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Gorillafamilie im Menschenaffenhaus des Zoo Zürich. Die Dachklappen des Hauses werden an Silvester und am 1. August aus Brandschutz- und Lärmgründen geschlossen. Bild: Screenshot Tele Züri

Grossfeuer: Wie sicher sind die Tiere im Zoo?

Von: Sacha Beuth

14. Januar 2020

Das Feuer im Menschenaffenhaus des Krefelder Zoos, bei dem über 30 Tiere starben, sorgte weitum für Entsetzen und Trauer. So auch im Zoo Zürich. Dort gibt man sich gegen Brände gewappnet, geht aber auch ein gewisses Risiko ein.

Es war nur eine Himmelslaterne, die in der Silvesternacht auf das Dach des Menschenaffenhauses im Krefelder Zoo niederging. Doch sie löste ein wahres Feuerinferno aus, in dem über 30 Tiere, darunter eine ganze Orang-Utan-Sippe, mehrere Schimpansen und zwei Gorillas, qualvoll umkamen. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob sich so ein Unglück auch im Zoo Zürich ereignen könnte.

Darauf angesprochen, weist Senior-Kurator Robert Zingg erst einmal darauf hin, dass sich Umstände und Voraussetzungen in Krefeld und Zürich unterscheiden, man also die Situation nicht oder allerhöchstens bedingt vergleichen könne. Grundsätzlich habe der Zoo Zürich in Sachen Brandschutz seine Hausaufgaben gemacht, betont Zingg. In Nächten, an denen wie an Silvester und 1. August mit Feuerwerk zu rechnen ist, werden beispielsweise viele Tierarten eingestallt und allfällige Dachfenster der Innenanlagen – so auch im Menschenaffenhaus – geschlossen. «Damit beugen wir nicht nur Bränden, sondern vor allem der Lärmbelästigung vor.» Ob und inwieweit an solchen Tagen Videoüberwachung und zusätzliches Personal eingesetzt wird und wie man konkret bei einem Brand vorgeht, will Zingg aus sicherheitstechnischen Gründen nicht kommunizieren. Aber er verweist auf die enge Zusammenarbeit mit Schutz & Rettung Zürich und die gemeinsam ausgearbeiteten Einsatzpläne. Laut deren Medienstelle enthalten die Pläne etwa Angaben über Ansprechpersonen, Zufahrtachsen, Hydrantenstandorte, Grundrisse, Fluchtwege, usw. Ausserdem seien viele Zoogebäude mit Brandmeldern ausgerüstet.

Kosten versus Nutzen

Eine der Ausnahmen ist ausgerechnet das Menschenaffenhaus. «Das Gebäude stammt aus den 60er Jahren und wurde in den 80ern erweitert. Damals galten teilweise noch andere feuerpolizeiliche Vorschriften als heute», erklärt Zingg. Zwar hätte man das Haus nachträglich mit Brandmeldern und Sprinklern ausrüsten können. «Doch dieses Thema stand bisher nicht an. Eine solche Nachrüstung ist meist ziemlich teuer, und es stellt sich bei der extremen Seltenheit solcher Vorfälle auch die Kosten-Nutzen-Frage. Bei der in Planung stehenden neuen Gorillaanlage wird – unabhängig vom Vorfall in Krefeld – ein moderner Brandschutz Thema sein.»

Generell ist fraglich, ob Melder- und Sprinkleranlagen das Unglück in Krefeld überhaupt hätten verhindern können. Laut Angaben von Experten lösen Brandmeldeanlagen in Tierhäusern wegen der dort herrschenden Wärme und des Staubes immer wieder Fehlalarme aus. Und Sprinkleranlagen reagieren nicht auf Feuer auf dem Dach, von wo der Brand in Krefeld ausgelöst wurde, sondern nur auf direkte Hitzeeinwirkung, also im Prinzip erst, wenn der Bodenbereich bereits in Vollbrand geraten ist. «Das Feuer in Krefeld entstand aus einer Verkettung unglücklicher Umstände. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich so etwas in einem anderen Zoo wiederholt, ist extrem gering», sagt Zingg. Aber, fügt er noch hinzu, ausschliessen könne man es auch für den Zürcher Tiergarten nicht. «Ein gewisses Restrisiko bleibt immer.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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