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Häusliche Gewalt prägt ganze Generationen.

Gewalt gegen Frauen – Hemmschwelle sinkt

Von: Ginger Hebel

28. September 2018

Häusliche Gewalt ist ein grosses Problem. Beim Frauenhaus Zürich Violetta ist man erschüttert über die Brutalität. Bei der Täterberatungsstelle Mannebüro sieht man Stress und Überforderung als Gründe.

Die Frauen, die im Frauenhaus Zürich Violetta vorübergehend Schutz finden, haben schon lange kein Selbstwertgefühl mehr. Man hat es im wahrsten Sinne des Wortes aus ihnen herausgeprügelt. «Häusliche Gewalt betrifft alle Schichten und Nationalitäten», sagt Susan A. Peter, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenhaus Zürich Violetta. Seit 1980 finden hier Frauen, die von ihren Männern geschlagen, vergewaltigt oder bedroht werden, Zuflucht.

Die meisten Betroffenen sind zwischen 30 und 40 Jahre alt. Da ist aber auch eine 82-Jährige, die nach 50 Ehejahren den Mut aufbrachte, aus der heimischen Hölle auszubrechen. Die Adresse des Frauenhauses ist aus Sicherheitsgründen geheim.

Massive Verletzungen

Alle zwei Wochen stirbt in der Schweiz eine Frau an häuslicher Gewalt. Letztes Jahr gingen bei der Stadtpolizei Zürich 1029 Meldungen zu häuslicher Gewalt ein. Seit 2004 ist Gewalt in der Ehe und in der Partnerschaft ein Offizialdelikt und wird strafrechtlich von Amtes wegen verfolgt. Wie die Zahlen der Opferhilfestatistik belegen, gab es 2017 mit 27165 Beratungen für weibliche Opfer einen Rekord. Susan A. Peter von der Stiftung Frauenhaus Zürich engagiert sich für von Gewalt betroffene Frauen. «Es bleibt selten bei der Ohrfeige. Die Intensität der Gewalt steigt im Laufe der Zeit.» Es gäbe Frauen, die mit Verletzungen durch Stich- und Schusswaffen ins Frauenhaus kommen. Der jüngste Vorfall schockiert besonders. Ein Mann schlug seine Gattin mit einem Hammer beinahe zu Tode.

Stressfaktor Familie

Im Frauenhaus sind Frauen mit kleinen Kindern am häufigsten vertreten. «Die Hauptgründe sind Stress und Überforderung. Eine Familie zu gründen geht oft mit vielen Schwierigkeiten einher. Viele Paare berichten davon, dass die Gewalt bereits in der Schwangerschaft begonnen hat», sagt Mike Mottl, Geschäftsführer und Männerberater vom Mannebüro Züri, der ersten spezifischen Täterberatungsstelle der Schweiz. Aber auch Gewalt gegen Männer werde unterschätzt. «Männer haben oft Mühe, sich als Opfer zu outen. Das ist tatsächlich auch ein grosses Problem», erklärt Mike Mottl. Dass die Gewalt steigt, kann man beim Mannebüro jedoch nicht bestätigen.

Gewalt geschieht aber nicht nur hinter verschlossenen Türen. In den letzten Wochen kam es im öffentlichen Raum wiederholt zu brutalen Attacken gegen Frauen. An der Street Parade wurde eine Mutter beschimpft und niedergeschlagen. In Genf attackierte eine Männergruppe im Ausgang fünf Frauen, eine von ihnen lag tagelang im Koma. Im Zürcher Niederdorf wurden zwei junge Frauen von einem Mann aus Sri Lanka aus heiterem Himmel spitalreif geschlagen. Beim Frauenhaus wie auch beim Mannebüro Züri begrüsst man die Diskussion, die durch die Vorfälle entfacht ist. «Fakt ist, dass immer mehr Opfer sich getrauen, etwas dagegen zu machen. Das ist gut, denn so nimmt die Öffentlichkeit die Gewaltproblematik endlich in der richtigen Dimension wahr», sagt Mike Mottl vom Mannebüro.

Weitere Informationen:

Frauenhaus Zürich Violetta Tel. 044 350 04 04
www.frauenhaus-zhv.ch

Mannebüro Züri Tel. 044 242 08 88
www.mannebuero.ch

 

 

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