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Prominentes Gebäude am General-Guisan-Quai: Bei der Sanierung kommt dem historischen Wert eine grosse Bedeutung zu (Bild: Nightnurse Images AG). Die SPPA-Architekten (Bild unten: Hans Peter Häberli, Peter Trachsler und Beat Graf, v.l.n.r., Credit: Florian Kalotay, Zürich) sind am Umbau beteiligt. Ebenso am Zürcherhof und Swiss Life Brannhof (Bilder unten, Nightnurse Images AG, maaars, Zürich).

Historische Gebäude aus Stahl und Stein im Umbau

Von: Ginger Hebel

14. April 2023

Etliche bekannte Gebäude in Zürich sind derzeit eingerüstet und werden umgebaut. Die Plattform zhtreat informiert über die bauliche Entwicklung der Stadt. Alle können zusehen, wie sich Zürich verändert. 

Zürich wächst in die Höhe und in die Breite. Jede erdenkliche Lücke wird optimiert und verdichtet. Derzeit stehen viele prägnante Gebäude in der Innenstadt im Umbau. Sie sind eingerüstet, die Sicht ist verdeckt. Was sich hinter den monströsen Bauabsperrungen verbirgt, bleibt verborgen. Für die Öffentlichkeit zumindest. Das möchten die Zürcher SPPA-Architekten Hans Peter Häberli, Peter Trachsler und Beat Graf ändern. Die passionierten Architekten und ihr 40-köpfiges Kreativteam sind an zahlreichen Umbauprojekten in Zürich beteiligt. Aktuell renovieren sie mehrere historische Gebäude in der Innenstadt.

Für die Bevölkerung haben sie jetzt die Online-Plattform zhtreat.ch geschaffen, um Interessierten spannende Einblicke hinter Grossbaustellen zu gewähren. Auf der Plattform begegnen sich engagierte Menschen und Unternehmen, denen die Gestaltung und Entwicklung der Stadt Zürich ein grosses Anliegen ist. «Wir sind überzeugt, dass sich viele Menschen für diese bekannten Zürcher Gebäude interessieren und sich oft fragen, was mit ihnen passiert und was da eigentlich überhaupt gerade gebaut wird», sagt Architekt Beat Graf.

Im Mittelpunkt stehen verschiedene Umbauprojekte, darunter der Schanzenhof oder das Suva-Haus, ein charakteristischer Zeitzeuge der Sechzigerjahre, ebenso das Hypo-Haus, Spengler-Haus sowie der Swiss Life Brannhof an der Bahnhofstrasse. Das ehemalige Warenhaus Brann aus den 1920er-Jahren, besser bekannt als späteres Warenhaus Oscar Weber sowie Manor, wird umfassend saniert, umgebaut und zu einem modernen Büro- und Geschäftshaus umgestaltet. «Wir legen grossen Wert auf den sorgfältigen Umgang mit vorhandener Gebäudesubstanz», sagen die Architekten. Es sind Gebäude mit Geschichte, die ihren alten Glanz zurück erhalten wie das imposante Weisse Schloss am General-Guisan-Quai. Der weisse Wohnpalast aus dem Jahre 1889 des Architekten Heinrich Honegger wird derzeit aus dem Schlaf erweckt. Historische Fotos geben das Layout für die Dacheindeckung vor. Die Natursteinfassade wird gereinigt, restauriert und ergänzt. Die alten Fenster werden durch Holzfenster ersetzt, Holzrollläden werden eingebaut.

Kunst am Bau

Das Haus Metropol an prominenter Lage zwischen Stadthausquai und Fraumünsterstrasse markiert einen Höhepunkt des Historismus in Zürich. Es wurde 1892 als erstes reines Bürogebäude der Stadt von Heinrich Ernst entworfen und erbaut. «Interessant ist für uns der Reichtum der Fassade», sagt Architekt Hans Peter Häberli. Die auffallende Gebäudefassade glänzt mit ihren Zwiebeltürmen, Triumphbögen, Kapitellen, Zieramphoren und Muscheln. Zwischen steinernen Pfeilen befinden sich Elemente aus Glas und Eisen. Die Gebäudehülle wurde umfassend auf dem Fundament alter Handwerkstechniken saniert. «In den Obergeschossen verarbeiteten wir Kunststein- und Betonelemente, die täuschend echt wie Sandstein aussehen», erklärt Häberli.

Auch in den Umbau des Zürcherhofs am Limmatquai sind die SPPA-Architekten involviert. Das heutige, stark purifizierte Erscheinungsbild wirkt auf die Fachleute banal und für den Ort unangemessen. Die Fassade des Hauses wurde im Lauf der Zeit mehrmals umgestaltet, die aufwendigen Jugendstil-Elemente entfernt. Im Gebäude aus dem Jahre 1837 befand sich früher das Hotel Goldene Krone, respektive Zürcherhof. Es war berühmt für seine Aussicht von der Dachterrasse auf das Bellevue, den See und das Grossmünster. 1907 wurde das Gebäude in ein Geschäftshaus mit Kino und Café umgebaut. «Ziel der geplanten Sanierung ist die Erfüllung zeitgemässer Nutzungsanfroderungen mit Retailflächen und Büros», erklärt Architekt Peter Trachsler.

Bei der Umsetzung stehen sie in engem Kontakt mit der städtischen Denkmalpflege. «Die Platzverhältnisse sind eng, das ist eine grosse Herausforderung. Ebenso der Brandschutz und die moderne Haustechnik», erklärt Trachsler. So sei es heute in modernen Bürogebäuden unerlässlich, gekühlte Decken einzubauen. «Die Revitalisierung der Hoteldynastie können wir am Limmatquai mit dem Zürcherhof weiterverfolgen», freut sich Peter Trachsler.

Digitales Guckloch

Peter Trachsler, Hans Peter Häberli und Beat Graf sind die leitenden Köpfe hinter SPPA. 2011 haben sie Martin Spühler in seinem traditionsreichen Zürcher Architekturbüro abgelöst. Sie kontrollieren die Qualität in allen Bauphasen und lassen ohne grosses Spektakel präzise, eindrückliche Bauten entstehen. Die Architekten setzen sich intensiv mit der Stadt Zürich und ihrem wandelnden Erscheinungsbild auseinander. Sie erhalten Gebäude, um charakteristische Merkmale zu bewahren. Beim Suva-Haus am Schanzengraben beispielsweise konnte dieser Anspruch mit neuer Technik kombiniert werden. So bestehen die heutigen Bänder aus Solarmodulen und leisten somit einen wichtigen Beitrag betreffend Nachhaltigkeit.

Am Umbau des ehemaligen Modehauses Spengler an der Sihlstrasse sind sie ebenfalls involviert. Die bestehende Fassade wird geöffnet, um weitere Nutzungen zu ermöglichen. Die vorfabrizierten Beton-Elemente werden in den neuen Entwurf integriert, ebenso die Blumentröge. Fünf Untergeschosse bilden den imposanten Unterbau, somit erinnert das Haus an einen Eisberg. «Es ist gewaltig, in der heutigen Zeit würden fünf Untergeschosse kaum mehr bewilligt», sagt Beat Graf. Die Plattform zhtreat.ch informiert nicht nur über die bauliche Entwicklung in der Stadt Zürich, sondern auch über die Menschen, die diese Umbauten überhaupt erst möglich machen. Handwerker, Polier, Bauführer. «Wir bieten der Öffentlichkeit ein digitales Guckloch», bringt es Peter Trachsler auf den Punkt. «Alle dürfen dabei zusehen, wie sich Zürich verändert.» Weitere Informationen: zhtreat.ch Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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