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Badegäste stören sich an den Garderobekästen der Zürcher Badis (im Bild Allenmoos). Politiker fordern, dass Schlösser vermietet werden. (Bild: CLA)

Irritation in den Zürcher Badi-Garderoben

Von: Clarissa Rohrbach

29. Juni 2022

Um die Garderobenfächer der Zürcher Badis abzuschliessen, müssen Gäste ihr eigenes Vorhängeschloss mitbringen. Dies sorgt bei Auswärtigen und Unwissenden für Unmut.

Endlich der Sprung ins Wasser. Tagblatt-Leserin M. K. wollte sich an diesem heissen Wochenende in der Badi Mythenquai erfrischen. Sie freute sich auf ihren ersten Besuch in einem der Zürcher Freibäder. Doch in der Garderobe folgte die Ernüchterung: Um den Kasten abzuschliessen, braucht es ein Vorhängeschloss. «Ich hatte keine Ahnung, dass man sein eigenes Schloss mitbringen muss», sagt die 34-Jährige. «Ich war ratlos.» Sie wendete sich an die Kassiererin, diese verkaufte ihr ein Schloss, ausleihen sei nicht möglich. Kostenpunkt: 12 Franken. M. K. konnte es nicht fassen. «Der Eintritt kostet bereits acht Franken und dann muss ich noch ein Schloss kaufen? Das ist eine Zumutung.»

Das Sportamt der Stadt Zürich sieht kein Problem in der Handhabung der Garderobekästen. «Der Einsatz von Kästen, die mit eigenem Schloss abgeschlossen werden können, hat sich in der Stadt bewährt», sagt Sprecherin Manuela Schläpfer. Das System sei einfach im Betrieb und verursache weniger Kosten im Unterhalt als Kästen mit integriertem Schloss, Schlüssel oder Depot. Für die Wertsachen hätten einige Badis kleinere Fächer, die gegen ein Depot abgeschlossen werden können. Im Gegensatz zu den Badis, wo es immer ein eigenes Schloss braucht, werden in den Hallenbädern Depotmaten eingesetzt.

Ausleihbare Schlösser?

Vor allem Leute, die neu in Zürich sind, oder Touristen wissen nichts von dieser speziellen Regelung. «Für diese ist es sehr ärgerlich», sagt Ernst Danner, ehemaliger Zürcher Gemeinderat und Präsident der EVP Stadt Zürich. Ihm schwebt ein Ausleihsystem vor, bei dem die Badis gegen eine Gebühr von zwei Franken und ein Depot von 20 Franken ein Schloss herausgeben. «Das würde praktisch keinen Aufwand verursachen», ist Ernst Danner überzeugt.

Noch radikaler ist der grüne Gemeinderat Urs Riklin. Für ihn ist klar: Die Schlösser müssen gratis sein. Er schlägt vor, dass diese für ein Depot von einem Franken ausgeliehen werden können. «Dass man jedes Mal ein Schloss für zwölf Franken kaufen muss, ist nicht optimal», sagt Urs Riklin. Er versteht, dass einige Besucher finden, dass abschliessbare Garderobekästen als Dienstleistung im Eintrittspreis inbegriffen sein sollten. Doch solange die Schlösser in den Badis erhältlich seien, sieht er keinen Handlungsbedarf. «Die meist historischen Garderoben umzurüsten, wäre ein ökologischer und ökonomischer Unsinn, das lohnt sich nicht», meint Riklin. Um verschliessbare Kästen zu finanzieren, müsste der Eintrittspreis für die Badis doppelt so hoch sein. Laut Riklin sind die meisten Badegäste Stammkunden, welche sich bestens auskennen. Das Problem bestehe nur für Auswärtige. Allerdings räumt der Politiker ein, dass die Stadt schlecht informiert. Auf deren Webseite steht zwar «Kleiderkasten gratis, eigenes Vorhängeschloss mitbringen», doch sei die Information nicht sofort ersichtlich. Und es dürften wenige Leute vor ihrem Badibesuch die Seite studieren.

«Es gibt meist Lösungen»

Laut Sportamt seien bei rund zwei Millionen Badegästen pro Jahr die Reklamationen sehr selten. «Falls jemand kein Schloss dabei hat oder dies nicht wusste, kann vor Ort meist eine Lösung gefunden werden», sagt Sprecherin Manuela Schläpfer.

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