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Gefahr in der Natur: Zecken können böse Krankheiten übertragen.Foto: Clipdealer

Grosse Zeckenplage auch in der Stadt Zürich

Von: Ginger Hebel

07. Mai 2019

Durch Zecken übertragene Krankheiten haben massiv zugenommen. Die Daten der Zürcher App «Zecke» zeigen: 50 Prozent der Stiche passieren beim Outdoor-Sport und Spazieren.

Noch nie gab es so viele Zeckenstiche wie letztes Jahr. Ein Gründ dürfte das schöne Wetter gewesen sein. 2018 war ein rekordträchtiges Zeckenjahr mit einem deutlichen Anstieg von FSME-Fällen (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose. Daher hat das Bundesamt für Gesundheit die Risikogebiete ausgeweitet. Neu gilt die ganze Schweiz mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin als Risikogegend.

«Zeckenstiche passieren im Siedlungsgebiet, also auch um Haus und Garten, nicht nur im Wald. Generell kann man sagen, Zecken kommen auf allen begrünten Oberflächen vor», sagt Werner Tischhauser von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Er hat die Gratis-App «Zecke» entwickelt. Sie zeigt das richtige Verhalten bei einem Stich und das aktuelle Gefahrenpotenzial im Gelände an.

Die Zecke muss raus

Die Gefahrenkarte macht deutlich: Auch die Stadt Zürich ist ein grosses Zeckengebiet. In Naherholungsgebieten wie Uetliberg, Zürichberg oder Käferberg melden Dutzende Betroffene mit Zeckenstichen. 40 Prozent aller per App gemeldeten Stiche finden sich bei Kindern bis 12 Jahren an Kopf und Hals. Bei Erwachsenen zwischen 26 und 80 Jahren ist vor allem der Unterkörper betroffen. 50 Prozent der Stiche passieren beim Outdoor-Sport und Spazieren.

Werner Tischhauser wurde schon öfters von einer Zecke gestochen, meistens in die Kniekehle, beim Zelten im Wald und beim Wandern. «Wichtig ist, dass man sich von der Angst nicht lähmen lässt, sondern handelt, die Zecke muss raus, egal wie.» Mit einer Pinzette, in der Not tue es auch der Fingernagel. «Wer schnell reagiert, verhindert mit ziemlicher Sicherheit, dass die gefährlichen Borrelien auf den Menschen übertragen werden.» Während es eine Schutzimpfung gegen FSME gibt, lässt sich die Lymeborreliose nur mit Antibiotika behandeln. Die Borrelien können die Haut befallen, die Gelenke und Muskeln. Auch Lähmungserscheinungen sind möglich.

An schönen Tagen sind die Parks voller Menschen, die sich sonnen und ein Picknick geniessen. Ein leichtsinniges Verhalten? «Aus unserer Sicht ist das genau der Grund für die Zunahme der Borreliose- und FSME-Fälle in den letzten Jahren. Es lassen sich mehr Leute impfen. Ob es genügend sind, um künftig weniger Fälle zu haben, wird sich zeigen», sagt Mark Witschi, Leiter Sektion Impfempfehlungen und Bekämpfungsmassnahmen vom Bundesamt für Gesundheit. Wer Spaziergänge durch Wiesen und Wälder plant, solle statt Shorts lange Hosen tragen. Auch wer den Rasen mäht, sei mit geschlossenen Schuhen besser bedient als mit Flipflops. Die Aufklärungskampagne «Zecken-stich.ch» informiert über Risiken und Schutzmöglichkeiten.

Dr. Norbert Satz, Zürcher Facharzt für Innere Medizin, führt Spezialsprechstunden zu Zeckenerkrankungen durch. «Zecken beissen nicht, sie stechen. Wer in Parks auf geschnittenem Rasen liegt, muss sich keine Gedanken machen. Dieser Boden ist für Zecken zu trocken. Das Risiko eines Stiches besteht aber in hohen Wiesen mit Kerbel und Löwenzahn oder bei Picknickplätzen an Waldrändern.»

Viele Leute haben Angst vor den grossen Zecken, wie sie oft Hunde und Katzen auflesen. «Diese Zecken machen nicht krank», sagt Dr. Norbert Satz. «Gefährlich sind die kleinen, einen halben bis einen Millimeter grossen, die man kaum sieht. Wer sich nach Aufenthalten in der Natur gründlich mit einem Frotteetuch abreibt, reisst die kleinen Zecken weg», sagt Satz.

Bei den Zecken, die Hunde und Katzen auflesen, handle es sich grösstenteils um Schildzecken, welche auch Menschen befallen können. «Da für eine Übertragung von Borreliose oder FSME ein Zeckenstich stattfinden muss, sind Handschuhe nicht zwingend. Die Zecken sind nach der Entfernung jedoch sicher zu entsorgen», sagt Manuela Schnyder vom Institut für Parasitologie am Tierspital Zürich. Zecken seien auch für Haustiere gefährlich. «Sie können Überträger von Viren, Bakterien und Parasiten sein. Die Babesiose kann für Hunde lebensgefährlich sein.»

Weitere Informationen:

www.zecken-stich.ch
www.zeckenliga.ch

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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