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Eine Schule, die rockt
Von: Christian Saggese
Alles andere als trockenes Büffeln: Ein neuer Kurs an der Volkshochschule Zürich führt die Teilnehmenden durch die Geschichte der Rockmusik.
Was haben Elvis, Black Sabbath, die Sex Pistols, Madonna, die Backstreet Boys und Capital Bra gemeinsam? So unterschiedlich die Soundstile auch sein mögen: All diese Acts haben eine Generation geprägt, eine Jugendkultur geschaffen, für Skandale gesorgt und so manchen älteren Musikhörer ratlos zurückgelassen.
Vorurteile gegenüber anderen Musikkulturen abzubauen, aber auch Wissen über die historischen und gesellschaftlichen Aspekte der Rockmusik generell zu vermitteln, ist das Ziel eines neuen, sechsteiligen Kurses, der am Mittwoch, 17. November, an der Volkshochschule Zürich lanciert wird. Wissen vermitteln? Schule? Das mag sich zuerst trocken anhören, aber genau das Gegenteil ist der Fall, sagt Markus Ganz. Er leitet diese «Rock ’n’ Roll Highschool» gemeinsam mit Urs Hügin, beide von der Zürcher Musikpresseagentur Wohrt. Die beiden freischaffenden Musikjournalisten haben selbst viele Erfahrungen auf und hinter der Bühne gesammelt; als Musiker, als Festivalveranstalter oder als Lastwagenfahrer von internationalen Stars. Dieses Insiderwissen wollen sie nun in einem unkomplizierten Rahmen weitergeben, «und zwar an alle Musikfans, die einfach mehr über ihre Leidenschaft erfahren wollen. In unserem Kurs geht es nicht etwa darum, für eine Prüfung zu büffeln oder eine Doktorarbeit zu schreiben». Das zeigt sich auch an einem schönen Beispiel aus Bern, wo der Kurs bereits stattfand: «Eine Mutter mit Vorliebe für Neue Deutsche Welle nahm mit ihrem Teenager-Sohn teil, der auf Metal steht. Beide waren musikalisch ziemlich festgefahren, verstanden die Vorlieben des Gegenübers nicht. Nach dem Kurs hatte sich auf beiden Seiten das musikalische Weltbild deutlich geöffnet».
Wissen und Gossip
Um die Geschichte der Populärkultur am Beispiel der Rockmusik besser zu verstehen, ist jeder der sechs Kursabende einem anderen Schwerpunkt gewidmet. Mit multimedialen Zeitdokumenten wird die Rockmusik also nicht chronologisch, sondern thematisch aufgerollt. Nach einer Einführung, die aufzeigt, dass letztlich alle rockigen Soundstile aus den Wurzeln Blues, Country, Folk und Spiritual hervorgingen, erfährt man unter anderem mehr darüber, wie ein Erfolgssong überhaupt entsteht. «Hierfür habe ich verschiedene Variationen des Beatles-Klassikers Strawberry Fields Forever dabei, vom Demosong über den siebten Take bis zum Stereomix. Es dürfte so manchen überraschen, wie sich ein Song zusammensetzt und wie sehr ein Hit doch von einem guten Produzententeam abhängig ist», weiss Ganz. Ein anderer Abend ist der Konzertkultur gewidmet. «Haben Rockkonzerte eine bestimmte Dramaturgie? Welche Technik wird benutzt? Wer ist hinter den Kulissen noch dabei? Und spielt das ‹Instrument-Beherrschen› überhaupt noch eine Rolle?» sind nur einige Fragen, denen nachgegangen wird.
Ein wenig Gossip darf aber auch sein. Deswegen geht Urs Hügin am dritten Kurstag so manchen Mythen der Rockmusik nach. Etwa, ob John Lennon ein Proletarier war. Oder auch, was in den Backstagebereich eines Superstars wie Shakira gehört.
Am letzten Abend kann das Gelernte noch in der Praxis erlebt werden. Ein Ausflug führt ins Tonstudio von Musiker, Komponist und Produzent Cyril Boehler, der sich unter anderem für Teile des Soundtracks von Produktionen wie «Wilder» und «Tatort» verantwortlich zeigt. Dort kann aus erster Hand erfahren werden, wie sich unter anderem Mikrofone voneinander unterscheiden und was es mit den verschiedenen Tonspuren einer Aufnahme auf sich hat. Zudem wird gemeinsam ein Musikstück kreiert.
Keine Vorurteile
Kursleiter Markus Ganz ist Musikprofi durch und durch. In den Achtzigerjahren war er Redaktionsleiter des Musikmagazins «Music Scene», danach hat er mehrere Bücher verfasst und wirkt als Referent an der ZHdK und mehreren Volkshochschulen. Zudem spielt er selber Musik. Seine Leidenschaft wurde im Kindesalter durch Black Sabbath und die Beatles geprägt. Seither war es ihm wichtig, stets ein offenes Ohr für die neusten Trends zu haben. Vorurteile, die zwischen den Generationen durchaus existieren, gibt es in seiner Welt nicht. Unverständnis zeigt er beispielsweise beim ständigen Streitthema «Platte vs. Spotify»: «So gerne ich Konzeptalben und Vinyl habe, so sehr haben auch Streamingplattformen ihre Daseinsberechtigung und bieten neue Chancen», so Ganz. Auch auf diese neuen Medienplattformen wird im Kurs eingegangen werden.
Kurs «Facetten der Rockmusik» beginnt am Mittwoch, 17. November, danach 24.11., 1.12., 6.12., 8.12., 15.12. in derVolkshochschule Zürich
Detaillierte Angaben, Anmeldung:
www.vhszh.ch/kursangebot/detail/facetten-der-rockmusik/21W-0365-33/
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