mobile Navigation

News

Gratistests für sexuell übertragbare Krankheiten könnten, so die Befürworter, die Zahl der Neuansteckungen senken.Bild: iStock

Ein Stück Gesundheit ganz ohne Kosten

Von: Jan Strobel

09. April 2019

Gratistests für sexuell übertragbare Krankheiten sind in anderen Städten längst üblich. Jetzt hat der Gemeinderat einer Einführung auch in Zürich zugestimmt. Bedenken kommen indessen aus den Reihen der Grünliberalen und der FDP.

Sexuell übertragbare Krankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe oder Chlamydien sind in der Schweiz kontinuierlich auf dem Vormarsch. Heute, in Zeiten von Dating-Apps, sei es noch nie so einfach gewesen, einen Sexpartner zu finden, konstatieren Experten auf der Suche nach einer möglichen Ursache für die steigenden Fallzahlen. Einzig bei den gemeldeten HIV-Diagnosen verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen deutlichen Rückgang.

Die Hürden senken
Die Entwicklung war vergangene Woche Thema im Gemeinderat. In einem Postulat hatten die SP-Gemeinderäte Marco Denoth und Patrick Hadi Huber die Einführung von Gratistests für sexuell übertragbare Krankheiten in der Stadt Zürich verlangt. Das Stadtparlament hiess die Forderung jetzt gut. Einzig die GLP und die FDP stimmten dagegen.

«Gratistests, wie sie in anderen Städten schon lange praktiziert werden, senken bei jungen Menschen die Hürden, einen solchen Test zu machen, bei einem entscheidenden Punkt, nämlich bei der Meldung der Kosten gegenüber der Krankenkasse», ist Patrick Hadi Huber überzeugt. «Diese Meldung lässt sich verhindern, indem man selber bezahlt. Wenn die Prämien und die Abrechnungen aber noch von den Eltern bezahlt werden, ist diese Hürde immens.» Wer sich das nicht leisten könne, stehe vor der Entscheidung: Selber zahlen oder gar nicht testen.

FDP-Gemeinderat Marcel Müller lässt das nicht gelten: Die Tests seien schon jetzt eigentlich gratis, denn die Krankenkasse bezahle sie. Wenn sie nun auch für diejenigen mit einer hohen Franchise gratis seien, heble man das System aus und betreibe eine Querfinanzierung über die Steuern. «Gratis-HIV-Tests können sinnvoll sein. Denn die Tests sind günstig, und hier gilt es, jede Neuansteckung zu verhindern», so Marcel Müller. «Gratistests bei Chlamydien, Gonokokken und Syphilis sind hingegen problematisch. Einerseits infiziert man sich mit diesen Erregern leicht und andererseits zeigt mittlerweile ein grosser Teil der Infizierten keine Symptome mehr. Dies führt dazu, dass sich viele Menschen mit ständig wechselnden Sexpartnern bis zu 12 und mehr Mal pro Jahr testen lassen.», so Müller. Da diese Tests teuer seien, führe dies zu horrenden und unnötigen Kosten. «Aus medizinischer Sicht machen mehr als drei bis vier Tests pro Jahr keinen Sinn. Würde man bei dieser Kategorie Gratistests einführen, müsste man es über ein Gutscheinsystem machen, bei dem man sich maximal dreimal jährlich gratis testen lassen könnte.» Gerade junge Menschen mit hoher Franchise, so die Befürworter von Gratistests, müssten die Rechnungen für die mitunter teuren Kombi-Tests schlussendlich selbst bezahlen. Doch selbst dann, so Gemeinderat Müller, käme man an der Selbstverantwortung nicht vorbei. «Selbstverantwortung heisst nicht, dass man das Geld einfach in etwas anderes ‹Schönes› investiert und die Allgemeinheit für sich die Kosten übernehmen lässt.»
 
SP-Gemeinderat Huber kann das nicht nachvollziehen. «Selbstverantwortung scheitert in bestimmten Fällen an den finanziellen Möglichkeiten. Die FDP setzt den Sparhebel an einem völlig falschen Punkt an. Wenn der Vorstoss wirkt, wird die Volksgesundheit insgesamt verbessert, was sich letztlich auf alle unsere Prämien auswirkt.»


zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare