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Im Ex-Manor-Haus weht ein neuer Wind
Von: Ginger Hebel
Grossprojekté: Drei Jahre nach dem erzwungenen Auszug der Warenkette Manor eröffnen im Herbst neue Läden und Büros im umgebauten Gebäude. Das Café Felix zieht ein, und H&M bringt das Label Arket in die Schweiz.
Seit drei Jahren steht der ehemalige Manor an der Bahnhofstrasse im Umbau. 250 Bauarbeiter waren zu Spitzenzeiten pro Tag auf der Grossbaustelle beschäftigt, langsam, aber sicher werden die Absperrungen entfernt und das historische Gebäude erstrahlt in neuem Glanz. Diesen Oktober ziehen die ersten Mieterinnen und Mieter ein. Die Nachfrage sei sehr gross gewesen, den Zuschlag haben letztlich vor allem ausländische Brands erhalten, darunter die englische Kosmetik- und Seifenmarke Lush, der US-amerikanische Automobilkonzern General Motors, der einen Showroom mit dem Fokus auf Elektroautos eröffnet, sowie das spanische Bekleidungsgeschäft Massimo Dutti. Als bisher einziges Schweizer Unternehmen zieht das Café Felix ein, das zur Confiserie Teuscher gehört.
Im Dezember eröffnet Arket (gehört zur schwedischen H&M-Gruppe) seine erste Filiale in der Schweiz. Im Angebot stehen hochwertige Produkte für Damen, Herren und Kinder sowie Wohn-Accessoires. Dazu gehört ein vegetarisches Café mit nordischen Gerichten und Aussenplätzen. «Wir wollen die Lintheschergasse neu beleben», sagt Giorgio Engeli, Leiter Portfolio Management von Gebäude-Besitzerin Swiss Life. Ein klassisches Warenhaus wird es hier im Zentrum von Zürich aber nicht mehr geben. «Im Fokus steht ein guter Mietermix und ein spannendes Angebot. Der Erlebnis-Charakter ist gefragter denn je», sagt Engeli. Der freigelegte Lichthof sorgt für Tageslicht in den künftigen Büros der oberen Etagen. Sie werden belegt vom japanischen Versicherungskonzern Sompo sowie McKinsey. «Moderne Büroflächen an zentraler Lage werden immer wichtiger, die Nachfrage ist enorm», sagt Engeli. Gängige Marktpreise an dieser Lage: zwischen 750 bis 900 pro Quadratmeter für Büros, 5000 bis 9000 Franken für Retail. Die künftigen Mieterinnen und Mieter werden die Ladenflächen langfristig mieten, auch deshalb, weil teils aufwendige Ausbauten nötig sein werden wie im Fall von General Motors mit seinen Auto-Ausstellflächen.
Wo einst die Rolltreppe des Manors nach oben führte, sind jetzt die Glasmalereien des Künstlers Otto Morach originalgetreu sichtbar. Christoph Kling, Projektleiter Bau, ist stolz auf die gut 4000 Gläser der bestehenden 100-jährigen Fenster und 494 Bleiverglasungen, die aufwendig restauriert und wieder in die sanierten Holzfensterrahmen eingesetzt wurden. Auch die Originalfenster an der Bahnhofstrasse 79 konnten wiederhergestellt werden. «Die Geduld hat sich ausbezahlt.»
Die Planungen für den Umbau begannen bereits vor elf Jahren, allerdings verzögerte ein Rechtsstreit zwischen Swiss Life und Manor um die geplante Mieterhöhung das Projekt mehrmals. Anfang 2020 musste Manor das Warenhaus nach 35 Jahren schliessen. Swiss Life investierte für die Sanierung über 100 Millionen Franken und arbeitete eng mit dem Denkmalschutz zusammen. «Es handelt sich um ein sehr altes Gebäude, umso wichtiger sind Brandschutz, Erdbebensicherheit und Energie-Effizienz, was grosse Herausforderungen beim Umbau bedeutete», erklärt Kling.
Das Gebäude mit seiner imposanten Pfeiler-Fassade wurde 1912 für den jüdischen Kaufmann Julius Brann erbaut und von ihm als Warenhaus eröffnet. 1939 verkaufte er es an Oscar Weber, der ebenfalls erfolgreich einen Einkaufstempel führte. In der Folge nutzten Vilan und Manor das Gebäude als Warenhaus. Der Prestigebau umfasst neu dreizehn Ladeneingänge und 20 Schaufenster in Baubronze. Für den südlichen Treppenturm gestaltete der Zürcher Künstler David Renggli eine Lichtinstallation aus Neonröhren sowie, am nördlichen Turm, ein Glockenspiel. Einmal täglich erklingt eine Sequenz aus Led Zeppelins «Stairway to heaven».
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