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2010 wurde die Ausnüchterungs- und Betreuungsstelle in der Regionalwache City in Betrieb genommen. Politiker der Grünen und AL sind überzeugt: Die Polizisten halsen sich mit der ZAB zu viel Verantwortung auf. Bild: Nicolas Y. Aebi

"Hotel Suff" macht wieder Probleme

02. Februar 2021

Ernüchterung: Ein berauschter 43-Jähriger wurde von der Polizei ins «Hotel Suff» gebracht, wo sich sein Zustand verschlechterte. Tags darauf starb er im Spital. Für die Fraktionen Grüne und AL zeigt der tragische Vorfall Mängel auf. 

Wer betrunken oder unter Drogen randaliert, handgreiflich wird und eine Bedrohung für andere darstellt, wird von der Polizei in Gewahrsam genommen. Den Rausch schläft er im sogenannten «Hotel Suff» aus. Nicht immer verläuft die Ausnüchterung glimpflich. Am 19. Dezember 2020 ereignete sich in der Zentralen Ausnüchterungs- und Betreuungsstelle (ZAB) ein tragischer Zwischenfall. Nachdem ein 43-Jähriger eingeliefert wurde, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand drastisch. Er musste von einem Notarzt reanimiert und ins Spital gebracht werden, wo er verstarb.

«Ein Systemfehler»

Für die Fraktionen Grüne und AL zeigt der Vorfall Mängel auf. «Die ZAB ist ein Systemfehler», sagt AL-Gemeinderätin Christina Schiller. So werde die Entscheidung, wer in die Ausnüchterungszelle gebracht werde, in den meisten Fällen nicht durch geschultes Gesundheitspersonal getroffen. Die AL und die Grünen gehen daher davon aus, dass solche tragischen Zwischenfälle unter den gegebenen Umständen nicht verhindert werden können. Sie fordern, dass die ZAB nicht mehr länger bei der Stadtpolizei Zürich in der Regionalwache City bleibt, sondern räumlich an eines der Stadtspitäler angeschlossen wird. «Nur so kann sichergestellt werden, dass medizinisches Personal auch im Notfall keine unnötige Zeit verliert», ist Christina Schiller überzeugt.

2020 wurden in der ZAB 814 Personen ausgenüchtert, darunter 690 Männer und 124 Frauen. Weil die Betrunkenen in den Zellen betreut werden, sind die Gebühren entsprechend hoch – bis zu 600 Franken pro Aufenthalt. Dass die eingelieferten Personen für diese Kosten selber aufkommen müssen, findet Christina Schiller nicht korrekt. «Es kann nicht sein, dass ein Straftäter für seinen Gefängnisaufenthalt nichts bezahlen muss, ein Betrunkener aber schon. Viel trinken ist noch keine Straftat.»

Polizei besser schulen

Die Zellen sind oft schlecht ausgelastet. Der Stadtrat will, dass die ZAB lediglich noch in der Nacht geöffnet ist. Die Erfahrung zeigt, dass nicht hauptsächlich jugendliche Kampftrinker eingeliefert werden, sondern vermehrt ältere Personen mit einer Alkoholsucht und psychischen Problemen. «Den Polizistinnen und Polizisten wird mit der ZAB zu viel Verantwortung aufgehalst. Sie brauchen eine bessere Schulung im Umgang mit Personen, die psychische Verhaltensprobleme aufweisen», sagt Grüne-Gemeinderat Luca Maggi. Nur so könnten sie adäquat reagieren. Die Stadtpolizei möchte dazu aktuell keine Stellung beziehen, weil entsprechende Vorstösse eingereicht wurden.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

 

 

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