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Gehen in «Stadt Land Talent» in der ganzen Schweiz auf Talentsuche: SRF-Talentscouts Jonny Fischer, Stefanie Heinzmann und Luca Hänni. Bild: SRF

Innovativ auf allen Kanälen

Von: Sacha Beuth

09. März 2021

Letzten Donnerstag gab die SRF-Geschäftsleitung um Direktorin Nathalie Wappler den Medien einen Einblick in die Programmhöhepunkte und weiteren Grossprojekte des laufenden Jahres. Im Zentrum standen dabei zwei neue Serien, eine neue Talentshow, ein neues Radiostudio und ein neues Online-Format für junge Frauen. Beim Sport will man wieder mit Live-Berichten vor Ort punkten – wenn es Corona zulässt.

Wegen Stellenabbau und der Absetzung einiger beliebter Formate wie «Sport aktuell», «Eco» oder «Einstein spezial» aufgrund von Sparmassnahmen war das Schweizer Radio und Fernsehen SRF mit Direktorin Nathalie Wappler zuletzt arg in die Kritik geraten. Nun gibt es vom Leutschenbach wieder positive News zu vermelden. So dürfen sich die Zuschauer, Hörer und User der SRF-Angebote im 2021 auf eine ganze Palette neuer Formate freuen, wie die SRF- Geschäftsleitung am letzten Donnerstag bei einer virtuellen Medienkonferenz bekanntgab.

Nähe als Vorteil

Im Bereich Kultur sind es vorab zwei neue TV-Serien, mit denen der Staatssender punkten will. Einerseits mit der Krimikomödie «Tschugger» (Sendestart November 2021 aus SRF 1), in der zwei ungleiche Walliser Polizisten einen Mordversuch zu klären haben. Und andererseits mit dem Familiendrama «Neumatt» (Sendestart Oktober 2021 auf SRF 1), das sich um die Wirren und Intrigen der Familienmitglieder dreht, die einen Landwirtschaftsbetrieb geerbt haben. Bereits zu Jahresbeginn ging zudem die dritte Staffel von «Wilder» auf Sendung. Doch kann man sich mit Eigenproduktionen gegen internationale Medienunternehmen wie Netflix behaupten, die auch im Bereich Bildungsfernsehen immer stärker werden? «Angesichts des riesigen Budgets von Netflix kann kein nationaler Sender in dieser Beziehung mithalten», gibt SRF-Direktorin Nathalie Wappler zu. «Trotzdem haben wir einige Vorteile. Wir sind näher an der Schweizer Bevölkerung und erzählen Schweizer Geschichten aus einer Schweizer Perspektive – übrigens nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Radio und Online. So, wie wir die Schweiz präsentieren, kann das Netflix nicht.»

Gerade «Neumatt» sei ein gutes Beispiel hierfür, findet Kulturchefin Susanne Wille. «Hier stehen Themen im Mittelpunkt, die unser Land bewegen. Etwa der Stadt-Land-Konflikt oder die Probleme, die die moderne Landwirtschaft mit sich bringt.» Auf die Frage, warum man beim enormen Angebot an nationalen und internationalen Krimis mit «Tschugger» noch ein weiteres hinzufügen musste, antwortete Wille: «Weil – wie uns unter anderem auch Netflix oder ausländische Sender zeigen – das Krimigenre weiterhin beliebt ist. Abgesehen davon handelt es sich bei ‹Tschugger› um eine Kriminalkomödie, die für ein jüngeres Zielpublikum entwickelt wurde.» Der Humor, der Witz stehe im Vordergrund. Man sei damit also durchaus innovativ unterwegs. Das findet auch Reto Peritz, Interims-Abteilungsleiter Unterhaltung, als die gleichen Vorbehalte zur neuen Talentshow «Stadt Land Talent» (Start 18. September 2021 auf SRF 1) gemacht werden. «Dieses Format geht viel mehr in die Tiefe, als es vergleichbare Formate bei anderen Sendern tun. Unsere Scouts Jonny Fischer, Stefanie Heinzmann und Luca Hänni besuchen die Talente zu Hause. Sie stellen die Personen vor Ort vor und liefern Hintergrundgeschichten.» Abgesehen davon sei es wichtig, heimischen Talenten in der Schweiz selbst eine Plattform zu bieten.

Eine Plattform geboten werden soll auch Frauen unter 30 Jahren und ihren Alltagsgeschichten im neuen Online-Gefäss «We, Myself & Why». Doch warum wird ein solches Format nur auf Instagram und nicht auch im linearen Fernsehen gezeigt? «Wir müssen da hingehen, wo sich unsere Hauptzielgruppe befindet. Und das sind bei Frauen unter 30 Jahren nun mal die Social-Media-Kanäle. Auch ist das Format optisch explizit für Instagram designt», erklärt Peritz. Multimedia habe zwar hohes Gewicht – laut Audio-Chefredaktorin Lis Borner will man etwa Radiosendungen wie «Zeitblende» auch für online aufbereiten. «Aber es ist falsch zu denken, dass alles, was online läuft, auch im linearen TV laufen muss», so Peritz. Trotzdem will er die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass «We, Myself & Why» in Zukunft auch im Fernsehen gezeigt wird, «wenn sich daraus ein längeres Format entwickelt».

Zürich wird News-Zentrum

Eine weitere wichtige Neuerung, die 2021 mit sich bringt, ist der im Februar begonnene Bau der Radio Hall, die das heutige Radiostudio Brunnenhof ersetzen und in die schrittweise bis Ende August 2022 Radio SRF 1, SRF 3, Virus und Musikwelle einziehen sollen. Wie bereits im Dezember 2019 angekündigt wird der Standort Leutschenbach zu einem Kompetenzzentrum für Aktualität und digitale Entwicklung umgewandelt. Das hat zur Folge, dass rund 70 Mitarbeitende der Radio-Nachrichtenredaktionen von Bern nach Zürich ziehen werden.

Im September werden dann sowohl im Radio, TV wie online die Bundestagswahlen in Deutschland das aussenpolitische Topthema bei SRF bilden. Der Frage um die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel wird vor, während und nach dem Wahltag von zahlreichen Korrespondenten vor Ort nachgegangen.

Und natürlich steht wiederum der Sport im Fokus, zumal 2021 wegen der Verschiebungen von Fussball-EM und Olympischen Sommerspielen zu einem Jahr für grosse Sportevents wird. «Wir freuen uns, dass wir wiederum alle Spiele der Euro live zeigen können», sagt SRF-Sportchef Roland Mägerle. Mit Ausnahme der Championsleague / Europaleague im Fussball habe man überall im gleichen Mass die Übertragungsrechte für die kommenden Jahre sichern können oder strebe dies bei anstehenden Verhandlungen – etwa mit der Uefa in Zusammenhang mit den Qualifikationsspielen der Schweizer Fussballnati – an. Ausserdem baue man die Liveberichterstattung namentlich im Handball und Volleyball weiter aus und will – wenn es Corona zulässt – auch bei ausländischen Events wieder vermehrt vor Ort berichten. So soll etwa ein gleich grosses Journalistenteam nach Tokio reisen wie bei den letzten Olympischen Sommerspielen.

Last but not least sorgt auch die finanzielle Situation für etwas Licht am Horizont. «Wir sind jetzt mit allen Projekten auf Kurs. Wenn nichts Unvorhersehbares geschieht, wird es keine zusätzlichen Einsparungen geben», betont Direktorin Wappler.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? echo@tagblattzuerich.ch

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