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Auch im Hallenbad City ist das Wasser ein Grad kälter. Das hält die Gäste nicht davon ab, zu schwimmen. (Bild: PD)

Kälteres Wasser passt nicht allen

Von: Clarissa Rohrbach

01. November 2022

Seitdem das Wasser in den Hallenbädern ein Grad kälter ist, gehen weniger Gäste schwimmen. Das Sportamt führt dies aber auf das schöne Wetter zurück. Eine Schliessung der Bäder schliessen die Behörden nicht aus. 

Zürich spart Energie. Im September gab der Stadtrat bekannt, welche Massnahmen ergriffen werden, um eine mögliche Strommangellage zu bewältigen. Ziel dabei ist es, möglichst viel Energie für den Winter in den Stauseen der Elektrizitätswerke zurückzuhalten. Einige Massnahmen betreffen die Einwohner der Stadt nur am Rande. So wurde unter anderem die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden reduziert und in der Verwaltung die Raumtemperatur auf maximal 19 Grad reduziert. Andere Massnahmen hingegen beeinflussen den Alltag der Zürcher stärker. So war angedacht, dass die Strassenbeleuchtung zwischen 1 und 5 Uhr abgestellt werden soll. Nach einer Empörungswelle und der Besorgnis um die Sicherheit der Frauen, die nachts unterwegs sind, entschied sich der Stadtrat, von dieser Massnahme abzusehen.

Anders bei den Hallenbädern. Es wurde entschieden, dass sowohl Wasser als auch Luft um ein Grad kälter sein sollen. Seit September ist die Temperaturreduktion in Kraft. Das heisst: Die Gäste baden im 28 anstatt 29 Grad warmen Wasser. Nicht betroffen sind die Schulschwimmanlagen.

Reduktion spürbar

Das stösst bei einigen auf Unverständnis. «Es gab vereinzelte Rückmeldungen von Badegästen», sagt Stefanie Süess, Sprecherin des Sportamts der Stadt Zürich. Diese hätten sich beklagt, dass die Temperaturreduktion spürbar sei. Das Sportamt verzeichnet im Vergleich zum Herbst des Vorjahres einen leichten Rückgang der Eintrittszahlen. Doch es macht nicht die Temperaturreduktion dafür verantwortlich, sondern das ausserordentlich schöne Wetter. «Bei Sonne werden die Hallenbäder weniger stark besucht», sagt Süess.

Mit der Temperaturreduktion in den Hallenbädern spart die Stadt 200 000 Kilowattstunden, das entspricht dem Verbrauch von 125 Zweizimmerwohnungen in einem Jahr. Im Vergleich zum ganzen Stromkonsum der ganzen Stadt ist das ein Tropfen auf dem heissen Stein. Pro Jahr konsumiert Zürich drei Milliarden Kilowattstunden Strom.

«Das ist das Mindeste»

Die Massnahmen stossen in der Politik auf Zustimmung. FDP-Präsident Përparim Avdili sagte zur «NZZ»: «Das ist das Mindeste, was die Stadt machen kann.» Auch SP-Präsident Oliver Heimgartner sagt, es sei wichtig, sich früh genug auf einen allfälligen Engpass bei der Stromversorgung vorzubereiten. Einzig von der städtischen SVP kommt Kritik. «Man hätte schon viel früher Kapazitäten aufbauen müssen, das ist jetzt die Quittung für diese Energiestrategie», sagt Präsidentin Camille Lothe.

Ob bei den Hallenbädern weitere Massnahmen folgen, lässt die Stadt offen. Sowohl eine weitere Temperaturreduktion als auch eine totale Schliessung der Bäder schliessen die Behörden nicht aus. «Das Sportamt wurde beauftragt, Massnahmen zu prüfen, um Energie zu sparen, der Stadtrat wird über deren Umsetzung entscheiden und informieren», sagt Stefanie Süess vom Sportamt. Ob weitere Massnahmen nötig sind, hängt stark vom Verlauf des Krieges in der Ukraine und den Entwicklungen in der globalen Energieversorgung ab. Man darf hoffen, dass den Zürchern ihre Bäder in diesem Winter erhalten bleiben. Kälteres Wasser nehmen sie allemal in Kauf.

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