mobile Navigation

News

Das Gartenareal soll am Rande Altstettens, zwischen Dunkelhölzlistrasse und Salzweg, gebaut werden. Screenshot: Google Maps

Hickhack um Dunkelhölzli-Gärten

Von: Stine Wetzel

08. Mai 2018

Am 10. Juni stimmen die Zürcher über das Gartenareal am Rande Altstettens ab: Für zehn Millionen Franken sollen hier Familien- und Gemeinschaftsgärten entstehen. Während die einen den Verlust eines Naturparadieses beklagen, sehen die anderen das Naturparadies überhaupt erst im geplanten Areal verwirklicht.

Es sei ein «Naturparadies», eines der «letzten Biotope der Stadt», das man jetzt opfern wolle – das überparteiliche Komitee Bauvorlage Dunkelhölzli Nein findet klare Worte für das geplante Gartenareal am Rande Altstettens. Der Stadtrat will 10,51 Millionen Franken in die 3,8 Hektaren zwischen Dunkelhölzlistrasse und Salzweg stecken: in die Erneuerung des Wirtschaftsgebäudes, die Bachöffnung, den Hochwasserschutz, in die Erstellung eines Gartenareals (das «Tagblatt» berichtete). Im November hat das Parlament mit 78 zu 40 Stimmen das Bauvorhaben verabschiedet. Doch gegen den Entscheid wurde das Behördenrefe­rendum ergriffen. Damit kommt das Gartenareal Dunkelhölzli am 10. Juni vors Volk.

Das gegnerische Komitee setzt sich gegen die «Klientelpolitik der Befürworter, die heute unnötige Vorlage und die Geldverschwendung» ein. An diesem Mittwoch veranstalten die Komiteemitglieder, darunter die Alt-Gemeinderatspräsidenten Rolf Walther (FDP) und Roger Bartholdi (SVP) sowie Martin Haab, SVP-Kantonsrat und Vorstandsmitglied Zürcher Bauernverband, eine Medienorientierung vor Ort, um ihre Argumente gegen die Abstimmungsvorlage vorzubringen. Etwa, dass ein Bauer sein Land ohne Realersatz verliere. Oder dass die Kosten in Millionenhöhe nicht im Verhältnis stünden.

«Die zehn Millionen Franken sind total überrissen», sagt Përparim Avdili, Komitee-Präsident und FDP-Gemeinderat, im Vorfeld des Anlasses. «Ungestaltete Grünflächen sind in Zürich so rar, dass wir dafür sind, das Areal so zu belassen, wie es ist.» Auf den geplanten Gartenfeldern sind zwar neben den Familiengärten auch Gemeinschaftsgärten vorgesehen, doch als Biotop für die Naherholung sei das Dunkelhölzli dann verloren. «Dass mit den zehn Millionen Franken ein Mehrwert für die Zürcher und Zürcherinnen generiert würde, kann man also wirklich nicht behaupten», so Avdili.

Flyer fürs Gartenareal

Dass das Komitee im jetzigen Dunkelhölzli ein Naherholungsgebiet sieht, ist für Markus Knauss hingegen unverständlich. «Ich sehe da kein Naturparadies, sondern vor allem landwirtschaftlich genutzte Fläche, die nicht betreten werden darf.» Der grüne Gemeinderat war letzte Woche gemeinsam mit Parteikollegin und Kantonsrätin Gabi Petri mit Flyern fürs geplante Dunkelhölzli unterwegs. «Mit den Plänen der Stadt wird das Areal doch erst zugänglich.» Fünf der sechs Gartenfelder, die Grün Stadt Zürich fürs Gemeinschaftsgärtnern eingeplant hat, sind öffentlich.

Dass der Landwirt seine Felder verliert, ist für Knauss ein Fall der Interessenabwägung: «Eine Garten- und Erholungsfläche ist viel wert. Davon haben sehr viel mehr Bewohner der Stadt etwas.»

Rolf Walther, Komitee-Mitglied und Gegner jeglicher Dunkelhölzli-Bauvorhaben der ersten Stunde, bleibt dabei: «Die Verdrängung des Landwirts ist katastrophal. Landwirtschaft ist wichtig, vielleicht sogar wichtiger als ein Hobby wie Gärtnern.» Der betroffene Landwirt wollte sich im Vorfeld des Presseanlasses nicht zu seiner Situation äussern. Dass die jetzige Fläche aufgrund der Landwirtschaft nicht zugänglich ist, ist für Rolf Walther kein Problem: «Der Weitblick in die Landschaft ist entscheidend. Eine beliebte Naturlandschaft soll nicht durch bauliche Massnahmen zur künstlichen Oase werden.»

Ökologische Verbesserung

In seiner Argumentation beruft sich das Oppositionskomitee auch auf Pro Natura. Die Naturschutzorganisation sehe in den Plänen der Stadt ebenfalls ein «unnötiges Bauvorhaben, das ein Naturparadies zerstören würde», und stufe das Projekt als «verbesserungswürdig» ein, so das Komitee. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die komplette Stellungnahme von Pro Natura. Andreas Hasler, Geschäftsleiter Pro Natura Zürich, sagt: «Pro Natura mischt sich prinzipiell nicht in kommunale Politik ein.» Die Organisation habe das Projekt schlicht eingeschätzt, und zwar wie folgt: «Das Gesamtprojekt verbessert vor allem mit der Bachöffnung und -revitalisierung die ökologische Situation deutlich. Landschaftlich geht es allerdings nicht darauf ein, dass aktuell gewisse Weitblicke möglich sind, was angesichts der stark gestalteten Umgebung von vielen geschätzt wird.» Nur was die Landschaftssituation anbelangt, hält Pro Natura das Projekt also für verbesserungswürdig.

Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

zurück zu News

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare