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Gewässer meiden!
Von: Ginger Hebel
Hochwassergefahr: Der Dauerregen der letzten Tage bringt Überschwemmungen und Schäden mit sich. Die Situation entspannt sich – vorerst.
Dauerregen, Überschwemmungen, lokale Schäden. Der Bund hat für die Schweiz Gefahrenstufe 3 ausgerufen – erhebliche Gefahr. Für die Limmat und den Zürichsee galt die Hochwassergefahr bis gestern Dienstag. Am Montag traten Bäche stellenweise über die Ufer. Die grösste Gefahr geht von städtischen Bächen aus, insbesondere am Adlisberg, Zürichberg, Hönggerberg und Uetliberg. Auch Unterführungen sind betroffen.
Die Pegel der grösseren Seen in und um Zürich sind am Montag und Dienstag noch weiter angestiegen. Am Greifensee und Pfäffikersee sind Uferwege, Schiffsstege und andere Infrastrukturen in Ufernähe teilweise überflutet. «Die Hochwassersituation entspannt sich. Der Wasserstand am Zürichsee wird voraussichtlich noch einige Tage etwas höher sein als normal», sagt Katharina Weber von der Zürcher Baudirektion. Die Hochwasserfachstelle des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft unterstützt die Polizei und Feuerwehr mit Einschätzungen der aktuellen Lage und Prognosen, diese entscheiden über notwendige Schutzmassnahmen und setzen diese um.
Seit letztem Freitag stehen die Feuerwehren im Kanton Zürich im Grosseinsatz. Sie haben bereits über 450 Einsätze geleistet. Die Einsatzleitzentrale von Schutz & Rettung Zürich hat vom Freitagmorgen, 31. Mai, bis am Montagmorgen, 3. Juni, im Kanton über 350 Feuerwehr-Einsätze aufgrund der Wassermengen disponiert. «Das ist eine beachtliche Zahl, aber auch im Sommer sind viele Einsätze wegen Gewitter und starker Regenfälle nicht selten», sagt Severin Lutz von Schutz & Rettung Zürich. Bei der Gebäudeversicherung Kanton Zürich (GVZ) sind bis jetzt über 60 Schadenmeldungen aufgrund von Überschwemmungen eingegangen. Die GVZ geht aktuell von einer Schadensumme von rund 2 Millionen Franken aus. «Heute Mittwoch beruhigt sich die Wetterlage, die Wasserpegel gehen zurück, es ist Erholung in Sicht», sagt Michael Eichmann von Meteo News. Allerdings hält das gute Wetter nicht an, bereits für Freitag sind neue Regenfälle angekündigt, auch das Wochenende wird wieder nass. «Eine stabile Wetterlage zeichnet sich derzeit nicht ab.» In Gewässernähe sei weiterhin Vorsicht geboten. «Die Gewässer weisen durch die Niederschläge immer noch hohe Pegel auf. Ausserdem können die Ufer aufgrund der nassen Bedingungen rutschig sein.»
Der Mai war überdurchschnittlich nass, wie Vergleichszahlen der letzten 30 Jahre belegen (+59 Prozent). «In den diesjährigen Frühlingsmonaten (März bis Mai) gab es in Zürich 52 Prozent mehr Niederschlag als im Durchschnitt der Jahre 1991–2020», sagt Eichmann. Der Grund liege unter anderem an den andauernden Höhentief- und Troglagen.
2005 entging die Stadt Zürich nur knapp einer Hochwasserkatastrophe. Hätte das Niederschlagszentrum damals über dem Sihl-Einzugsgebiet statt im Berner Oberland gelegen, hätte die Sihl grosse Teile der Stadt Zürich überflutet. Der Kanton Zürich hat zur Reduktion des Hochwasserrisikos an Sihl, Zürichsee und Limmat Massnahmen umgesetzt. Aktuell im Bau ist der Entlastungsstollen Sihltal-Thalwil. Kürzlich erfolgte der Baustart für die Erneuerung des Platzspitzwehrs. Die bisherigen Wehrverschlüsse werden durch neue, besser steuerbare ersetzt, um bei Hochwasser regulierend eingreifen zu können.
Zürcher Bauern leiden
Auch die Zürcher Bauern und Direktvermarkter auf den Wochenmärkten leiden unter dem Dauerregen. «Es wird weniger gekauft, da die «Konsumlaune» fehlt und keine Grillfeste veranstaltet werden. Schnell entstehen Umsatzeinbussen im zweistelligen Prozentbereich», sagt Bio-Landwirt und Marktfahrer Samuel Traub, der normalerweise 70 Prozent seines Umsatzes auf dem Bürkliplatz-Markt macht. Staunässe sei derzeit ein grosses Problem. «Die nassen Böden können kaum befahren und bearbeitet werden, was zu Verzögerungen bei der Bepflanzung und der Unkrautbekämpfung führt.» Zudem leide bei Spezialkulturen die Pflanzengesundheit. «Krautfäule bei Kartoffeln und Tomaten oder Graufäule bei Erdbeeren werden durch die hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt», erklärt Samuel Traub. «Besonders Schnecken vermehren sich derzeit stark und verursachen erheblichen Schaden.»
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