Ab Sommer wird der Trambetrieb der Linie 13 in Wipkingen / Höngg eingestellt.

Höngg wird abgenabelt

24510 Hönggerinnen und Höngger werden für 13 Monate vom Tramverkehr abgeschnitten. Die Bauarbeiten bringen massive Einschränkungen mit sich.

Anita Lengger befürchtet, vom Rest der Stadt abgeschottet zu werden. Seit 44 Jahren wohnt sie an der Ackersteinstrasse in Höngg, unweit einer Tramhaltestelle. Ab dem 16. Juli 2022 bis zum 18. August 2023 wird der Trambetrieb der Linie 13 ab Escher-Wyss-Platz jedoch eingestellt. «Wir Bewohner werden vom Tramverkehr abgeschnitten. Das gibt mir ein ungutes Gefühl.» Die Tramgleise zwischen Wipkingerplatz und Ottenbergstrasse müssen ersetzt und gespreizt werden. In der Hönggerstrasse wurden sie in den Jahren 1988 bis 1990 letztmals ersetzt, in der Limmattalstrasse stammen sie aus den Jahren 1973 bis 1975. Gleichzeitig werden die Abwasserkanäle, Wasser-, Gas- und Stromversorgungsleitungen erneuert. Bauen unter Verkehr ist gemäss Tiefbauamt nicht möglich. «Die Platzverhältnisse sind abschnittsweise sehr eng. Ausserdem befinden sich einige Werkleitungen und Kanäle unter den Gleisen. Dank der Einstellung des Trambetriebs kann die Bauzeit auf das absolute Minimum von rund 1,5 Jahren reduziert werden», erklärt Sabina Mächler vom Tiefbauamt.

Am Montag haben die Bauarbeiten begonnen. Die Höngger- und die Limmattalstrasse im Abschnitt Wipkingerplatz bis Ottenbergstrasse sind für den Durchgangsverkehr gesperrt. Direkt in der Bauzone befindet sich der Bindella-Hauptsitz. «Unsere Vinoteca bleibt offen. Wir hoffen, dass die Kundschaft weiterhin den Weg zu uns finden wird», sagt Rudi Bindella jr. Die VBZ richten einen Ersatzbusbetrieb ein, vom Escher-Wyss-Platz über die Rosengarten-, Nord- und Ottenbergstrasse via Meierhofplatz bis zum Frankental und zurück zum Escher-Wyss-Platz. Zudem werden in den Stosszeiten zusätzliche Kurse der Buslinie 46 zwischen Central und Wartau verkehren. «Das Gebiet bleibt somit während der Bauzeit durch den ÖV erschlossen», sagt Tobias Wälti von den VBZ. Aber: Aufgrund der knappen Platzverhältnisse kann in der Limmattal-/Hönggerstrasse kein Ersatzverkehr angeboten werden, da nur eine Fahrspur zur Verfügung steht, die dem Baustellenverkehr und Anwohnern vorbehalten ist. «Würde diese vom Ersatzbus befahren werden, würde sich die Bauzeit erheblich verlängern», sagt Wälti.

Lange Zeitspanne

Für die Anwohnerinnen und Anwohner entstehen längere Reisezeiten in die Innenstadt und je nach Wohnort weitere Wege zu den Haltestellen. Zudem befürchten einige, dass es zur Verkehrsüberlastung kommen wird. Der Höngger Quartiervereinspräsident Alexander Jäger kann die Sorgen verstehen. «Einschränkungen wird es für alle geben. Auswirkungen werden sich jedoch erst abzeichnen, wenn die Bauarbeiten beginnen und die Massnahmen zeigen, ob sie auch greifen.» Sabina Mächler vom Tiefbauamt betont, dass es eine Herausforderung sei, Verständnis zu schaffen und möglichst gute Ersatzlösungen anzubieten. «Die Einschränkungen für die Anwohnenden sind massiv, das sind wir uns bewusst.»

Auch das Alterszentrum und die Genossenschaftssiedlung Sydefädeli mit 176 Wohnungen sind von der Grossbaustelle tangiert. «Mühsam für die Betroffenen ist vor allem die lange Bauzeit von über einem Jahr», sagt Peter Keller, Geschäftsstellenleiter BDZ. Thomas Lüssi wohnt an der Hönggerstrasse und wird in den nächsten Monaten mit Lärm und Dreck vor der Haustüre leben müssen. «Das ist einschneidend. Aber die Gleise müssen ersetzt werden. Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen die beste Lösung gesucht haben. Da sind Profis am Werk.»

Zum Ärger der Anwohnenden werden während der Bauarbeiten 116 öffentliche Parkplätze im Baubereich etappenweise aufgehoben. 35 werden dauerhaft entfernt, weil die Tramgleise durch die Gleisspreizung mehr Platz brauchen. Der Meierhofplatz erhält zudem eine neue Kombihaltestelle für Bus und Tram. Alexander Jäger: «Das ist an sich eine gute Sache. Blöd ist nur, dass der Baubeginn ebenfalls auf diesen Sommer fällt. Wir Höngger haben in dieser Beziehung jetzt einfach Pech.» Da auch für diese Bauarbeiten der Trambetrieb unterbrochen werden muss, wurden sie gemäss Tiefbauamt zeitlich mit dem Projekt Höngger-/Limmattalstrasse zusammengelegt.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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