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Hat allen Grund für gute Laune: Trainer André Breitenreiter steht mit dem FCZ souverän an der Tabellenspitze. Bild: Key; Michael Buholzer

Entspannt auf Meisterkurs

Von: Sacha Beuth

15. Februar 2022

Seit Juni 2021 ist André Breitenreiter FCZ-Coach und hat die Zürcher an die Tabellenspitze gebracht. Dem 48-jährigen Deutschen ist gelungen, was mehreren seiner Vorgänger versagt blieb: Konstanz ins Team zu bringen. Die Saison ist zwar noch lang, doch der erste Meistertitel seit 2009 scheint in Griffweite. 

Als am letzten Freitag André Breitenreiter den Medienkonferenzraum der neuen FCZ-Geschäftsstelle im Sportzentrum Heerenschürli betritt, strotzt er vor guter Laune. «So viele Leute hier. Das muss wohl an unserer neuen Location liegen.» Liegt es natürlich nicht, das weiss auch der Cheftrainer der Zürcher. Der Grund für den verstärkten Auflauf der Pressevertreter ist vielmehr die Erfolgsserie des 48-jährigen Deutschen und seiner Spieler. Eine Serie, die am Sonntag beim Heimspiel gegen den Tabellenvierten Lugano ihre Fortsetzung finden soll. Mit neun Punkten Vorsprung auf den FC Basel steht man bis dato auf dem ersten Rang. Dabei zeigte der FCZ eine Konstanz, die man schon seit vielen Jahren nicht mehr von ihm gesehen hatte. Von 20 Spielen wurden nicht nur 14 gewonnen, die Mannschaft zerfiel – vielleicht mit Ausnahme des 0:4 gegen YB im letzten September – auch nicht mehr, wenn eine Partie mal gegen sie lief. Im Gegenteil: Einige Male konnten Spiele wie zuletzt beim 3:1 gegen GC nach Rückstand noch gedreht werden. Der erste Meistertitel seit 2009 scheint nun in Griffweite.

Baumeister der wiedergewonnenen Stabilität ist vorab Breitenreiter. Doch wie gelang ihm, woran zuvor ein halbes Dutzend FCZ-Trainer scheiterten? «Es sind vor allem drei Aspekte», erklärt Breitenreiter. «Erstens habe ich eine Mannschaft, die gut funktioniert, und mit Kapitän Yanick Brecher und zwei, drei erfahrenen Spielern meine verlängerten Arme, die Unruhen bereits im Keim ersticken. Zweitens haben wir dank der hervorragenden Arbeit unseres medizinischen und athletischen Staffs kaum Ausfälle, was einen gesunden Konkurrenzkampf ermöglicht. Und drittens vermitteln alle im Verein eine Begeisterung, die sich auf die Spieler überträgt. Eine solch grandiose Atmosphäre habe ich noch nie erlebt – und ich bin im Fussball doch schon ordentlich rumgekommen.»

Erfolg dank Willenskraft

In der Tat umfasst die Liste seiner Vereine als Spieler 11 und die als Trainer 6 Klubs. Rund vier Jahre geht der Stürmer nach seinem Debüt für Hannover 96 für die Niedersachsen auf Torejagd, danach rund drei Jahre für den HSV, wo er in 71 Partien 12 Tore erzielt. Sechsmal wird er in Deutschlands U21-Team berufen und kann hier zwei Treffer verbuchen. Später, als Trainer, bringt er sowohl den SC Paderborn wie ein paar Jahre darauf Hannover 96 in die erste Bundesliga. Zu verdanken hat Breitenreiter seinen Palmarès zum grossen Teil seiner mentalen Stärke. «Ich will erfolgreich sein. Das geht nur, wenn man die entsprechende Willenskraft mitbringt», erzählt er in einem vereinseigenen Videobeitrag. Dazu passt, dass Breitenreiter 2013 den Lehrgang zum Fussballlehrer an der DFB-Sporthochschule als Drittbester seines Jahrgangs abschloss. Einen weiteren Vorzug des Deutschen und seines Erfolges brachte letztes Jahr Goalie Brecher in einem Interview auf den Punkt: Menschenkenntnis und der Umgang mit Menschen. Auf die Frage, ob er die Basis dazu während seiner Zeit als Captain oder während seiner Trainerausbildung aneignete, antwortet der in Langenhagen bei Hannover geborene Deutsche: «Weder noch. Das ist eine Charakter­eigenschaft. Die hat man oder man hat sie nicht.»

Fakt ist zumindest, dass das Team seit seiner Einstellung mental gewachsen ist. Bestes Beispiel ist Stürmer Assan Ceesay, der zuvor blockiert wirkte und vor dem Tor Ladehemmung hatte, diese Saison aber regelrecht aufblühte und bis zum Lugano-Match schon 12 Treffer erzielte. Zugleich lässt die Abwehr deutlich weniger Gegentreffer als in der vorangegangenen Saison zu.

«Wir haben keinen Druck!»

Breitenreiter hat somit allen Grund für seine entspannte Haltung, die er während der Medienkonferenz an den Tag legt. Selbst die Frage, wie das Team nun mit der gestiegenen Erwartungshaltung und dem damit verbundenen gestiegenen Druck umgehe, bringt ihn nicht aus der Ruhe. «Druck? Wir haben keinen Druck! Druck haben die anderen. Wir sind die letzten drei Saisons jeweils knapp dem Abstieg entkommen. Da kann die Erwartungshaltung nicht sein, dass wir mit Abstand Meister werden.» So überzeugend die Antwort kommt, vielleicht offenbart sie auch eine weitere Fähigkeit Breitenreiters: Gekonnte Tiefstapelei, um sein Team zu schützen.

Mit dieser dürfte es seit Sonntag aber endgültig vorbei sein. Der FCZ besiegte Lugano klar mit 3:0, Ceesay erzielte dabei sein 13. Meisterschaftstor der Saison und der Vorsprung auf den neuen Zweitplatzierten YB beträgt nun 10 Punkte. Der FCZ und Breitenreiter sind dem Titel noch ein Stück näher gerückt.

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