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Im Kantonalen Labor werden Peperoncini auf ihre Pestizidbelastung untersucht. Bild: PD

Eingriff zur rechten Zeit

Von: Sacha Beuth

08. Juni 2021

Das Kantonale Labor hat laut Jahresbericht im 2020 rund 18 000 Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände und Badewasserproben untersucht und rund 8500 Inspektionen durchgeführt. Eine hohe Beanstandungsquote wies dabei Glace auf. Trotzdem besteht gemäss Labor-Leiter Martin Brunner kein Grund zur Sorge.

Was waren für Ihr Team die grössten Herausforderungen im 2020?

Martin Brunner: Da auch für uns Home­office-Pflicht und Abstandsregeln galten, war es nicht einfach, unseren Pflichten, namentlich bei den Inspektionen, nachzukommen. Da wir aber bereits vor einigen Jahren einen innerbetrieblichen Pandemieplan entwickelt hatten, verlief der Wechsel zu mobilen Arbeitsplätzen ziemlich reibungslos. Sogar Laborarbeiten konnten teilweise von zuhause aus erledigt werden.

Und was verursachte den Betrieben punkto Hygiene am meisten Mühe?

Platzmangel in der Produktion. Gerade Betriebe, die vom herkömmlichen Restaurantbetrieb auf Takeaway umstellten, hatten damit zu kämpfen. Wir haben dann versucht, diesen Betrieben zu helfen, indem wir Tipps gaben, wie sie Abläufe so gestalten können, dass trotzdem bezüglich Hygiene korrekt gearbeitet werden kann.

Bei den untersuchten Produkten fällt Glace wegen ihrer hohen Beanstandungsquote besonders negativ auf. Von 22 Proben wurden 9, also 41 Prozent, beanstandet. Was ist das Problem mit Zürcher Glace?

Ein grundsätzliches Problem gibt es nicht. Ich denke, wir haben hier einfach den richtigen Riecher gehabt. Zumal 22 Proben kein repräsentatives Urteil über die gesamte Branche zulassen. Weiter sind die Ursachen der Beanstandungen unterschiedlich. Was damit zusammenhängt, dass Glace grundsätzlich ein anspruchsvolles Produkt ist und darum schon früher hohe Beanstandungsquoten aufwies. Fakt ist, dass keiner der letztes Jahr festgestellten Mängel bei Glace-Proben mit einer Gefährdung der Gesundheit in Zusammenhang gebracht werden konnte. Und genau das ist unser Ziel: Zur rechten Zeit eingreifen, also bevor es zu gefährlichen Situationen kommt.

Ebenfalls keinen guten Eindruck machten die Proben von Vanilleprodukten, die nicht selten mit günstigem Vanillin gepanscht bzw. gestreckt wurden. Bewusste Täuschung oder eher Unachtsamkeit?

Oft sind die Ursachen für die Beanstandungen tatsächlich bei der Unachtsamkeit der Produzenten zu finden. In einigen Fällen gehen die Interpretationen der gesetzlichen Vorschriften zwischen Betrieb und Vollzug etwas auseinander, was letztendlich zu Rechtsmittelverfahren führt.

Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wiesen die Proben des Zürcher Honigs keine ausländischen Pollen auf. Auf was führen Sie dieses gute Resultat zurück?

Da scheinen unsere Kontrollen in früheren Jahren Wirkung gezeigt zu haben. Entgegen anderslautenden Medienberichten gab es auch kein Pestizidproblem. Pestizide waren eher bei Proben von Gemüse und Früchten aus Asien ein Thema, wo Höchstwerte teilweise klar überschritten wurden.

Nebst Lebensmitteln kontrolliert das Kantonale Labor noch andere Bereiche auf Sicherheit und Hygiene. Wo drückte dort am meisten der Schuh?

Wir mussten feststellen, dass Leute während des Lockdowns Tätowierer zu sich nach Hause bestellten. Kontrollen waren so natürlich nicht möglich. Das heisst, der Kunde übernimmt allein die Verantwortung. Beim Badewasser lagen die Resultate im Rahmen der letzten Jahre, wobei es vereinzelt zu Problemen mit der Einstellung der Anlagen auf neue Chlorat-Höchstwerte gab. Insgesamt lässt sich über alle uns betreffenden Branchen sagen, dass die Betriebe die hygienetechnisch schwierige Zeit gut gemeistert haben.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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