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Hanna Scheuring leitet seit bald zehn Jahren das Zürcher Bernhard Theater. Bild: T+T Fotografie

Humor funktioniert nicht ohne Selbstvertrauen

Von: Ginger Hebel

28. Februar 2023

Schauspielerin und Regisseurin Hanna Scheuring führt seit bald zehn Jahren mit Herzblut das Zürcher Bernhard Theater. Demnächst steht sie in ihrem «eigenen» Theater als Spitex-Pflegerin auf der Bühne. 

Hanna Scheuring kommt strahlend ins Café des Bernhard Theaters, begrüsst die Gäste und bestellt einen Tee. Anstrengend und herausfordernd seien sie, die Endproben, wenn auch sie grossen Spass machen. «Die Nervosität steigt. Auch Selbstzweifel überkommen mich gerade», sagt der Bühnenprofi. Ab 8. März steht die Schauspielerin und Regisseurin in einer Eigenproduktion des Zürcher Bernhard Theaters auf der Bühne. In der Krimi-Komödie «2 Engel für Harry – ein Fall für die Spitex» spielen sie und ihre Schauspiel-Kollegin Wanda Wylowa Spitex-Pflegerinnen, die den alten Harry versorgen – als Frauen-Clown-Paar.

Die 57-Jährige spielt auf der Bühne ihres «eigenen» Theaters. Seit 2014 leitet sie das Traditions-Theater am Zürcher Sechseläutenplatz, führt 30 Angestellte. «Wir erhalten keine Subventionen, somit tragen wir das finanzielle Risiko selbst. Meine kaufmännische Seele ist gefordert; seit der Pandemie ganz besonders.» Lange stand das kulturelle Leben still. Auftritte wurden verschoben und abgesagt, niemand wusste, wie es weitergeht, ob sich die Ränge im Theater je wieder füllen, ob Applaus und Lachen zurückkehren. «Seit ein paar Wochen spüre ich deutlich, wie sich die Situation ändert, die Menschen wieder unbeschwerter sind. Sie kommen gerne ins Theater, und das ist wunderschön.»

Tradition erhalten

Hanna Scheuring ist die jüngste von vier Töchtern. Sie erinnert sich gut, wie sie als kleines Mädchen im Keller ihres Elternhauses stundenlang Kleider anprobierte und Theaterstücke einstudierte. Wie sie es liebte, in fremde Rollen zu schlüpfen und Leute zu unterhalten. Sie ging den klassischen Weg. Nach der Schauspiel-Ausbildung am Konservatorium für Musik und Theater in Bern zog sie nach Deutschland, wo sie an verschiedenen Theatern spielte. Zurück in der Heimat, wurde sie durch ihre Rolle der «Vreni» in der Sitcom «Fascht e Familie» landesweit bekannt. Auch in der Soap Lüthi und Blanc spielte sie mit. «Das ist alles lange her. Doch sobald Wiederholungen im Fernsehen zu sehen sind, spricht mich das Publikum vermehrt darauf an», sagt Hanna Scheuring und lächelt.

Sie lächelt oft und gern. Legt Wert auf ein harmonisches Umfeld. Karriere um jeden Preis, das kam für sie nie in Frage. Seit bald zehn Jahren leitet sie das Bernhard Theater, das 1941 vom Volksschauspieler und Komiker Rudolf Bernhard gegründet wurde. Es sei ihr Auftrag, Tradition zu erhalten, das Volkstheater aber auch weiterzuentwickeln, «damit es sich erneuert und nicht verstaubt». Theater, da ist sich Scheuring sicher, soll den Geist herausfordern. «In erster Linie aber das Herz berühren.»

Sie muss den Kopf hinhalten, wenn etwas schiefläuft. «Aber den Chef raushängen, das liegt mir nicht.» Stattdessen löse sie Probleme gerne liebevoll – «auf die weibliche Tour». Mit Reden und Zuhören. «Gute Teamarbeit und ein respektvolles Miteinander sind mir wichtig.» Sie hat erreicht, was sie immer wollte. Sie darf den Beruf ausüben, der ihr am Herzen liegt, «das ist keine Selbstverständlichkeit, dafür bin ich dankbar». Vom Vater ihrer beiden erwachsenen Kinder ist sie geschieden. Seit vielen Jahren geht sie mit Daniel Rohr durchs Leben. Er führt mit dem Rigiblick ebenfalls erfolgreich ein Theater in der Stadt. Sie spielt, er führt Regie – und umgekehrt. Sie teilen die Leidenschaft für die Bühne. «Wir trennen Privates und Berufliches nicht. Wir besprechen und reden über alles, profitieren von unserer Erfahrung. Das sehe ich als grossen Vorteil.» Gemeinsam leben sie in der Stadt Zürich und im Zürcher Oberland. «Manchmal brauchen wir die Stille, dann fahren wir aufs Land. Wir hören den Kauz rufen und beobachten die Rehe auf der Wiese. Das ist Frieden pur.»

Auf der Bühne darf Hanna Scheuring bald so richtig lustig sein, Witze reissen und Sprüche klopfen. «Es gibt zwar zum Glück immer mehr weibliche Comedians, aber dennoch fehlen grosse Vorbilder.» Humor, ist sie überzeugt, funktioniere nicht ohne Selbstvertrauen. Wenn das Stück vorbei ist, wird sie sich wieder verstärkt um ihren Job als Theaterleiterin kümmern, um die Kasse, die Garderobe, die Bestuhlung. Im Sommer, wenn die Theater schliessen, gönnt auch sie sich eine mehrwöchige Pause. Ein weiteres Ziel: Mit ihrem Partner zu Fuss von Zürich nach Sizilien wandern.

Tickets zu gewinnen!

Das «Tagblatt» verlost 2 × 2 Tickets für «2 Engel für Harry» am 12. März, 19 Uhr, im Zürcher Bernhard Theater. Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Namen, Adresse, Telefon und dem
Betreff Engel an: gewinn@tagblattzuerich.ch

Spielplan unter:

www.bernhard-theater.ch

 

 

 

 

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