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«Stopp Baummord»: Eine Gruppe von Demonstranten versuchte ein Zeichen gegen die Baumfällung im Ried Hueb zu setzen. Bild: Rudolf Weiler

Ein Flachmoor erhitzt die Gemüter

Von: Jan Strobel

05. Februar 2019

In einem geschützten Ried zwischen der Stadt Zürich und Uitikon-Waldegg wurden Bäume gefällt. Das entsetzt benachbarte Naturfreunde.

Das Ried Hueb an der Grenze der Stadt Zürich zu Uitikon-Waldegg wäre an diesem Wintertag eigentlich eine Idylle, wären da nicht das einsame Transparent zwischen zwei eleganten Birken und die Forstarbeiter mit ihren Maschinen. «Stopp Baummord» steht auf dem Tuch, das ein Grüppchen von Demonstranten um den Uitiker ­Rudolf Weiler hier angebracht hat. Weiler, früher Präsident der Grünen Winterthur und heute unter anderem Blogger und Verleger, ist entsetzt über das, was er hier im Ried erleben musste. «Mitten im Naturschutzgebiet wurden zwölf Bäume einfach gefällt. Es ist ein wunderbares Ensemble von Bäumen und eine der letzten ursprünglichen Landschaften am Uetliberg», so Weiler. Noch nie, empört er sich, habe sich bisher jemand erdreistet, derart «in den natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen ­einzugreifen. Wir verlangen einen Stopp der unnötigen Eingriffe im Naturschutzgebiet.» 

Wertvolles Flachmoor

In Auftrag gegeben hatte die Fällung im Ried die Gebietsbetreuung der Fachstelle Naturschutz des kantonalen Amts für Landschaft und Natur, das der Baudirektion unterstellt ist. «Bäume beeinträchtigen die wertvolle Riedvegetation mit zunehmender Grösse immer stärker durch Beschattung und Laubfall. Es handelt sich dabei vor allem um Birken, die als lichtliebende Pionierpflanzen schnell in solchen ­offenen Riedflächen aufkommen», erklärt Wolfgang Bollack von der Baudirektion des Kantons Zürich.

Eine Verjüngung des Baumbestandes sei Teil der traditionellen Kulturlandschaftspflege und erfolge regelmässig in grösseren Zeitabständen. Ein Teil der Einzelbäume bleibe jedoch stets stehen. «Beim Ried Hueb handelt es sich um ein sehr wertvolles Flachmoor von ­nationaler Bedeutung», präzisiert Bollack. «Wie alle Flachmoore wurde auch das Ried Hueb einst durch Rodung von Menschenhand geschaffen. Die entstandenen Riedwiesen dienten der Gewinnung von Futter für das Vieh und von Einstreu für die Ställe. Durch diese menschlichen Eingriffe entstand eine sehr vielfältige, artenreiche Kulturlandschaft.» Der Kanton habe vom Bund den Auftrag, die Flachmoore zu erhalten.

Beauftragt für die Bewirtschaftung ist Grün Stadt Zürich. 2009 erliess der Zürcher Stadtrat eine kommunale Schutzverordnung für das Gebiet. Beobachtet wurden im Ried Hueb unter anderem 13 Vogelarten, 5 Amphibienarten, 14 Heuschreckenarten oder 10 Libellenarten. Das Ziel von Grün Stadt Zürich ist es gemäss Schutzverordnung unter anderem, magere Riedwiesen zu erhalten, die Lichtung offen zu halten und die Strukturvielfalt sowie das Blütenangebot zu erhöhen. Dafür müsse als Massnahme auch der Wald ausgelichtet und der Waldrand zurückgedrängt werden.

Rudolf Weiler allerdings kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. «Birken sind lichte Bäume, die nehmen keiner anderen Vegetation Licht weg. Wer schützt unsere Natur vor diesem Naturschutz?»

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Leserkommentare

Ariane Braml - Das Mass ist bei der Waldbewirtschaftung verloren gegangen, es wird zu viel abgeholzt. Die Birken im Riet beschatten nur einen kleinen Anteil der Lichtung. Aber: In heissen Sommern besteht die Gefahr, dass das Moor austrocknet.

Vor 5 Jahren 2 Monaten  · 
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