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Stehen diesen Sommer bei Herrn und Frau Zürcher (notgedrungen) hoch im Kurs: Wanderferien in den Schweizer Bergen wie hier nahe des Lago Ritom im Kanton Tessin. Bild: wikipedia/Mgloor

Hoffnungsschimmer für die Tourismusbranche

Von: Sacha Beuth

26. Mai 2020

Nach Bekanntgabe über die geplanten Grenzöffnungen zu den Nachbarstaaten in den kommenden Wochen haben die Buchungen bei den Tourismusanbietern in und um Zürich zwar kaum zugenommen, da viele Kunden die weitere Entwicklung abwarten. Trotzdem schaut die Branche wieder optimistischer in die Zukunft.

Sofern es die epidemische Entwicklung des Coronavirus erlaubt, sollen am 15. Juni die Grenzen von Deutschland, Österreich und Frankreich zur Schweiz wieder geöffnet werden. Zudem hat Italien – wenn auch bislang einseitig – angekündigt, seine Tore bereits am 3. Juni wieder zu öffnen. Für zahlreiche Zürcher Reiselustige, vor allem aber für die hiesige Tourismusbranche sind das höchst erfreuliche Nachrichten.

Rekord für 2021

Allerdings zeigt sich die Kundschaft darüber beim Buchen noch zurückhaltend. «Für diesen Sommer verzeichnen wir bislang nur auf sehr tiefem Niveau Buchungen für Ferien in Italien, Deutschland, Frankreich oder Österreich», erklärt Bianca Gähweiler, Kommunikationsverantwortliche von Hotelplan. Dem schliesst sich Bianca Rühle, Marketingleiterin beim Flusskreuzfahrt-Spezialisten Thurgau Travel, an. «Dafür verzeichnen wir für 2021 einen Rekord beim Vorbuchungsstand.» Und auch Walter Fink, Co-Geschäftsführer von Rolf Meier Reisen, bestätigt, dass die Kunden generell noch zuwarten würden. Trotzdem sieht er einen Hoffnungsschimmer am Horizont. «Wir gehen davon aus, dass sich zumindest innerhalb Europas das Reisen bald wieder normalisieren wird.»

Das ist auch dringend nötig, denn die Verluste der Reisebranche sind enorm. «Wir rechnen mit einem Umsatzeinbruch von rund 70 Prozent», betont Fink. Eine Zahl, die auch Dieter Zümpel, CEO DER Touristik Suisse, schon in den Medien genannt hat. Bei Hotelplan kann man darum zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Stellenabbau nicht ausschliessen. «Ob – und falls ja in welchem Ausmass – es aber dazu kommt, hängt von den aktuellen Abklärungen sowie den Entwicklungen der politischen Rahmenbedingungen in unserer Branche ab», so Gähweiler.

Bei der Frage, ob die von verschiedenen Seiten gehörte Aufforderung, im Inland die Ferien zu verbringen, erhört worden sei und diesbezügliche Buchungen stiegen, sind die Antworten unterschiedlich. «Was Ferienwohnungs-Buchungen von Schweizern in die Schweiz anbelangt, liegen sie für die Sommerferien – Stand heute – über Vorjahresniveau. Besonders beliebt sind dabei Unterkünfte im Tessin, Graubünden oder im Wallis», erzählt Hotelplan-Sprecherin Gähweiler. Fink hingegen kann für Rolf Meier Reisen nicht mehr Schweizer Buchungen im eigenen Land als in den Vorjahren feststellen. «Kunden, die einen Urlaub am Meer oder eine Rundreise mit dem Mietwagen durch Irland gebucht haben, werden diesen nicht einfach mit Bergferien in der Schweiz ersetzen, sondern auf ein eher späteres Datum verschieben.» Für viele Reiseanbieter ist zudem entscheidend, wann auch Fernreisen mit dem Flugzeug wieder möglich sein werden.

Einigkeit herrscht in der Branche dagegen wieder bei einem anderen Punkt: Die durch Corona entstandenen Ausfälle wird man nicht kompensieren können. «Das ist nicht möglich, da beispielsweise bei uns vergangene Abfahrten zeitlich und kapazitätsmässig nicht mehr aufgeholt werden können. Jetzt geht es aber primär darum, die Sommersaison 2020 gut und schnell aufzugleisen, um reisewilligen Schweizern doch noch einen guten und sicheren Service zu bieten», sagt Rühle von Thurgau Travel.

Obwohl viele Destinationen noch nicht bereist werden können, gibt es aus Sicht des Kunden aber auch gute Nachrichten. Laut Gähweiler und Fink dürften die Preise anfangs sinken. Zudem habe es zumindest bei Hotelplan für jede Destination noch genügend Kapazitäten. Ein Ferienziel besonders empfehlen oder von einem abraten will zum gegenwärtigen Zeitpunkt – mit Ausnahme von Thurgau Travel, welche eine Rhein-Flussfahrt nahelegen – keiner der angefragten Anbieter.

Hoffen auf die Deutschen

Wie die Branchenvertreter, die sich um verreisende Kunden kümmern, so sind auch diejenigen, die Touristen empfangen, generell froh über die geplanten Lockerungen. Gemäss Martin von Moos, Präsident der Zürcher Hoteliers, konnte für die Destination Zürich seither zwar ebenfalls noch kein erhöhtes Buchungsaufkommen festgestellt werden. «Doch wir sind optimistisch, dass es nach der Grenzöffnung bald wieder aufwärtsgeht, da die Schweiz weltweit als sicherer Hafen angesehen wird.» Von Moos wie auch Ueli Heer, Mediensprecher von Zürich Tourismus, setzen dabei insbesondere auf die Deutschen. «Nach den Nordamerikanern, die 70 Prozent der ausländischen Touristen in Zürich stellen, bildeten sie bislang unsere stärkste Kundschaft.» Für sie und die anderen Touristen schnürte Zürich Tourismus ein neues Paket, das Hotelübernachtungen zusammen mit der Zürich Card günstiger anbietet. «Preissenkungen werden aber nicht das entscheidende Kriterium sein, um unsere Kunden zurückzuholen», findet von Moos. «Viel wichtiger ist, dass das Freizeitangebot in und um Zürich wieder vollumfänglich genutzt werden kann. Dass grössere Events bald wieder durchgeführt werden können und Theater, Museen und Bergbahnen wieder öffnen.»

Was ist Ihre Meinung zum Thema: echo@tagblattzuerich.ch

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