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Soll bald verschwinden: Das Bahnhofreisebüro Wipkingen. Bild: PD

Ein Quartier kämpft gegen Goliath

Von: Jan Strobel

04. Oktober 2016

Wipkingen: Per 1. Januar 2018 wollen die SBB auf selbstständige Stationshalter ­verzichten. Betroffen ist auch das Bahnhofreisebüro Wipkingen. Das Quartier ist in Aufruhr. Bahnhofreisebüro-Verwaltungsratspräsident Benedikt Gschwind findet das Vorgehen der SBB respektlos.

«Das Verhalten der SBB ist einfach stillos, geradezu respektlos», sagt Benedikt Gschwind, SP-Kantonsrat und Verwaltungsratspräsident der Bahnhofreisebüro Wipkingen AG. In Rage bringt ihn nicht allein die Schliessung des im Quartier verankerten Bahnhofreisebüros, sondern auch die Art und Weise, wie die SBB die Schliessung kommunizierten, nachdem sie den Beschluss gefasst hatten, das Stationshaltermodell schweizweit per 1. Januar 2018 zu kippen. Betroffen sind elf private Stationshalter. «Wir wurden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne dass wir eine wirkliche Möglichkeit hatten, uns dazu zu äussern, und das nach einer über 20-jährigen Zusammenarbeit», so Gschwind.

Dabei ist das Bahnhofreisebüro Wipkingen eigentlich ein Erfolgsmodell. Letztes Jahr verzeichnete es einen Umsatz von 5 Millionen Franken. Das Angebot beinhaltet nicht nur einen Bahnschalter für SBB-Tickets, Abos oder Angebote der Deutschen Bahn; Kunden können hier auch Hotels oder Städte- und Pauschalreisen buchen. Betrieben wird es nicht direkt von den SBB. Als Stationshalter fungiert eine unabhängige Aktiengesellschaft.

In der Hoffnung, die Schliessung doch noch abzuwenden, lancierten die Verantwortlichen des Bahnhofreisebüros eine Onlinepetition. «Bis heute kamen etwa 1200 Unterschriften zusammen», sagt Gschwind. «Das hat uns positiv überrascht. Es herrscht eine grosse Solidarität, besonders im Quartier. Die Kunden ziehen den Kauf von Bahnprodukten am Schalter mit persönlicher Beratung vor. Das zeigen die Umsatzzahlen.»

Auch ihm ist allerdings bewusst, dass die Petition einem Kampf von David gegen Goliath gleichkommt. Denn dass sich die SBB durch eine Petition zu einem Umdenken bewegen lassen, ist kaum vorstellbar. Dennoch bleibt Gschwind optimistisch. Auch auf nationaler Ebene gibt es parlamentarische Vorstösse und Interventionen gegen den SBB-Entscheid. «Da wird mächtig Druck aufgebaut.»

Die SBB setzen derweil den Prozess der Digitalisierung fort. Ihre Angebote sollen vermehrt an Automaten oder über Apps und Websites genutzt werden. Für ihre «digitale Reife» wurden die SBB 2015 mit dem Swiss Digital Transformation Award ausgezeichnet.

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Leserkommentare

Hans-Peter @ - Man sollte einen Streik organisieren an einem Werktagmorgen zwischen den Gleisen. Eine Stunde reicht für die Millionen schwere SBB!

Vor 7 Jahren 6 Monaten  · 
Noch nicht bewertet.

werner meier - nach langer wartezeit hat wipkingen am röschiplatz endlich wieder so etwas wie ein
quartierzentrum, nachdem mit der rosengartenstrasse alles zerschnitten wurde und
immer noch keine heilung in sicht ist.
endlich lebt unser quartier ein bisschen auf - die vergangenen
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Vor 7 Jahren 6 Monaten  · 
Noch nicht bewertet.