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Nostalgie gegen Moderne: Die aktuelle Dolderbahn ist in die Jahre gekommen und soll... Bild: PD

Einsatz für Nostalgie und Nachhaltigkeit

Von: Sacha Beuth

20. September 2022

Der geplante Ersatz der altehrwürdigen Dolderbahn-Fahrzeuge stösst in Hottingen auf heftigen Widerstand. Nach der Initiierung einer Petition macht nun auch die SVP gegen das «vergoldete Bähnli» von Stadler Rail mobil.

Seit vielen Jahren betreiben die VBZ im Auftrag der Dolderbahn-Betriebs- AG, an der die Stadt Zürich zu 50 Prozent beteiligt ist, die roten Bähnli am Zürichberg. Nun aber sollen die knapp 50-jährigen SLM-Triebwagen ersetzt werden, weshalb die VBZ vor einiger Zeit beim ZVV einen Antrag auf Kostengutsprache zur Finanzierung neuer Triebwagenmodelle stellten. Die Antragstellung verlief rechtlich korrekt ohne öffentliche Publikation – analog zur Beschaffung anderer Schienenfahrzeuge oder Busse. Als der ZVV Grünes Licht erteilte, wurde der Vergabeentscheid zugunsten von Stadler Rail am 2. 6. 2022 auf simap.ch wie üblich öffentlich publiziert. Die Beschwerdefrist verstrich ohne Einsprachen. Nachdem jedoch die VBZ am 12. 7. 2022 eine Medienmitteilung verschickt hatte, dass die Dolderbahn-Betriebs-AG für 10,5 Millionen Franken zwei neue Triebwagen inklusive Ersatzteilvorrat bestellt habe, regte sich Widerstand unter der Anwohnerschaft. Denn die alten SLM-Triebwagen sind im Quartier Hottingen äusserst beliebt. «Unserer Meinung nach handelt es sich hier um ein schützenswertes, nostalgisches Objekt. Das darf man nicht einfach so durch ein neues Modell ersetzen», erzählt Stephanie von Walterskirchen. Die Anwohnerin und EVP-Politikerin führt noch ein weiteres Argument an: «Der Stadtrat spricht immer von Nachhaltigkeit. Nun aber soll ein Fahrzeug, das meines Wissens praktisch immer tadellos funktioniert hat, ohne Not ersetzt werden.»

Um die alten Triebwagen zu erhalten, hat von Walterskirchen die Petition «Für eine verantwortungsvolle nachhaltige Instandhaltung der Dolderbahn-Fahrzeuge» lanciert. Zudem konnte die städtische SVP für das Anliegen gewonnen werden. Sie stört sich nicht nur daran, dass zu Lasten der Tradition nun ein «vergoldetes Bähnli» eingesetzt werden soll, sondern auch am Vorgehen der Verantwortlichen. «Die Anwohnerschaft wurde unserer Ansicht nach von der Dolder-Betriebs-AG beziehungsweise den VBZ überrumpelt. Die Information für die Bevölkerung beschränkte sich auf ein Minimum, der Entscheid wurde quasi hinter verschlossenen Türen gefällt», glaubt SVP-Gemeinderat Jean-Marc Jung. Er hat darum zusammen mit Ratskollegin Susanne Brunner am 7. September ein Postulat eingereicht, in dem der Stadtrat aufgefordert wird, zu prüfen, wie die Dolderbahn ihre beiden bestehenden Fahrzeuge nachhaltig instandhalten kann, um sie weiterhin betreiben zu können. Ein Antrag, den auch AL-Gemeinderat Mischa Schiwow unterstützen will.

Allerdings drängt die Zeit. Dem Antrag des Postulats auf Dringlichkeit müsste heute stattgegeben werden, damit das Thema am nächsten Mittwoch behandelt werden kann. Auch die Petition ist noch nicht eingereicht. Und laut VBZ habe man schon vor einem Jahr einen Vertrag mit Stadler Rail für die Beschaffung der beiden Zahnradtriebwagen unterzeichnet. Es könnte also gut sein, dass der Zug zum Erhalt der beliebten Triebwagen sprichwörtlich schon abgefahren ist.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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