News
Er öffnete das Tor zur Welt
Von: Isabella Seemann
Als Erfinder von Städtereisen und Telefonverkauf stellte der Pionier Hans Imholz die Schweizer Reisebranche auf den Kopf und öffnete Normalverdienern das Tor zur Welt.
Das mittelalterliche Haus «Zum kleinen Mohren» am Neumarkt 22 in der Altstadt steht aktuell in den Schlagzeilen: Das Fassadengemälde mit lachendem schwarzem Buben und vollem Brotkorb soll – zur Bekämpfung von Rassismus – aus dem Stadtbild getilgt werden. Just hier entsprang eine Idee, die den Schweizern das Tor zur Welt öffnete. Es ist das Elternhaus von Hans Imholz, der als Erfinder von Städtereisen und Telefonverkauf zum Reisepionier wurde. Als erster Schweizer erhielt er, damals noch Reiseleiter bei Kuoni, mit seiner Reisegruppe nach Ost- und Zentralafrika spontan eine Audienz bei Haile Selassie I., Kaiser von Abessinien. Eine Photographie zeigt, wie er sich vor dem «König der Könige» tief verneigt. Dies ist eine der vielen charmanten Anekdoten, die der Zürcher Publizist Thomas Renggli in seiner soeben erschienenen Biographie «Hans Imholz – Der Reisepionier» erzählt.
Mit Vereinsreisen fing es an
Vor genau 60 Jahren machte sich der Sohn eines Bäckermeisters mit einem Startkapital von 50 000 Franken selbstständig und eröffnete an der Usteristrasse 19 beim Löwenplatz in einer Zweizimmerwohnung sein eigenes Reisebüro. Sein Kerngeschäft: Organisation von Vereinsreisen. Seine Kernidee: Direktverkauf per Telefon. Damals eine Kulturrevolution wie vier Jahrzehnte später das Internet. Dadurch verringerte er Infrastruktur- und Personalkosten. Bald erfand er eine Reiseform, die völlig unbekannt war: Städteflüge. Der erste ging 1966 nach Tunis, dem Budapest für sagenhafte 198 Franken, Istanbul und Casablanca folgten. Die Idee der preisgünstigen Kurzferien wurde in der Branche mit Argwohn aufgenommen – und später ungeniert kopiert. Zudem gewährte er Rabatte und herabgesetzte Angebote für Kurzentschlossene, ebenfalls eine Neuheit. 1981 wartete der Städteflugpionier mit einer weiteren auf: Arrangements mit Städtezügen nach München, Paris und Venedig. Zwei Eigenschaften machten Imholz erfolgreich, wie Biograph Thomas Renggli ausführt: «Im Kleinen war er pedantisch.» Jeder Prospekt und jedes Inserat gingen über seinen Tisch und morgens stand er gelegentlich um 8 Uhr an der Eingangstür der Zentrale an der Birmensdorferstrasse 108, um zu kontrollieren, dass alle Mitarbeiter pünktlich erscheinen. «In seinen Ideen und Visionen – und der strategischen Umsetzung – dachte Hans Imholz aber gross – und war sehr grosszügig.» Ebenso konsequent, wie er seine Strategie umsetzte, zog er 1989, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, einen Schlussstrich und verkaufte das Unternehmen, das er zum drittgrössten Schweizer Tour Operator aufgebaut hatte, an Jelmoli.
Patron alter Schule
Inspirierend an Imholz’ Lebenswerk findet Renggli: «Mit welcher Disziplin und Konsequenz er seine Idee umgesetzt hat – und wie es ihm gelungen ist, sich die fast bedingungslose Loyalität seiner Mitarbeiter zu sichern. Ich unterhielt mich bestimmt mit zwanzig ehemaligen Imholz-Angestellten. Und die allermeisten würden noch heute für ihren ehemaligen Chef durchs Feuer gehen.» Dabei war er ein Patron alter Schule und bis zu seinem letzten Arbeitstag mit keinem einzigen Angestellten per du – ausser mit seiner Ehefrau Doris, die im Betrieb mitarbeitete.
Unter den früheren Imholz-Reiseleitern machte der eine oder andere später gar grosse Karriere in der Privatwirtschaft oder in der Politik: So haben Roger Schawinski, Sonja Buholzer und der spätere Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät ihr Studium bei Imholz Reisen verdient.
Das Buch spiegelt ein Stück Schweizer Zeitgeschichte – und lässt uns in eine Epoche eintauchen, in der das Reisen noch etwas Abenteuerliches und sehr Exotisches war.
Bücher zu gewinnen
Die Biografie «Hans Imholz – Der Reisepionier» von Thomas Renggli (Werd & Weber Verlag) ist ab sofort im Handel oder unter www.weberverlag.ch erhältlich. Das «Tagblatt» verlost 3 Exemplare davon an seine Leserschaft. Schreiben Sie uns eine Mail mit Name, Adresse, Telefonnummer und Betreff Imholz an: gewinn@tagblattzuerich.ch
Artikel bewerten
Leserkommentare
Keine Kommentare