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Die steigenden Preise schrecken junge Shisha-Raucher nicht ab. (Bild: PD)

Ein teurer Rauchspass

Von: Clarissa Rohrbach

16. August 2022

Shisha-Rauchen ist bei den Jungen im Trend. Mit ein Grund, dass die Preise stetig steigen. Trotz gesundheitlicher Schäden floriert das Geschäft. Oft auch mit illegalem Tabak.  

Der süssliche Pfirsich-Rauch füllt den Raum. Leonardo Finotti sitzt in der Sisha-Bar Binzarten in Oerlikon und gönnt sich wie jeden Tag seine Rauchpause. Für eine Wasserpfeife bezahlt er 25 Franken. Das macht pro Woche rund 150 Franken, pro Monat rund 600 Franken. «Klar geht es ins Geld, aber ich brauche es, um abzuschalten», sagt der 28-Jährige. Finotti hat früher Zigaretten geraucht. Zu hektisch, findet er heute. Bei der Shisha sei das anders, das sei ein Genuss. Der Zürcher hat auch schon Wasserpfeifen für 100 Franken geraucht. Diese sind speziell mit einem Früchtekopf, wie zum Beispiel mit Ananas, ausgestattet. Auf Ibiza, habe er gehört, gebe es Shishas für 500 Euro. «Das ist eine Gaunerei», meint Finotti.

Finotti ist ein verhältnismässig alter Shisha-Liebhaber. Es sind vor allem die Jungen, die das Rauchen von Wasserpfeifen cool finden. Sie machen es ihren Vorbildern, Rappern wie Haftbefehl nach, die sogar ihre eigenen Tabaksorten auf den Markt bringen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat ermittelt, dass jeder dritte unter den 15- bis 19-Jährigen Shisha raucht. Neben dem Coolness-Faktor kommt auch die Geselligkeit dazu. Denn Shisha raucht man oft in Gruppen. Seit Anfangs des Trends zu Beginn der 2010er-Jahren sind Shisha-Bars wie Pilze aus dem Boden geschossen. In Zürich gibt es heute rund 30 solche Lokale.

Shisha ist also In, Zigaretten sind out. Das erlaubt es den Betreibern von Shisha-Bars, die Preise zu erhöhen. Leonardo Finotti erinnert sich, dass eine Wasserpfeife vor fünf Jahren noch 15 Franken kostete. Grund für die höheren Preise ist auch die Erhöhung der Einfuhrsteuer für Wasserpfeifentabak, die der Bund in einer Nacht- und Nebel-Aktion im Mai 2015 entschieden hat. Anstatt zehn Prozent des Verkaufspreises, also rund sechs Franken pro Kilogramm, mussten Importeure neu 80 Franken pro Kilogramm Steuern bezahlen. Das führte zu einer Vervierfachung des Preises des Tabaks. Ein Kilogramm kostet nun rund 160 Franken, eine Packung mit 250 Gramm 45 Franken. Damit will der Bund bewirken, dass weniger Jugendliche Shisha rauchen.

80% des Tabaks illegal

Infolge der Steuererhöhung brach der Import von legalem Shisha-Tabak ein. Wurden im April 2015 noch 92 748 Kilogramm importiert, waren es im Mai 2015 nur noch 108, zeigt eine Statistik der Eidgenössische Zollverwaltung (EZV). Die höheren Steuern sorgten dafür, dass viel mehr Tabak illegal importiert wurde. Wie die EZV gegenüber der «NZZ am Sonntag» sagte, waren vor drei Jahren 80 Prozent des in der Schweiz konsumierten Shisha-Tabaks Schmuggelware. Laut der Zeitung brauchen die Barbetreiber die Steuererhöhung als Ausrede, um die Preise zu erhöhen, obwohl sie den günstigen, illegalen Tabak verwenden.

Auch in der Shisha Bar Basilica im Kreis 5 kostet eine Standard-Wasserpfeife seit 2016 fünf Franken mehr, also 30 Franken. Laut der Geschäftsführung seien die Kunden bereit, den Aufpreis zu bezahlen. Schliesslich dauere das Rauchen einer Shisha rund zwei Stunden. Die beliebteste Sorte ist African Queen. Ein Viertel des Umsatzes der Bar wird mit Wasserpfeifen gemacht. Es sind vor allem die Pfeifen, die viel kosten – 160 Franken pro Stück – doch diese Investition ist schnell amortisiert.

Angepasst hat die Preise auch die Duna Shisha Lounge an der Josefstrasse. Dort kostet eine Standard-Wasserpfeife 35 Franken. Geschäftsführer Ridha Ben Saber setzt auf ein multikulturelles Publikum, das eine stilvolle Umgebung schätzt. «Wir kaufen unser Tabak ganz legal ein und bezahlen die Steuern», sagt Ben Saber. Das sei nun mal das Gesetz, das müsse man akzeptieren.

Schädlicher als Zigaretten

Die Shisha hat einen arabischen Ursprung. Dafür wird der Tabak dank ätherischen Ölen mit Früchtearoma versehen. Der Rauch wird durch ein mit Wasser gefülltes Gefäss gezogen und so gekühlt. Der süsse Geschmack von Pfirsich, Apfel oder Melone sowie die angebliche Reinigung durch das Wasser suggeriert, dass Shisha-Rauchen weniger schädlich ist. «Das ist ein Trugschluss», sagt Claudia Wyrsch, Sprecherin der Lungenliga Zürich. Aufgrund der längeren Rauchdauer werde die 15-fache Nikotinmenge einer Zigarette aufgenommen. Das Risiko süchtig zu werden, sei also gross. Laut Wyrsch gelangen beim Rauchen einer Shisha mehr Schadstoffe in die Lunge, da der Rauch tiefer inhaliert wird. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Kohlenmonoxid-Vergiftung kommen, die tödlich enden kann. Die Düsseldorfer Uniklinik schlug vor einigen Jahren Alarm, weil immer mehr Shisha-Raucher deswegen im Spital landeten.

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