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Konzert in der Roten Fabrik: Asylsuchende zahlen an von der IG Rote Fabrik organisierten Anlässen keinen Eintritt. Bild: PD

Freier Eintritt aus Überzeugung

Von: Jan Strobel

02. Mai 2017

Der Zürcher Ausgang ist teuer. Doch die IG Rote Fabrik geht andere Wege: Asylsuchende und vorläufig Aufgenommene zahlen bei ihren Events keinen Eintritt.

Das Zürcher Nachtleben geht ins Geld: Drinks in einer Bar, danach ans Konzert und an Partys; wer in der Limmatstadt Club- und Ausgehkultur geniessen will, kommt mit weniger als 100 Franken in einer Nacht nur selten davon, häufiger wird die 200er-Marke erreicht. Der Zürcher Ausgang, lamentierten unlängst Jungpolitiker und Partygänger, sei viel zu teuer, besonders die Getränke und die Eintritte, er sei mithin immer mehr ein Vergnügen für Privilegierte.

Eintritt wäre unmenschlich
Wer kürzlich den Zürcher Eventkalender studierte, dem fiel allerdings ein überraschendes Detail auf. In der Roten Fabrik fand letzte Woche ein Reggae-Konzert statt, das von der IG Rote Fabrik veranstaltet wurde. Das Ticket kostete 35 Franken.

Ausgenommen davon war eine Gruppe: Personen mit Ausweis N oder F, also Asylsuchende und vorläufig aufgenommene Ausländer. Sie durften gratis ans Konzert. «Als von der Stadt Zürich subventionierter Kulturbetrieb gehört es zu unseren Aufgaben, unser Kulturangebot allen in Zürich wohnhaften Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen», so die IG Rote Fabrik. Die Möglichkeit für Personen des Asylbereichs, die von der IG organisierten Veranstaltungen gratis zu besuchen, werde seit 2016 angeboten.

«Der Verzicht auf den Eintrittspreis bei Personen mit einem Ausweis N oder F liegt für uns in der finanziellen Staatsfürsorge für diese Personen begründet und ist in unseren Augen und nach unserem moralischen und sozialen Verständnis folgerichtig», präzisiert die IG. «Personen mit Ausweis F erhalten im Kanton Zürich beispielsweise keine Sozialhilfe mehr, sondern nur noch Nothilfe. Diese beträgt in etwa 8 Franken pro Tag und wird teilweise in Migros- oder Coop-Gutscheinen ‹ausbezahlt›. Davon müssen Essen, Kleidung und Hygieneartikel und ein Ticket für den öffentlichen Verkehr bezahlt werden. Auch aus diesem Grund wollen wir es unseren benachteiligten Mitmenschen ermöglichen, unsere Veranstaltungen gratis besuchen zu können.» Von diesen Personen Eintritt zu verlangen, sei «nach den Werten unserer Gesellschaft unmenschlich».

Könnte diese Eintrittspolitik der IG Rote Fabrik im hochpreisigen Nachtleben Schule machen? «Grundsätzlich begrüssen wir Bestrebungen, welche es Menschen ermöglicht, an kulturellen Veranstaltungen teilzunehmen, die nicht über die nötigen finanziellen Möglichkeiten verfügen», meint Alexander Bücheli von der Bar- und Club-Kommission Zürich. «Unter den heutigen Asylsuchenden gibt es anteilsmässig relativ viele junge Menschen, die sich wie unsere Jugendlichen intensiv mit Musik auseinandersetzen. Es handelt sich somit um potenzielle Gäste der Nachtkultur oder gar vielleicht um zukünftige in Zürich auftretende Musiker.» Als Beispiel erwähnt ­Bücheli die iranischen DJs Blade & Beard, die jetzt in der Schweiz als Flüchtlinge leben.

Doch Bücheli macht auch klar: «Aufgrund des hohen Preisdrucks, das heisst immer höher werdender Gagen, gehe ich nicht davon aus, dass viele Nachtkulturunternehmen sich zu einer solchen Preispolitik entschliessen werden.»

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