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Essen bis spät in die Nacht: In Zürich soll das bald möglich sein.Zürich Tourismus

Freude und Ärger

Von: Ginger Hebel

22. März 2022

Verlängerung Diesen Sommer sollen Gartenbeizen und Boulevardcafés zwei Stunden länger offen halten. Was viele freut, ärgert Betroffene in den Quartieren. 

Sommerzeit. Menschen sitzen draussen, essen, lachen, reden. Ein Ambiente wie im Süden. Längere Beizen-Öffnungszeiten und sogenannte mediterrane Nächte sind in Städten wie Thun bereits Realität und sollen diesen Sommer auch in Zürich wahr werden. 2019 reichten Andri Silberschmidt (FDP) und Nicole Giger (SP) ein dringliches Postulat ein. Sie forderten, dass Terrassen- und Boulevardflächen im Sommer bis morgens um zwei bedient werden – statt bis Mitternacht. Viele Betriebe haben momentan die Bewilligung bis 22 Uhr und dürften dann bis Mitternacht geöffnet sein. «Die Lebensfreude steigt, wenn man länger draussen sitzen und konsumieren darf. Zudem ist auch das Bedürfnis in der Bevölkerung vorhanden», sagt Andri Silberschmidt.

Ihr Anliegen fand breite Unterstützung, doch Rekurse von Quartiervereinen und Corona stoppten das Pilotprojekt. Jetzt gibt die Stadt grünes Licht und verspricht sich «eine leichte Mediterranisierung der lauen Zürcher Sommernacht. Und Erkenntnisse über die strittige Lärmfrage. Es kann sein, dass die Gastronomie und das Nachtleben auch einen Teil des Lärms binden, weil Leute im Gartenrestaurant eventuell weniger Lärm verursachen als Leute, die herumstreunen und Musikboxen dabei haben. Diese These möchten wir prüfen», erklärt Mathias Ninck von der Stadt Zürich.

An sechs Wochenenden in den Sommerschulferien sollen die Restaurants mit Gartenwirtschaft bis zwei Uhr nachts geöffnet bleiben. Allerdings unter gewissen Bedingungen, damit auch die Kritikerinnen und Kritiker dahinterstehen können. Bewilligungen werden nur an bestehende Boulevardcafés und Gartenbeizen vergeben. Lokale in Innenhöfen sind davon ausgenommen. Gastro Zürich-City betreibt während des Pilotversuchs eine Hotline für Anwohnende und finanziert Security-Teams, die sich um Lärmklagen kümmern. «Es ist für uns selbstverständlich, dass wir Gastronomen auch Rücksicht auf die Anwohner nehmen», sagt Urs Pfäffli, Präsident Gastro Zürich. Der Versuch wird polizeilich begleitet, es gibt Lärmmessungen, damit man nachher besser Bescheid wisse über den nächtlichen Lärm, wo er problematisch sei und wie er angegangen werden könne.

Soziale Kontrolle

Bei Felix Stocker vom Quartierverein Zürich 1 stösst der Entscheid der Stadt auf Unverständnis. «Die Lärmbelastung in den Innenstadt-Quartieren ist jetzt schon hoch, das zeigen auch die hunderten Einträge auf der Plattform laermgruppe.ch. Dennoch sollen Beizen länger öffnen dürfen. Das bereitet uns grosse Sorgen», betont Stocker. Schliesslich würden in diesen Quartieren auch Familien mit Kindern, ältere Personen und Berufstätige leben, die dadurch nachts geweckt werden.

Die Stadt Zürich betont, dass mit den flankierenden Massnahmen wichtige Forderungen der Quartiervereine aufgenommen worden seien. SP-Politikerin Nicole Giger freut sich sehr, dass Zürich eine gewisse Mediterranisierung erleben darf und auch die gebeutelte Gastro-Branche davon profitieren kann. «Draussen sitzen und geniessen. Das gehört zum Leben in der Stadt.» Sie selber wohnt am Marktplatz. «Ein gewisser Lärmpegel ist normal, wenn man mitten in der Stadt lebt.» Andri Silberschmidt und Nicole Giger glauben indes nicht, dass der Lärm nur von den Restaurants kommt, im Gegenteil. «Autoposer sind das grössere Lärmproblem und auch Leute, die auf der Strasse herumjohlen. In Lokalen findet eine soziale Kontrolle statt. Die Beizer werden ihre Gäste darauf hinweisen, wenn sie zu laut sein sollten», ist Silberschmidt überzeugt.

Gastrobetriebe, die sich am Versuch der Mediterranen Nächte beteiligen wollen, können bis Mitte April online eine Bewilligung beantragen.

Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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