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Bewusstlos, und jetzt? Viele Menschen wissen nicht, was tun, wenn etwas passiert. Doch Erste Hilfe ist wichtig.

Jede Minute zählt

Von: Ginger Hebel

27. Juni 2018

Nothilfe: Wenn etwas passiert, sind viele überfordert und wissen nicht, was tun. Auch Gaffer, die Unfälle fotografieren, sind ein zunehmendes Problem.

Auf der Strasse liegt ein verletzter Mann. Er bewegt sich nicht. Rundherum bildet sich eine Menschentraube. Rettungssanitäter Alexander Ott kennt dieses Szenario. «Die meisten sind überfordert, wenn etwas passiert. Hinzu kommt die Angst, etwas falsch zu machen. Falsch ist aber nur, wenn man nichts tut.» Auch Gaffer, die Unfälle fotografieren und filmen, seien ein zunehmendes Problem. «Wenn wir Rettungskräfte sie auffordern, uns durchzulassen, steigt bei einigen das Aggressionspotenzial.»

Rund 10 000 Personen erleiden in der Schweiz jedes Jahr einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Ein Grossteil stirbt daran, vor allem, weil das Umfeld nicht weiss, wie reagieren. «Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sind die ersten drei Minuten entscheidend», sagt Alexander Ott. Mit jeder zusätzlichen Minute, die verstreiche, sinke die Überlebenschance. «Deshalb ist Erste Hilfe, sprich Reanimation durch Laien, so wichtig, bis die professionellen Rettungskräfte eintreffen.»

Bei vielen liegt der letzte Nothelfer-Kurs Jahre zurück. «Wissen geht verloren, wenn man es nicht regelmässig auffrischt. Viele vergessen in der Panik sogar die Notrufnummer», sagt Alexander Ott. Der 39-Jährige ist Ausbildungsleiter bei der Rettungsschule SanArena in Zürich. Hier gibt es den schweizweit einzigartigen Nothilfeparcours, wo Alltagssituationen nachgebildet werden. Unter Anleitung wird das richtige Verhalten in Notfällen praxisnah geübt.

Alexander Ott ist seit 12 Jahren Rettungssanitäter. Verkehrsunfälle, Suizidversuche, Herzinfarkte. Viele Ereignisse sind prägend. «Ich erinnere mich an jedes Kind, das ich reanimiert und verloren habe», sagt Ott, selber zweifacher Vater. Als Rettungssanitäter ist er sensibilisiert und sieht Gefahren überall, auf jedem Klettergerüst, bei jeder Kreuzung.

Unvergessen auch sein erster Einsatz, als sich junge Männer ein Autorennen lieferten. Einer prallte in einen Baum und verstarb, der andere beging Fahrerflucht, weil er keinen Führerausweis besass. «Er liess das Unfallopfer einfach zurück. Diese Kaltblütigkeit hat mich erschüttert. Denn der Laienhelfer ist das erste Glied in der Rettungskette.»

Weitere Informationen:

Sanarena Rettungsschule
Zentralstrasse 12, Tel. 044 461 61 61

www.sanarena.ch

Tipps für den Notfall

1. Eigenschutz geht über alles. Im Strassenverkehr Warndreieck aufstellen. Immer Handschuhe anziehen zum Schutz vor Krankheiten.
2. Hilfe anfordern! Siehe Notrufnummern in der kleinen Box.
3. Patientenüberprüfung: Person ansprechen und schauen, ob sie reagiert. Ist die Atmung normal? Wenn ja, in die stabile Seitenlage bringen (Bild). Damit Personen durch die Verlegung der Atemwege (Zurückfallen der Zunge) nicht ersticken können.
4. Wenn der Patient bewusstlos ist und nicht atmet, sofort mit der Reanimation (Herzmassage) beginnen. Kleider entfernen, dann fest (5 bis 6 Zentimeter tief) und schnell auf die Mitte des Brustbeins drücken. Wenn möglich beatmen.
5. Patient nicht alleine lassen, bis professionelle Hilfe kommt.

Notrufnummern:

Sanität: 144
Polizei: 117
Feuerwehr: 118
Rega: 1414
Toxikologisches Institut (bei Vergiftungen): 145
Europäischer Notruf: 112

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